Der aus Stettin stammende Franz Hessel (1880-1941) war Schriftsteller, Lektor und Übersetzer, u. a. von Balzac und Marcel Proust. Vor dem ersten Weltkrieg gehörte er der Münchner Boheme an und hielt er sich mehrere Jahre in Paris auf. In diese Zeit fällt seine Dreiecksbeziehung mit seiner späteren Frau Helen Grund und dem Autor Henri-Pierre Roché, die als Vorlage für Francois Truffauts Filmklassiker "Jules und Jim" diente. In den 20er Jahren lebte Hessel in Berlin, wo er für Rowohlt arbeitete und empfindsame Romane und Feuilletons über die Stadt schrieb. 1938 emigrierte er und starb 1941 an den Folgen der Haft in einem französischen Internierungslager.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Katharina Teutsch freut sich, dass Franz Hessels Schriften wieder gelesen werden. Zu verdanken ist dies den frei gewordenen Rechten siebzig Jahre nach seinem Tod. "Heimliches Berlin" erzählt in dreizehn Fragmenten die Geschichte der berühmten Menage a trois, zwischen Hessel, seiner Frau Helene Grund und dem Schriftsteller Henri-Pierre Roche, und von vielen anderen Ausschweifungen im Berlin der "verbrecherisch schönen Inflationszeit". Bourgeoises und Bohemiens treffen sich in den Nachtclubs des alten Westens, aristokratische Dandys und Mäzene, Sängerinnen und Sekretärinnen. Teutsch liest es fasziniert, wie sich die Trennung der Stände aufhebt, die alten Eliten verschwinden und die "missvergnügte Noblesse in Potsdam" bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine Philosophie des Alltags und des Sehens hat Franz Hessel in sein Büchlein verpackt. Und eine Gesellschaftskomödie. Auch ein Porträt der damaligen Gegenwart, die schon wie etwas Vergangenes und Bewahrenswertes erscheint. ... 'Heimliches Berlin' ist eine schöne Wiederentdeckung. ... (und) ein kleines Werk zwischen all den Hochkarätern, die in den 1920er Jahren entstanden sind. Aber dafür in seiner Bescheidenheit umso liebenswerter." (Ulrich Rüdenauer, Deutschlandfunk) "Franz Hessel hat es geschafft, diesen Taumel der Freiheit in einem sehr, sehr schönen und präzisen Deutsch in Bilder, Szenen und Dialoge zu fassen. Es gibt viel zu entdecken in diesem dünnen Buch, viel mehr als die Anatomie einer Dreiecksbeziehung. Man sollte es zweimal lesen. Mindestens." (Katharina Döbler, Deutschlandradio Kultur) "Kleiner Roman ganz groß: Franz Hessels 'Heimliches Berlin' von 1927 gehört zu den seltenen Büchern, über die noch niemand ein schlechtes Wort verloren hat. Auch mit der liebevoll gestalteten Neuausgabe, die im Lilienfeld Verlag erschienen ist, wird sich daran wohl nichts ändern. ... Unter den schönen Büchern, die Franz Hessel geschrieben hat, ist 'Heimliches Berlin' wahrscheinlich das schönste. Ein Meisterwerk, still, poetisch, Berlin ohne allzu große Schnauze, irgendwie zum Verlieben - ein Buch, über das wohl auch in Zukunft niemand ein schlechtes Wort verlieren wird!" (Daniel Möglich, Bücher-Wiki)
"Dieses Buch sollte man zweimal lesen. Mindestens." Deutschlandradio Kultur
»Ein Buch, das man zweimal lesen sollte, ja müsste. Über eine Zeit, als um Mitternacht die Lichter an - und nicht ausgingen.« Helmut-Maria Glogger Blick am Abend 20131129