Hegel, herausragender Vertreter der goldenen Ära der euro¬päischen Philosophie, war fasziniert von den Gemälden Rem¬brandts und der goldenen Ära der niederländischen Malerei. Aber weshalb begeisterten ihn Bilder von stolzen Bürgern, von Gemüse- und Heringsverkäuferinnen, Gassenjungen, Armen und Bettlern, von Landschaften und holländischen Mühlen, von Bauern bei der Ernte und im Wirtshaus, von Klavier spielenden Frauen, von Kanälen mit Schlittschuhläu¬fern, von Blumensträußen und Frühstückstischen, von einer Maus in der Mausefalle?In diesem Buch untersucht Klaus Vieweg, ausgelöst durch den Beleg, dass Hegel 1816 die Schönbornsche Gemäldegalerie im Schloss Weißenstein im fränkischen Pommersfelden besucht hat - damals eine der bedeutendsten Kollektionen dieser niederländischen Epoche -, wie Hegels Sichtweise einen Paradigmenwechsel in Ästhetik und Kunstgeschichte bewirkt hat.Hegel erkannte in den Gemälden einen Ausdruck von Geist und Freiheit. Er bemerkte das Revolutionäre dieser Malweise und damit ihre ausgesprochene Modernität. Seine Sichtweise auf die holländische Schule könnte mit dem Titel eines Gemäldes von Jan Steen auf den Begriff gebracht werden: »Die Darstellung des menschlichen Lebens«.