'Der größte Denker des 20. Jahrhunderts' noch einmal in ganz neuer Lesart?Dieser Kurzreader versucht zu beweisen, daß die Lektüre der schon veröffentlichten Werke Martin Heideggers ein ausgesprochen sinnliches Vergnügen bereiten kann. Man darf ihn nämlich durchaus ähnlich lesen, wie Arno Schmidt in ' Sitara oder der Weg dorthin' seinen Karl May gelesen hat.Möglicherweise war kein Denker seit Plato vom philosophischen Eros stärker beseelt als dieser 'Ek-sistenzialist', der die Sexualia nie zu den menschlichen 'Existenzialien' zählte. Ist die sonderbare Kunstsprache, die Heidegger für seine Seinslehre eigens erfunden hat, vielleicht auch eine einzige philosophische Chiffrierung geheimer erotischer Phantasien, eine metaphysische Verkleidung höchst physischer Phantasmagorien, ein ächzender Kompromiß zwischen logischen und skatologischen Bedürfnissen des Autors und seiner Kunden, deren beider Unbewußtes hinter ihrem Rücken miteinander kommuniziert?Ein Teil von Heideggers Faszination könnte auf dem Genuß höherer Pornographie im unverdächtigen Gewande von Philosophie als Feigenblatt beruhen. Heidegger: der dirty old man der Berufsdenkerei, geheimer Liebhaber einer Dame namens Sophie? Oder hier nur ein Opfer abwegiger Projektionen, die mehr vom Satiriker verraten als von seinem seriösen Gegenstand?Versucht wird hier eine Psychoanalyse nicht des Denkers, sondern seines Denkens und damit eine Motivdeutung der Argumente seiner Anhänger und Verächter. Heideggers vielberedete ´Kehre´ unter dem Eindruck politischer Enttäuschungen wird wörtlich als Per-Version, sein ´Rückstieg zur frühgriechischen Physis´ als philosophisch symbolisierte infantile Regression zur präödipalen Ursymbiose von Menschenkind und Mutter Natur verstanden. Der so dezidiert antipatriarchalische Antibiblizismus dieses Ex-Katholiken flüchtete vor Gottvater zurück zu neuheiden- fundamentalistischen Muttergottheiten, und daß alles psychisch Regressive als progressiv verkauft wird, macht seine Tiefenwirkung bis heute aus. Die freudianische Interpretation dieser ´Ontologie´ fungiert dabei nicht als reduktionistischer Universalschlüssel, sondern als notwendige Hilfswissenschaft.(Diese Studie gehört zum Projekt des bereits erschienenen Werkes "Wenn die Seele auf den Geist geht -- Zur Tiefenpsychologie der Philosophiegeschichte", 2018)
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