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Leseprobe: Da Schicksal wird, was durch Erbe und Umstände zufällt da Zufall den Ton angibt, enträt Schicksal der letzten Tiefe des Ernstes, die anderswo, in heiliger Freiheit, zu suchen uns erlaubt ist. Spielend nur gewinnen wir das Leben, durch Einsatz und Wagnis. Spielend wie die Kindlein, und doch, fürwahr, kein Kinderspiel. Denn mit ihm geht der Anspruch auf Selbstgestaltung zur Reife, dessen Stimme, die wesentliche vox humana, übertönt und verschwiegen, aber nicht erstickt werden kann der Ruf zu innerer und äußerer Form, der einen jeden mahnt, des Zusammenhanges von sich mit sich…mehr

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Produktbeschreibung
Leseprobe: Da Schicksal wird, was durch Erbe und Umstände zufällt da Zufall den Ton angibt, enträt Schicksal der letzten Tiefe des Ernstes, die anderswo, in heiliger Freiheit, zu suchen uns erlaubt ist. Spielend nur gewinnen wir das Leben, durch Einsatz und Wagnis. Spielend wie die Kindlein, und doch, fürwahr, kein Kinderspiel. Denn mit ihm geht der Anspruch auf Selbstgestaltung zur Reife, dessen Stimme, die wesentliche vox humana, übertönt und verschwiegen, aber nicht erstickt werden kann der Ruf zu innerer und äußerer Form, der einen jeden mahnt, des Zusammenhanges von sich mit sich eingedenk zu bleiben das Gebot der Fügung, der geheimnisvoll auferlegten wie der mit Kunst betriebenen, die ineinandergewoben Person und Werk einen. Solcherart spielte er und fügte sich. Man vertraute ihm, der selbst in der Anwaltsrobe ein Spieler war, Gut und Ehre an. Jung noch wurde er wohlhabend, aber zeigte sich auch im Spenden als ein Anhänger der nominalistischen Geldtheorie. Weder seiner eigenen Genußfreude noch den Wünschen Bedürftiger versagte er die Mittel. Ein Sprung nach Paris oder Kopenhagen übers Wochenende bedeutete ihm nichts. Oft sah er Hiddensee, Kampen, den Darß für ein paar Stunden und eilte heim nach Berlin. Alljährlich reiste er monatelang, ohne Beschränkung auf die Gerichtsferien, in Europa und Nordafrika. Hin und wieder unterlag er der Versuchung der Kontraste: Sie trieb ihn von Sidi-Okba, wo er seine Dromedarkarawane aufgelöst hatte, nach Moskau von den Karpaten nach der Insel Møn und zurück in die Hohe Tatra, wo er mit einer Zigeunerhorde umherzog. Oder jagte ihn Hunger des Einsamen? Er hatte der guten Bekannten übergenug, der Wahlverwandten einige, und er liebte und fand sich geliebt. Wenn auf irgend etwas, war er stolz auf die Treue seiner Freunde. Sie fehlten ihm nicht in den Jahren der Verfolgung, von der sie wußten wie jedermann. Jedermann wußte und fürchtete. Er aber las 'es' nur im Reichsgesetzblatt und in der Zeitung er las es nicht in den Augen derer, die von Amts wegen, von Rechts wegen, aufgehört hatten, seine Volksgenossen zu sein. Daß seine Einkünfte sich mit dem Verfall der Berufstätigkeit schmälerten und die Hausführung erschwert war, kümmerte ihn kaum er lebte und reiste wie zuvor, und noch während des Sommers 1938 fuhr er im Kraftwagen über Nürnberg nach Rothenburg und tanzte in bayerischen und schwäbischen Gaststuben und im Herbst weilte er an der Nordsee. Mit der Gefahr wuchs sein Rettendes auch. Mag man es Verblendung heißen (denn er war nicht herzensträge), er blieb der Spieler im Erleiden eines Geschehens, das ihm nie ganz wirklich wurde und eher als ein Wagnerisches Musikdrama erschien, mit Intermezzi der opera bu_a. Nur sehr allmählich verwandelte sich ihm die Vorstellung einer Bühnenwelt zurück in die Realität der Geschichte, eine Realität, in der Zeit und Raum für ihn Unzeit und Zwischenraum bedeuteten. Er entschloß sich, das Ende nicht abzuwarten, und begann, seinen Heimgang in die Ferne zu planen.
Autorenporträt
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