Eine Untersuchung von Werk und Biographie des frühen Heinrich Heine aus gleichermaßen philologischer, theologischer und judaistischer Sicht.»Lebe wohl, du heilge Schwelle [...].« Mit diesen Worten sagt der junge Heinrich Heine im Sommer 1819 der Hansestadt Hamburg und all den Unerquicklichkeiten der vergangenen Zeit Adieu. Sieben Jahre später wiederholt er ein solches »Lebet wohl!« und setzt es programmatisch an den Anfang seiner Harzreise, seiner persönlichen Exodus-Erzählung. Heine ist ein Dichter der Übergänge. Als deutscher Jude befindet er sich in einem Zwiespalt zwischen seiner jüdischen Identität und einer antisemitisch geprägten nationalistisch-christlichen Gesellschaft. Im Juni 1825 lässt er sich in Heiligenstadt taufen, um seine Berufschancen zu verbessern, aber dieser Versuch, den Konflikt durch die Konversion zu lösen, scheitert kläglich. Allerdings gelingt es dem Dichter, die Identitätsschwebe zwischen den Welten zu einer Existenz- und Kunstform zu erheben. Er wird selbst zum Seismographen einer jungen jüdischen Generation, die vergeblich einen Ausweg aus dem »Bannkreis des Judentums« sucht. In welches Gelobte Land aber dieser Exodus führen soll, diese Frage variiert stark in Heines frühen Jahren und Schriften und schwankt zwischen Gegensätzen. Raphaela Brüggenthies behandelt die Jahre 1816 bis 1826 und spürt den Themen Konversion, Liminalität und Marginalität in Heines Leben und frühen Werken nach.Die Arbeit wurde mit dem »Kulturpreis Bayern 2021« ausgezeichnet.
»Die Publikation von Raphaela Brüggenthies besticht von der ersten Seite an durch die beeindruckenden interdisziplinären Perspektivenverschränkungen aus Germanistik, Theologie und Judaistik« (Christoph Bauer, Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext 2/3 2022) »Eine Theologin wird nach interreligiösen Studien in Germanistik promoviert. Wie fruchtbar eine solche Grenzgängerschaft sein kann, zeigt das hier vorliegende Buch« (Regina Duzy, Geist & Leben, April 2023) »Die germanistische Arbeit hat (...) zahlreiche Funde aus Heines Werk als Anregung für eine konstruktive Selbstkritik christlicher Theologie gehoben« (Ansgar Wucherpfennig, Theologie der Gegenwart, 1/2023) »Raphaela Brüggenthies' Monographie zum frühen Heine ist ausgezeichnet strukturiert. Das macht sie zusammen mit ihrer prägnanten, sensiblen und bisweilen auch humorvollen Sprache zu einem echten Lesevergnügen.« (Ansgar Wucherpfennig, Ordenskorrespondenz, 3/2023)