Stationen einer Reise in die Tiefe der Ozeane sind die Gedichte in Dana Rangas Debüt "Wasserbuch". Auch in ihrem zweiten Band, "Hauthaus", geht es um verborgene Landschaften - doch sind es dieses Mal nicht subaquatische, sondern subkutane: Das Herz, die Schilddrüse, die Leber oder der Magen sind die Protagonisten dieses Buches, sie werden befragt und untersucht, und doch unterscheidet sich Dana Rangas Blick von dem der Mediziner, fehlt jenen trotz Messer und Mikroskop doch der Sinn für die Bedeutung des Belebten: "sie zeichnen auf / sie knacken Zell-Codes / erfahrene Hacker der Lust / Diebe der Intimität / sie suchen das Leben mit dem Skalpell und triumphieren / bei jedem Examen / und doch wissen sie nichts über sich / über Schönheit und Liebe". Dieses Nicht-Wissen, also das Sichtbare, zu ergänzen um das Unsichtbare und damit dem Rätsel vom Wesen der Schönheit und Liebe auf die Spur zu kommen, unternimmt Dana Ranga in diesem Buch - in Texten voller Muskelstränge und Nervenbahnen,voller Melancholie und Musikalität.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Schon der Titel von Dana Rangas neuem Buch verweist Nico Bleutge einmal mehr auf das außergewöhnliche Sprachgefühl der Autorin, der er schillernde Sprachbewegungen und eine "Feier des Assoziativen" verdankt. Die Frage, ob es sich bei den etwa mit Herz, Magen oder Milz überschriebenen Texten um Prosa oder Lyrik handelt, ist dem Kritiker egal, viel zu gebannt lässt er sich von der in Bukarest geborenen Autorin ebenso kritisch wie energisch durch die verschiedenen Schichten der Sprache führen. Großartig, wie Ranga etwa in dem Text "Hirn" wissenschaftliche Sprache mit Bildern sakraler Bauten und Erzählungen aus der Bibel verknüpft und dabei nicht nur die Gewaltgeschichte der christlichen Religion, sondern auch die vermeintliche Vormachtstellung der als "Großhirnkathedrale" bezeichneten Vernunft hinterfragt, lobt der Rezensent, der betont, dass es sich hier nicht um bloße Sprachspielereien handelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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» ... eine literarische Innenschau voll Assoziationskraft.« Petra Suchanek Pinzgauer Nachrichten 20170323