Prosatexte über das AnderseinHeimatlos mit drei Heimaten vereinigt 17 Prosatexte, die um die Themen Mentalität und Identität, Rassismus und Vorurteile kreisen.Aref Hajjaj, gebu?rtiger Palästinenser, besitzt die deutsche und schweizerische Staatsbürgerschaft und trägt diese drei Heimaten in sich. Er geht der Frage nach, was die Identität eines Menschen ausmacht und welche Rolle kulturelle, ethnische und nationale Faktoren, aber auch geografische Gegebenheiten und politische Entscheidungen spielen. Dadurch gewährt er dem Leser einen einzigartigen Einblick in die Welt der Menschen seiner drei Heimaten.Für diese Erkundungen hat der Autor ein Genre gewählt, das zwischen Essay und Erzählung changiert. Nader fungiert als Hauptfigur und gehört, wie der Autor sowie die anderen Protagonisten, zu den Menschen, die in recht unterschiedlichen Kulturen zu Hause sind und oft mit ihrer Identität hadern.Dieses Buch leistet einen informativen und inspirierenden Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Politik, der Kultur und den Religionen Europas und des Orients.
"Heimatlos mit drei Heimaten" ist eine einfühlsame und anschauliche Auseinandersetzung mit den Problemen der persönlichen Identität unter besonderer Berücksichtigung der kulturellen, ethnischen und nationalen Identität. Der Autor ist Deutscher mit palästinensischen und muslimischen Wurzeln. Gemeinsam ist ihm und den Protagonisten in den Essays der Kampf um die Frage nach ihrer Identität. Der Grund, warum es ein Kampf ist, liegt darin, dass wir uns alle entscheiden müssen, wer wir sind, und entsprechend dieser Entscheidung handeln. Die Notwendigkeit, eine solche Wahl zu treffen, ist Teil unseres Dilemmas (Korsgaard, 2009*). Unsere Entscheidung sollte darauf basieren, was uns wichtig ist, oder genauer gesagt, wir entscheiden uns dafür, die Person zu werden, von der wir möchten, dass andere uns dafür halten. Wir können wählen, nicht zu entscheiden, aber dies an sich ist auch eine Wahl. Sollten sich der Erzähler und seine Protagonisten als Juden oder Muslime, als keines, als beides oder als etwas ganz anderes ansehen? Hängt es davon ab, wo er geboren und aufgewachsen ist, da für ihn die geografischen Grenzen zwischen Palästina und Israel zunächst von den Kolonialmächten gezogen und später durch Kriege und politische Politik verändert wurden? Oder hängt es von etwas Tieferem ab, etwa von den Einstellungen und der Politik der Regierungsmächte des Staates, mit dem er sich identifiziert? Zwingen die Regierungsmächte beispielsweise eine bestimmte Kultur mit Gewalt auf oder wahren sie das Recht des einzelnen Bürgers, politische Gemeinschaften innerhalb des Staates zu bilden und die gemeinsame Kultur dieser Gemeinschaften zu schützen? Die Leser werden beeindruckt sein, mit welcher Subtilität und Sensibilität der Erzähler nicht nur die Komplexität dieser Themen beschreibt. Sie werden aber auch durch das Gelesene motiviert werden, sich nach gründlicher Recherche und Abwägung ein eigenes Urteil über diese Identitätsfragen zu bilden und nicht nach unkritischer Akzeptanz vorherrschender Vorurteile. Dieses Buch ist ein höchst informativer und inspirierender Essay zu entscheidenden Fragen der Identität mit besonderem Bezug auf die Politik und Kultur Europas und des Nahen Ostens. * Korsgaard, C.M. (2009) Self-Constitution, Agency, Identity and Integrity. Oxford: Oxford University Press.