To put it steirisch: Elfriede Jelineks Roman Die Kinder der Toten (1995) ist ein Grimming der österreichischen Literatur. Ein gewaltiger Gebirgsstock vor freier Landschaft. In einer Kindheitslandschaft der Autorin, zwischen Neuberg an der Mürz und dem Niederalpl, kriechen massenhaft Tote aus dem Boden. Und mitten hinein in die schöne Gegenwart des Landes. Der vorliegende Band lädt zu einer Expedition in dieses gigantische Text-Massiv ein. Die Beiträge vertiefen die Themen des Romans, verfolgen die Spuren seiner Rezeption und erproben neue Formen der Interpretation. Zwei Filme liefern…mehr
To put it steirisch: Elfriede Jelineks Roman Die Kinder der Toten (1995) ist ein Grimming der österreichischen Literatur. Ein gewaltiger Gebirgsstock vor freier Landschaft. In einer Kindheitslandschaft der Autorin, zwischen Neuberg an der Mürz und dem Niederalpl, kriechen massenhaft Tote aus dem Boden. Und mitten hinein in die schöne Gegenwart des Landes. Der vorliegende Band lädt zu einer Expedition in dieses gigantische Text-Massiv ein. Die Beiträge vertiefen die Themen des Romans, verfolgen die Spuren seiner Rezeption und erproben neue Formen der Interpretation.
Zwei Filme liefern Bilder: In Ramsau am Dachstein (1976) erkundet Jelinek Abgründe von Heimat, Untote als Inspirationsquelle des Schreibens bietet das B-Movie Carnival of Souls (1962).
Im Mittelpunkt stehen Bezüge und Bezüglichkeiten des Textes, Quellen und Realien seiner Produktion, Anspielungen und Zitate, Erkundungen seiner Inhalte, Wegweiser der Lektüre. Alle Themen Elfriede Jelineks fi nden sich in ihrem Opus Magnum ausgebreitet und zu einer riesigen Sprachfl äche vereint. Kollektive Begehungen sind ihr angemessener als Alleingänge. Kein Aspekt ist einzeln zu bekommen, sondern stets alles zusammen: Heimat, Horror, Politik, Sex, Gender, Geschichte, Vergangenheit.
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Autorenporträt
Kastberger, Klaus Klaus Kastberger, seit März 2015 Professor für neuere deutschsprachige Literatur am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz und Leiter des Literaturhauses Graz. Arbeit als Literaturkritiker u. a. für Falter, Die Presse, ORF und Zeitonline. Kuratierung von Ausstellungen und Veranstaltungsreihen. Zahlreiche Bücher, Aufsätze und Vorträge vor allem zur österreichischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts, Herausgeber der historisch-kritischen Ausgabe Ödön von Horváths, seit 2015 Juror beim Bachmannpreis.
Inhaltsangabe
Sigrid Löffler: Land der Lamien und Lemuren. Zu Elfriede Jelineks Roman "Die Kinder der Toten". Eine Horror-Heimatkunde
Klaus Kastberger: Wir Kinder der Toten. Spektren bei Elfriede Jelinek
Fatima Naqvi: Zombie-Apokalypse im Überwachungsstaat: "The Children of the Dead" in den USA
Daniela Strigl: Vom Heimischsein ins Unheimische. Jelineks Weltgericht in der Obersteiermark
Hildegard Kernmayer: Heimat toter Töchter und Söhne. Konzepte von Geschlecht in Elfriede Jelineks Roman "Die Kinder der Toten"
Thomas Ballhausen: Horror/Film/Raum. Zu den Verbindungen von Elfriede Jelineks "Die Kinder der Toten" und Herk Harveys "Carnival of Souls"
Hermann Schlösser: Ausgedeutet und Ausgepfi ff en. Die kontroverse Rezeption von "Die Kinder der Toten"
Roland Koberg: "Das ist eine schöne Landschaft" - Angewandte Kapitalismuskritik im Dokumentarfi lm
Stefan Maurer: Untote auf Urlaub. Mediale Massenbilder in Elfriede Jelineks "Die Kinder der Toten"
David Wimmer: Am Anfang war ein Blatt Papier. Ein Werkstattbericht