"Aus dem Wasser kommt alles, Wasser erhält alles und Wasser enthält alles", lässt Johann Wolfgang von Goethe seinen Faust sinnieren. Im ALTEN TESTAMENT (1 Mos 1, 9. f.) spricht der Herr: Alles Wasser sammele sich unter dem Himmel an "einem" Orte, "damit das Tro-ckene sichtbar werde". Er nannte das Trockene dann Land, das angesammelte Wasser Meer, und "sah, dass es gut war". Das muss lange her sein, und "es ist nicht mehr alles gut". Man denke nur an die drastische Verringerung der Süßwasserreserven, an ausufernde Verschmutzungen der Meere, die im-mer mehr Sondermülldeponien gleichen. Um das Bewusstsein für diese lebensnotwendige aber bedrohte Ressource zu stärken, hatten die Vereinten Nationen das Jahr 2003 zum "Jahr des Wassers" erklärt. Seitdem lüften neue Forschungen erstaunliche Geheimnisse dieses Elements. Zugleich sensibilisieren solch existentielle Gefahren die Menschen in unseren Brei-ten für das Thema. Quellen werden renaturiert, Brunnen reaktiviert, Brunnenfeste neu insLeben gerufen, Open-Air-Festivals mit Wassermusik veranstaltet. "Wasserevents" erreichen längst ein Publikum jenseits der Wellnessklientel. Verdächtige Schlagworte wie "Magie des Wassers" und "Wasser als Informationsträger" kursieren selbst in seriösen Medien. In diesem Buch möchten die Verfasser zudem zeigen, wie sehr sich neben medizinisch ge-prüften Gesundbrunnen und Heilbädern auch noch althergebrachte Vorstellungen von Heili-gen Quellen, Mirakel- oder Wunschbrunnen und vom nie versiegenden "Born des Lebens" in unseren Sagen, Legenden und Bräuchen spiegeln. Sie fächern die vielfältigen Kulte und Überlieferungen rund um inhaltsreiches Wasser auf, das aus der Tiefe sprudelt, und stellen uns zuständige Götter und Geister vor. Nicht zuletzt entführen sie uns zu versteckten weissa-genden oder inspirativen Gewässern und zu unheimlichen weil scheinbar bodenlosen Schöpfbrunnen; aber auch in noble Kurorte, die behaupten, mit modernen Jungbrunnen auf-zuwarten. Ein wunderbares und zugleich wunderliches Lesevergnügen.