Seit jeher waren Frauen in der Heilkunde tätig, lange bevor es medizinische Fachschulen und Universitäten gab. Im Mittelalter waren es Wundärztinnen und Heilkundige, außerdem kannten sie sich in der Geburtshilfe aus. Sie haben in der Heilkunst, der Krankenpflege und später in der modernen Medizin
tiefe Spuren hinterlassen.
In ihrem Buch „Heilende Frauen“ vermittelt die…mehrSeit jeher waren Frauen in der Heilkunde tätig, lange bevor es medizinische Fachschulen und Universitäten gab. Im Mittelalter waren es Wundärztinnen und Heilkundige, außerdem kannten sie sich in der Geburtshilfe aus. Sie haben in der Heilkunst, der Krankenpflege und später in der modernen Medizin tiefe Spuren hinterlassen.
In ihrem Buch „Heilende Frauen“ vermittelt die Gesundheitswissenschaftlerin Annette Kerckhoff einen Überblick zur wechselvollen Geschichte der Rolle der Frau in den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern in der Heilkunde vom Mittelalter bis in die Gegenwart. In Wort und Bild werden knapp fünfzig Frauenpersönlichkeiten vorgestellt, die vom 14. bis ins 20. Jahrhundert hinein als Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen gewirkt haben, die neue Behandlungsmethoden entdeckt, alternative Heilverfahren entwickelt oder Pionierleistungen in der Medizin vollbracht haben oder die mit dem Nobelpreis geehrt wurden.
In fünf ausführlichen und reich illustrierten Kapiteln werden die Tätigkeitsfelder der „heilenden Frauen“ in der Geschichte beleuchtet, von den Ordensfrauen und Heilpflanzenexpertinnen des Mittelalters bis zu den Wissenschaftlerinnen und Forscherinnen unserer Tage.
Da wird an Hildegard von Bingen (1098-1179) erinnert, die die unangefochtene Nummer eins unter den heilenden Frauen ist und deren Name auch heute noch populär ist. Ebenso bekannt ist die Engländerin Florence Nightingale (1820-1910), die im 19. Jahrhundert die Basis für die moderne Krankenpflegeausbildung und Gesundheitsfürsorge schuf.
Vorgestellt werden auch Dorothea Erxleben (1715-1762), die erste promovierte Ärztin in Deutschland, oder Rahel Hirsch (1870-1953), die erste Professorin Deutschlands in der Medizin. Auch an Elsa Brandström (1888-1948), den „Engel von Sibirien“, wird erinnert, die Hilfsgütertransporte für Kriegsgefangene organisierte.
Neben den biografischen Darstellungen veranschaulicht Annette Kerckhoff auch immer wieder das Ringen der „heilenden Frauen“ um Anerkennung, um Gleichberechtigung, um ein Wahrgenommen-Werden, dass diese begabten Frauen gegenüber der Gesellschaft in ihrer Zeit durchstehen mussten, um helfen und heilen zu können.
Das Buch besticht nicht nur durch die informativen und lesenswerten Textbeiträge sondern auch durch die zahlreichen historischen Fotografien und Abbildungen von Dokumenten und Gemälden. Sie vermitteln die Beharrlichkeit, Kreativität, Durchhaltevermögen und Eigeninitiative der Frauen und Mädchen, die sich von Widerständen nicht entmutigen ließen. So schreibt die deutsche Schauspielerin und Ärztin Marianne Koch in ihrem Vorwort: „das Buch ist eine spannende Chronik der Emanzipation“.
Fazit: „Heilende Frauen“ ist ein eindrucksvoller Bild-Text-Band in hervorragender Ausstattung und Druckqualität, den man immer wieder gern und mit Gewinn zur Hand nimmt.
Manfred Orlick