Große Teile des ersten literarischen Erfolges von Heimito von Doderer (1896–1966), ›Ein Mord den jeder begeht‹ (1938), spielen in Deutschland – nicht nur in der Hauptstadt Berlin, sondern auch in der schwäbischen Provinz. Im Zentrum des Geschehens steht der mysteriöse Tod einer jungen Frau, und diesen hat Doderer im Eisenbahntunnel zwischen den schwäbischen Orten Kirchheim a.N. und Lauffen a.N. platziert. Um diese Szenen seines Romans schreiben zu können, reiste der Schriftsteller im Oktober 1937 für eine dreitägige Recherche an den Neckar. Eingehend erkundete er die örtlichen Gegebenheiten, insbesondere den Kirchheimer Tunnel, dessen Begehung dann für den Helden des Romans zu einer Begegnung mit dem eigenen Unbewussten führt. Dieser kurze Aufenthalt prägte den Roman, der als Psychogramm auch Doderers Mitläufertum im Nationalsozialismus reflektiert, nachhaltig.