Eine adlige Witwe, die den Papst aus Avignon zurückholen will, ein tapferer Streiter für die Freiheit der Kirche und eine demütig fastende Rekluse - die Heiligen des spätmittelalterlichen Ostseeraums weisen die ganze Bandbreite möglicher Heiligkeitsideale auf, und dennoch ähneln sich ihre Kanonisationsprozesse sehr. Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals nicht nur die Kanonisationsprozesse, sondern bindet sie darüber hinaus in ihren jeweiligen Überlieferungszusammenhang ein. Durch den Vergleich älterer Vorlagen und jüngerer Bearbeitungen mit den Akten selbst gelingt es, die inhaltliche Normierung der Kanonisationsprozesse nachzuvollziehen. Viten, Wunderberichte und Zeugenaussagen werden dabei gleichermaßen als Beiträge zur Konstruktion des Heiligkeitsideals gewertet, das für die offizielle Heiligsprechung opportun erschien, sich aber deutlich von den regional propagierten Idealen unterschied. Dass das Wissen hierüber bei den Klerikern in Vadstena, Linköping und Marienwerder vorhanden war, ist gleichzeitig ein Hinweis auf die Bedeutung der Heiligenverehrung für die Einbindung der Peripherie in den Kulturraum des christlichen Europa.
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"Die vorliegende Studie verdient hohe Anerkennung. Sie ist überaus innovativ [...]. Die Verfasserin offenbart eine tiefgehende Vertrautheit mit der aktuellen Forschung, was insbesondere das hagiographische Schrifttum und dessen Quellenkritik angeht [...] Sie enthüllt auf breiter Ebene interessante Einzelaspekte des religiösen Lebens in den Ostseeländern und weist dabei auch auf die Aktivitäten der Geistlichkeit bei der Gestaltung einer einheitlichen Kultlandschaft hin." Stefan Kwiatkowski in: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, 55 (2012) "Die gut geschriebene Arbeit stellt durch fundierte Analyse der hagiographischen Schriften der drei Heiligen einen wertvollen Beitrag zur Konstruktion mittelalterlicher Heiligkeitsideale dar und bietet interessante Ansätze zu weiteren Forschungen." Jens E. Olesen in: Baltische Studien. Pommersches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 96 (2010), S. 149-150 "Erstmals werden hier Verhältnis, Unterschiede und Zensur dieser beiden Quellengruppen - Kanonisationsakten und hagiographische Texte - systematisch analysiert und auch Rückschlüsse auf das Verständnis von Geschlechterrollen gezogen. [...] es sei nachdrücklich auf den Anhang verwiesen, der neben den üblichen Verzeichnissen auch das Leben der Heiligen im Überblick zusammenfasst." Michaela Wirsing in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 59 (2011) 5, S. 469-471 "[Es geht] Heß nicht so sehr um Kanonisationsprozesse, wie sie gemeinhin definiert werden, als vielmehr um die Metamorphose und Selektion, die bestimmte Inhalte der Hagiographie, das heißt biographische Akzente und Wunder, auf dem Weg von den ersten Aufzeichnungen in die Akten und in weitere Derivate durchliefen. Diese Stufen in lateinischen wie volkssprachlichen Texten werden eingehend analysiert und vergleichen, Gründe für Einbeziehung und Ausblendung von Aspekten erörtert und in Bezug zu relevanten Personengruppen gestellt sowie die Überlieferungszusammenhänge erläutert. Darin liegt der Wert dieser Studie. [...] Wertvoll ist die Arbeit zudem wegen der Berücksichtigung auch der skandinavischen Literatur." Ofried Krafft in: sehepunkte, Ausgabe 9 (2009), Nr. 9 "La pertinence des résultats de travail de C.H. dépasse donc largement le cadre spatio-temporel de son étude et sa lecture pourra s'avérer fructueuse pour l'ensemble des chercheurs spécialistes d'histoire ecclésiastique et d'hagiographie médiévale." Adrien Quéret-Podesta in: Revue de l'Institut Francais d'Histoire en Allemagne, Nr. 1 (2009)