Studienarbeit aus dem Jahr 1993 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: ohne Benotung, Freie Universität Berlin (Fachbereich Germanistik), Veranstaltung: Tragödie und Tragödientheorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Literatur über das Tragische und die Tragödie ist heute kaum noch überschaubar. Von der "Poetik" Aristoteles` über Schellings "Philosophie der Kunst" bis hin zu Dürrenmatts "Theaterprobleme(n)" diskutieren die großen Geister über die Kunst und das Wesen der Tragödie. Das Gemeinsame alles Tragischen kommt wohl der Deutung Emil Staigers von der "Grenzsituation" sehr nahe. Die Struktur der "Grenzsituation" werde in der Tragödie so anschaulich, dass sie sich nur auf "paradoxe", d.h. rein logisch betrachtet, "widerspruchsvolle Weise" verstehen lässt. Eine vollkommene, vom Sinn durchdrungene, in sich geordnete und vernünftige Welt kann nicht tragisch sein. Ebenso eine völlig chaotische Welt, die sich im Sinnlosen verliert und nur noch gegenseitige Vernichtung der Werte kennt, löst das Tragische in den Nihilismus auf. Seit Aristoteles fragt man nach den Regeln der Tragödie, und seither wandeln sich die Antworten. Die strenge aristotelessche Dramaturgie ignorierend, verschieben sich die Begründungen des Tragischen epochenspezifisch. Die Akzentverlagerung von der Bewusstheit der klassischen Tragödie und ihrer Konflikte zu den Formen des Unbewussten umschreibt den Spielraum der Tragödie in der Zeit der Moderne. Nie zuvor drohte die Kunstform der Tragödie dem Scheitern so nahe zu sein, wie bei den Naturalisten, die ihrerseits die Moderne für sich beanspruchten. Doch gilt das Interesse der vorliegenden Abhandlung nicht den Ursachen des drohenden Untergangs der Tragödie oder der Krise des tragischen Helden. Vielmehr sucht sie am Beispiel eines Dramas von Henrik Ibsen, andere neuere Erscheinungsformen des Tragischen hervorzukehren, die abweichen von der Tragödienform klassischen Stils.Das 1890 vollendete Drama "Hedda Gabler" ist möglicherweise die größte Herausforderung, die Ibsen bis dahin darbot. Es ist so ironisch in seiner Darstellung der Charaktere und Begebenheiten, dass es beinah zu voreingenommenen, widersprüchlichen Interpretationen verleitet; dennoch ist Ironie nicht die endgültige und vorherrschende Grundstimmung des Dramas. Das Stück verlangt nach einem ungeheuren Verständnis für Boshaftigkeit und Absurdität ebenso wie dem Begreifen des möglichen Nebeneinanderbestehens mit positiveren Qualitäten. Es gilt, aufmerksam die dramatische Poesie zu würdigen, um unter die ironische Oberfläche zum Innern vorzudringen.
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