Geschichtsunterricht würde so viel mehr Spaß machen, wenn statt trockener Jahreszahlen und Ereignisabfolgen regelmäßige Exkursionen auf dem Stundenplan stünden. Auch baden-württembergische Landesgeschichte wird bei einer Schlossbesichtigung, im Freilichtmuseum oder im Firmenarchiv eher zum
unvergesslichen Erlebnis, als durch Auswendiglernen.
Im Silberburg Verlag erschienen neulich unterm Titel…mehrGeschichtsunterricht würde so viel mehr Spaß machen, wenn statt trockener Jahreszahlen und Ereignisabfolgen regelmäßige Exkursionen auf dem Stundenplan stünden. Auch baden-württembergische Landesgeschichte wird bei einer Schlossbesichtigung, im Freilichtmuseum oder im Firmenarchiv eher zum unvergesslichen Erlebnis, als durch Auswendiglernen.
Im Silberburg Verlag erschienen neulich unterm Titel "Hautnah dabei" acht landesgeschichtliche Reportagen aus Baden-Württemberg, die allesamt Lust darauf machen, auf eigene Faust noch mehr zu entdecken.
Manchmal ist Lesen allerdings sogar die angenehmere Alternative, denn Klaustrophobikern wirds vermutlich bereits ganz anders, wenn Pia Fruth berichtet, wie sie mit den beiden Höhlenforschern Fritz Mammel und Markus Boldt über glitschige Aluleitern 40 Meter senkrecht in einen Schacht nach unten krabbelt, um anschließend durch einen schmalen, 20 Meter langen Gang zu robben. Der Lohn? Atemberaubende Einblicke in die Herbert-Griesinger-Halle, eine Art Höhlenportal im einzigartigen, weit verzweigten Höhlensystem unterm idyllischen und sagenumwobenen Blautopf in Blaubeuren.
Zugegeben: Pia Fruths weitere Expedition für "Hautnah dabei" sind - was den körperlichen Einsatz angeht - nicht ganz so spektakulär wie ihr Ausflug ins Reich der schönen Lau, genau so spannend sind sie trotzdem.
Mit der "Kormoran", einem Arbeitsschiff der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, durchpflügen Forscher und Pia Fruth beispielsweise den Bodensee auf der Suche nach archäologischen Funden und entdecken über den Sonar nicht nur gesunkene Segelschiffe sondern auch das Wrack des beeindruckenden Schaufelraddampfers "Jura", das seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht.
Der rund 50 Meter lange Dampfer legt am 12. Februar 1864 mit 100 Passagieren an Bord, Seiden- und Baumwollballen sowie mit Käselaibe, Rindern und Brandeisen in Romanshorn ab und dampft Richtung Konstanz aus dem Hafen. Gegen elf Uhr taucht im dichten Nebel die "Stadt Zürich" auf und trotz intensiver Vorsichtsmaßnahmen sowie Ausweichmanövern auf beiden Seiten, wird die "Jura" gerammt und versinkt innerhalb von drei Minuten komplett unter den Wasserspiegel.
Dir historische, liebevoll restaurierte Fähre "Konstanz" ist ebenfalls ein Relikt aus früheren Zeiten und Zeuge lebendiger Schiffahrtskultur auf dem Bodensee. Nach 14 Jahren Renovierung stach sie 2011 zu ihrer zweiten Jungefernfahrt in See und schaukelt heute - wenn sie nicht gerade mit Schiffsliebhabern oder Touristen über den See tuckert - recht unauffällig am Anleger im Konstanzer Hafen.
Mindestens genau bewegt präsentieren sich die Geschichten um die Schlacht im Nördlinger Ries, um Pionier, Freigeist und Unternehmer Robert Bosch, um historische Baudenkmäler, die im Freilichtmuseum eine neue Heimat finden oder um den badischen Freiherr von Drais und seine erste Fahrmaschine ohne Pferde. Apropos Pferde: auch das Landesgestüt Marbach mit seiner berühmten Pferdezucht steht für gelebte Heimatgeschichte und die Klosteranlage Bebenhausen mit Jagdschlösschen von Wilhelm II. ist ebenfalls einen Besuch wert. Dank zahlreicher Adressen im Anhang lassen sich Pia Fruths Exkursionen übrigens prima auf eigene Faust nachvollziehen.
Wer trotzdem lieber zur reinen Phantasiereise aufbricht, taucht mit dem außergewöhnlichen Lesebuch tatsächlich hautnah ein in eine Landesgeschichte, die teilweise noch heute, wie die Marbacher Fohlen, weit über die