Das „Prager Tagblatt“ war eine 1876 bis 1939 erscheinende liberal-demokratische deutschsprachige Tageszeitung, in der viele bekannte Autoren - von Egon Erwin Kisch bis Kurt Tucholsky, von Alfred Polgar bis Friedrich Torberg - veröffentlichten. Fast keine Nummer erschien ohne ein vorzügliches
Feuilleton.
Einer der bekanntesten Autoren war auch der österreichische Schriftsteller Joseph Roth, der…mehrDas „Prager Tagblatt“ war eine 1876 bis 1939 erscheinende liberal-demokratische deutschsprachige Tageszeitung, in der viele bekannte Autoren - von Egon Erwin Kisch bis Kurt Tucholsky, von Alfred Polgar bis Friedrich Torberg - veröffentlichten. Fast keine Nummer erschien ohne ein vorzügliches Feuilleton.
Einer der bekanntesten Autoren war auch der österreichische Schriftsteller Joseph Roth, der zwanzig Jahre lang (von 1917 bis 1937) für das „Prager Tagblatt“ geschrieben hat. Das vorliegende Diogenes-Taschenbuch „Heimweh nach Prag“ (bereits 2012 als Hardcover im Wallstein Verlag erschienen) versammelt alle seine dort erschienenen Feuilletons, Glossen und Reportagen - immerhin 174 Stück. Obwohl Roth auch für andere Zeitungen gearbeitet hatte, war er in keiner so lange präsent wie im „Prager Tagblatt“. Prag war seine „geistige Heimat“, wie er selbst einmal schrieb. Dabei entstanden die meisten dieser Artikel in Deutschland, weitere in Österreich, Polen, Frankreich, Russland und Albanien, kaum einer in Prag oder dessen Umfeld selbst. Im „Prager Tagblatt“ konnte er jedoch ohne Einschränkungen über die Zwischenkriegszeit und die politische Entwicklung in Deutschland berichten.
Das Spektrum seiner Artikel ist vielfältig, es reicht von politischen und kulturellen Themen bis zum Nationalitäten Problem und der Situation von Minderheiten. Einige Beiträge sind dem Reisejournalismus zuzuordnen, denn Roth bereiste bis 1932 fast ganz Europa. Bei jedem Thema erweist sich Roth als ein guter und kritischer Beobachter, dabei wird er weder politisch noch historisch, sondern bleibt immer ein Literat.
Die Ausgabe präsentiert außerdem einige Artikel, die zwar nicht im „Prager Tagblatt“ er-schienen waren, aber die Stadt an der Moldau zum Thema hatten. Komplettiert wird der Band durch ein umfangreiches (60 Seiten) Nachwort des Herausgebers Helmuth Nürnberger, der die Roth-Artikel außerdem mit akribischen Anmerkungen versehen hat. Die Sammlung ist eine gute Gelegenheit, den Journalisten Joseph Roth kennenzulernen. Der große zeitliche Rahmen erlaubt außerdem, gleichzeitig seinen schriftstellerischen Werdegang zu verfolgen.