Als »Diktator im Geheimen« wurde er von Zeitgenossen charakterisiert: Heinrich Claß. Über 30 Jahre war er Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes. Er galt bereits zu seinen Lebzeiten als einer der wichtigsten Exponenten im Netzwerk rechtsnationaler Verbände und völkischer Vereine. Ihm sagte man im ausgehenden Kaiserreich, während des 1. Weltkrieges und in der Weimarer Republik einen großen Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger nach. Johannes Leicht fragt auf umfangreicher Quellenbasis nach den von Claß selbst für möglich gehaltenen, den ihm zugeschriebenen und seinen tatsächlichen Wirkmöglichkeiten. Als ein Grundmuster seines politischen Lebens wird die zunehmende Desillusionierung mit der Politik der Staatsführung herausgearbeitet. Claß reagierte schließlich mit einer weltanschaulichen wie rhetorischen Radikalisierung seiner nationalistischen Forderungen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Keinen Schimmer von den Alldeutschen und ihrem Vorsitzenden Heinrich Claß? Macht überhaupt nichts, beruhigt Henning Köhler, der auch nicht mehr so recht weiß, warum er sich diese Lektüre eigentlich angetan hat. Die ermüdende und umständliche Breite, mit der der Autor Johannes Leicht die politischen Aktivitäten und ideologischen Verbohrtheiten des Altdeutschen Verbands schildert, waren es sicher nicht. Über das Innenleben des Verbands und die Gründe für seine scharfe Verurteilung durch die Geschichtsschreibung erfährt der Rezensent viel zu wenig. Die Bemühung des Autors, eine Kontinuität zum Nationalsozialismus herzustellen, die laut Köhler schlicht nicht bestanden hat, findet er mehr als überflüssig.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung"Wenn ich Führer wär"
Heinrich Claß, der Alldeutsche Verband und ein zeithistorischer Etikettenschwindel
Beim Alldeutschen Verband, kurz den Alldeutschen, fallen bei näherer Beschäftigung zwei Dinge auf: der schlechte Ruf als nationalistischer Scharfmacher vor dem Ersten Weltkrieg und der offenkundige Mangel an zuverlässiger Information über den Verband. Das einschlägige Werk von Alfred Kruck stammt noch aus den fünfziger Jahren und zeigt eine unkritische Nähe zum Untersuchungsgegenstand. So stellt sich die Frage, ob mit dieser umfangreichen Biographie des langjährigen Vorsitzenden Claß unser Wissen vermehrt wird. Die Antwort kann nur ein klares Nein sein. Was in ermüdender Breite an politischen Aktivitäten und ideologischen Verbohrtheiten präsentiert wird, erklärt weder die Empörung der Zeitgenossen noch die durchweg scharfe Kritik der Geschichtsschreibung.
Heinrich Claß ist dem Niveau des Verbandes entsprechend alles andere als eine spektakuläre Figur. Über den Bismarck-Kult und die "Mystifizierung des 1890 entlassenen Reichskanzlers" erschloss sich ihm Politik als religiös angehauchte Deutschtümelei. Bei Autor Johannes Leicht klingt das so: Diese "transzendente Ausrichtung eines ideologisch überhöhten Volkes als letzter Bezugsinstanz" habe seinem "wertrational geprägten Handlungshorizont" entsprochen. Verquaster geht es kaum. Aber an Erkenntnissen solcher Bedeutungstiefe ist kein Mangel. "Rassistische Ordnungskategorien" bildeten für Claß "ein ursächliches Interpretationsschema", nach dem er alles bewertete. Letztlich lief es auf den Anspruch auf "Weltmacht" bei massivem Antisemitismus hinaus.
1897 hatte Claß den Weg zu den Alldeutschen gefunden und in Mainz eine Ortsgruppe gegründet. Über das Innenleben des Verbandes und die von ihm vertretenen Forderungen erfahren wir nicht viel. So heißt es, die Auseinandersetzung über den Burenkrieg habe im Verband einen Generationskonflikt hervorgerufen. Es ging um die Rücksichtnahme auf die Regierung und ihren Neutralitätskurs, während Claß und seine jüngeren Anhänger "den Führungsanspruch der traditionellen Machtelite" bei den Alldeutschen in Frage gestellt und stattdessen zur Solidarität mit den Buren aufgerufen haben. Reichskanzler von Bülow hatte die alldeutsche Kritik als Politik "vom Standpunkt der Bierbank" aus bezeichnet, was für böses Blut sorgte.
Die Älteren wollten lieber im Kontakt mit der Regierung bleiben, während die Jüngeren auf Konfrontation setzten. Zu ihnen gehörte natürlich Claß, der im Verband aufrückte und 1908 den Vorsitz übernahm. Immer wieder heißt es, er habe aus dem Verband Kritik erfahren oder auf die Stimmung Rücksicht nehmen müssen. 1904 soll sogar der Gesamtvorstand "tief gespalten" in der Frage der Haltung gegenüber der Regierung gewesen sein - man wüsste gern Näheres. Besonders attraktiv muss der Verband nicht gewesen sein, denn seine Mitgliederzahl fiel zwischen 1901 und 1914 von 22 000 auf 18 000 Mitglieder.
Die Daily-Telegaph-Affäre von 1908, die schärfste Krise des persönlichen Regiments von Wilhelm II., sah Claß nicht als radikalen Kritiker, sondern als "Anwalt der Monarchie". Seine Kritik an der Reichspolitik erlaubte auch Schwenks. Er ließ sich sogar 1911 vom Staatssekretär des Auswärtigen Amts Kiderlen-Wächter für den "Pantersprung" nach Agadir zum Zwecke der Wahrung deutscher Ansprüche in Marokko einspannen, indem er zum Krieg hetzte und eine Broschüre mit dem umwerfenden Titel verfasste: "West-Marokko deutsch". Aus der Enttäuschung darüber, dass er nur als Drohkulisse für eine Politik benutzt worden war, die gar kein Interesse an Marokko hatte, schrieb er ein Jahr später sein Buch "Wenn ich Kaiser wär". Es erschien unter Pseudonym - nicht zuletzt aus der Befürchtung heraus, der Autor könnte wegen Majestätsbeleidigung belangt werden. Das Buch war radikal antisemitisch, politisch hoffnungslos irreal und wirtschaftlich vollkommen anachronistisch, indem Claß forderte, die Industrialisierung einzuschränken und die Industriearbeiter auf dem Lande anzusiedeln. Das notwendige Land sollte - ganz einfach - der Großgrundbesitz zur Verfügung stellen.
Alle diese Forderungen hatten im Kaiserreich nicht die geringste Realisierungschance, aber darum geht es nicht. Für Johannes Leicht ist etwas anderes wichtiger. Das Kaiserbuch zeige bereits eine "Führerfixierung". Claß "positioniere sich als wichtiger Popularisator der politischen Idee vom Führerstaat in Deutschland, die wachsende Akzeptanz erhielt". Das ist des Pudels Kern. Hier soll eine Kontinuität zum Nationalsozialismus konstruiert werden, die nicht bestanden hat. Konsequent stellt Leicht die Volksgemeinschaft als politische Idealvorstellung von Claß hin - stets in Anführungszeichen.
Claß selbst verwendete den Begriff nicht, denn er passte nicht zum Kaiserreich. Die Sehnsucht nach der Volksgemeinschaft ist im Weltkrieg entstanden, als Erlebnis des "Frontsozialismus" der Grabenkämpfer und wurde zum wichtigen Bezugspunkt der Konservativen Revolution wie des Nationalsozialismus. Ständig die "Volksgemeinschaft" anzuführen als das, was Claß erstrebt habe, ist Etikettenschwindel. Mit der Verwendung eines Begriffs, der erst durch Weltkrieg und Revolution seine Anziehungskraft erhielt, wird nichts anderes bezweckt, als die Entstehung des Nationalsozialismus nicht als Folge von Krieg und Revolution, sondern schon in der Vorkriegszeit anzusetzen. Bei einem solchen Interpretationsansatz soll wohl Auschwitz tiefer in der deutschen Geschichte verankert werden.
Ian Kershaw hatte in seiner Hitler-Biographie die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Adolf Hitler als "unzulässige Vereinfachung" zurückgewiesen. Die "bunte Mischung" der NS-Ideologie habe schon vor dem Ersten Weltkrieg bestanden. Seitdem hat das Interesse zugenommen, im Müll des völkischen Vorkriegsnationalismus zu forschen. Man will Kontinuitäten aufzeigen, die - bei Licht betrachtet - keine sind. Die aufgeklärte Gesellschaftsgeschichte hat die Woge der Kriegsbegeisterung von 1914 als nicht existent wegdiskutiert. Leicht spricht herablassend vom "Mythos der allgemeinen Begeisterung, der auch von den Alldeutschen maßgeblich mit erfunden wurde".
Vor vierzig Jahren hatte der Mittelstand die Bürde zu tragen, der Hauptverantwortliche für den Erfolg des Faschismus gewesen zu sein. Mittlerweile wird schärfer hingesehen. Nun ist das Bildungsbürgertum als wichtigste Trägergruppe in den Vordergrund gerückt, dessen Hoffnungen und Ängsten der Alldeutsche Verband Ausdruck verliehen habe. Das überzeugt so wenig wie die frühere Mittelstands-These. Während des Weltkrieges produzierten die Alldeutschen wie andere Vereine und Verbände ihre Kriegsziele. Der Antisemitismus wurde rabiater, aber die politische Wirksamkeit schwächer. Der Hass sei "riesig", wunderte sich Claß 1919 und wollte nicht zur Kenntnis nehmen, dass sein Verband sich überlebt hatte. Er war zum Relikt aus dem Kaiserreich geworden. Trotz der politischen Bedeutungslosigkeit setzt Leicht unverdrossen die Darstellung fort, bis Heinrich Himmlers Anordnung im März 1939 die Auflösung des Alldeutschen Verbands verfügte.
Das Buch trifft nicht den historischen Stellenwert der Alldeutschen im Kaiserreich und zeigt einen Vorsitzenden, der "kumulative Desillusionierung" erleben musste. Dem Leser geht es ähnlich. Wenn überhaupt noch ein wenig Interesse an den Alldeutschen bestanden haben mag, hat es mit diesem Buch ein Ende gefunden.
HENNING KÖHLER
Johannes Leicht: Heinrich Claß 1868-1953. Die politische Biographie eines Alldeutschen. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012. 463 S., 58,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heinrich Claß, der Alldeutsche Verband und ein zeithistorischer Etikettenschwindel
Beim Alldeutschen Verband, kurz den Alldeutschen, fallen bei näherer Beschäftigung zwei Dinge auf: der schlechte Ruf als nationalistischer Scharfmacher vor dem Ersten Weltkrieg und der offenkundige Mangel an zuverlässiger Information über den Verband. Das einschlägige Werk von Alfred Kruck stammt noch aus den fünfziger Jahren und zeigt eine unkritische Nähe zum Untersuchungsgegenstand. So stellt sich die Frage, ob mit dieser umfangreichen Biographie des langjährigen Vorsitzenden Claß unser Wissen vermehrt wird. Die Antwort kann nur ein klares Nein sein. Was in ermüdender Breite an politischen Aktivitäten und ideologischen Verbohrtheiten präsentiert wird, erklärt weder die Empörung der Zeitgenossen noch die durchweg scharfe Kritik der Geschichtsschreibung.
Heinrich Claß ist dem Niveau des Verbandes entsprechend alles andere als eine spektakuläre Figur. Über den Bismarck-Kult und die "Mystifizierung des 1890 entlassenen Reichskanzlers" erschloss sich ihm Politik als religiös angehauchte Deutschtümelei. Bei Autor Johannes Leicht klingt das so: Diese "transzendente Ausrichtung eines ideologisch überhöhten Volkes als letzter Bezugsinstanz" habe seinem "wertrational geprägten Handlungshorizont" entsprochen. Verquaster geht es kaum. Aber an Erkenntnissen solcher Bedeutungstiefe ist kein Mangel. "Rassistische Ordnungskategorien" bildeten für Claß "ein ursächliches Interpretationsschema", nach dem er alles bewertete. Letztlich lief es auf den Anspruch auf "Weltmacht" bei massivem Antisemitismus hinaus.
1897 hatte Claß den Weg zu den Alldeutschen gefunden und in Mainz eine Ortsgruppe gegründet. Über das Innenleben des Verbandes und die von ihm vertretenen Forderungen erfahren wir nicht viel. So heißt es, die Auseinandersetzung über den Burenkrieg habe im Verband einen Generationskonflikt hervorgerufen. Es ging um die Rücksichtnahme auf die Regierung und ihren Neutralitätskurs, während Claß und seine jüngeren Anhänger "den Führungsanspruch der traditionellen Machtelite" bei den Alldeutschen in Frage gestellt und stattdessen zur Solidarität mit den Buren aufgerufen haben. Reichskanzler von Bülow hatte die alldeutsche Kritik als Politik "vom Standpunkt der Bierbank" aus bezeichnet, was für böses Blut sorgte.
Die Älteren wollten lieber im Kontakt mit der Regierung bleiben, während die Jüngeren auf Konfrontation setzten. Zu ihnen gehörte natürlich Claß, der im Verband aufrückte und 1908 den Vorsitz übernahm. Immer wieder heißt es, er habe aus dem Verband Kritik erfahren oder auf die Stimmung Rücksicht nehmen müssen. 1904 soll sogar der Gesamtvorstand "tief gespalten" in der Frage der Haltung gegenüber der Regierung gewesen sein - man wüsste gern Näheres. Besonders attraktiv muss der Verband nicht gewesen sein, denn seine Mitgliederzahl fiel zwischen 1901 und 1914 von 22 000 auf 18 000 Mitglieder.
Die Daily-Telegaph-Affäre von 1908, die schärfste Krise des persönlichen Regiments von Wilhelm II., sah Claß nicht als radikalen Kritiker, sondern als "Anwalt der Monarchie". Seine Kritik an der Reichspolitik erlaubte auch Schwenks. Er ließ sich sogar 1911 vom Staatssekretär des Auswärtigen Amts Kiderlen-Wächter für den "Pantersprung" nach Agadir zum Zwecke der Wahrung deutscher Ansprüche in Marokko einspannen, indem er zum Krieg hetzte und eine Broschüre mit dem umwerfenden Titel verfasste: "West-Marokko deutsch". Aus der Enttäuschung darüber, dass er nur als Drohkulisse für eine Politik benutzt worden war, die gar kein Interesse an Marokko hatte, schrieb er ein Jahr später sein Buch "Wenn ich Kaiser wär". Es erschien unter Pseudonym - nicht zuletzt aus der Befürchtung heraus, der Autor könnte wegen Majestätsbeleidigung belangt werden. Das Buch war radikal antisemitisch, politisch hoffnungslos irreal und wirtschaftlich vollkommen anachronistisch, indem Claß forderte, die Industrialisierung einzuschränken und die Industriearbeiter auf dem Lande anzusiedeln. Das notwendige Land sollte - ganz einfach - der Großgrundbesitz zur Verfügung stellen.
Alle diese Forderungen hatten im Kaiserreich nicht die geringste Realisierungschance, aber darum geht es nicht. Für Johannes Leicht ist etwas anderes wichtiger. Das Kaiserbuch zeige bereits eine "Führerfixierung". Claß "positioniere sich als wichtiger Popularisator der politischen Idee vom Führerstaat in Deutschland, die wachsende Akzeptanz erhielt". Das ist des Pudels Kern. Hier soll eine Kontinuität zum Nationalsozialismus konstruiert werden, die nicht bestanden hat. Konsequent stellt Leicht die Volksgemeinschaft als politische Idealvorstellung von Claß hin - stets in Anführungszeichen.
Claß selbst verwendete den Begriff nicht, denn er passte nicht zum Kaiserreich. Die Sehnsucht nach der Volksgemeinschaft ist im Weltkrieg entstanden, als Erlebnis des "Frontsozialismus" der Grabenkämpfer und wurde zum wichtigen Bezugspunkt der Konservativen Revolution wie des Nationalsozialismus. Ständig die "Volksgemeinschaft" anzuführen als das, was Claß erstrebt habe, ist Etikettenschwindel. Mit der Verwendung eines Begriffs, der erst durch Weltkrieg und Revolution seine Anziehungskraft erhielt, wird nichts anderes bezweckt, als die Entstehung des Nationalsozialismus nicht als Folge von Krieg und Revolution, sondern schon in der Vorkriegszeit anzusetzen. Bei einem solchen Interpretationsansatz soll wohl Auschwitz tiefer in der deutschen Geschichte verankert werden.
Ian Kershaw hatte in seiner Hitler-Biographie die Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Adolf Hitler als "unzulässige Vereinfachung" zurückgewiesen. Die "bunte Mischung" der NS-Ideologie habe schon vor dem Ersten Weltkrieg bestanden. Seitdem hat das Interesse zugenommen, im Müll des völkischen Vorkriegsnationalismus zu forschen. Man will Kontinuitäten aufzeigen, die - bei Licht betrachtet - keine sind. Die aufgeklärte Gesellschaftsgeschichte hat die Woge der Kriegsbegeisterung von 1914 als nicht existent wegdiskutiert. Leicht spricht herablassend vom "Mythos der allgemeinen Begeisterung, der auch von den Alldeutschen maßgeblich mit erfunden wurde".
Vor vierzig Jahren hatte der Mittelstand die Bürde zu tragen, der Hauptverantwortliche für den Erfolg des Faschismus gewesen zu sein. Mittlerweile wird schärfer hingesehen. Nun ist das Bildungsbürgertum als wichtigste Trägergruppe in den Vordergrund gerückt, dessen Hoffnungen und Ängsten der Alldeutsche Verband Ausdruck verliehen habe. Das überzeugt so wenig wie die frühere Mittelstands-These. Während des Weltkrieges produzierten die Alldeutschen wie andere Vereine und Verbände ihre Kriegsziele. Der Antisemitismus wurde rabiater, aber die politische Wirksamkeit schwächer. Der Hass sei "riesig", wunderte sich Claß 1919 und wollte nicht zur Kenntnis nehmen, dass sein Verband sich überlebt hatte. Er war zum Relikt aus dem Kaiserreich geworden. Trotz der politischen Bedeutungslosigkeit setzt Leicht unverdrossen die Darstellung fort, bis Heinrich Himmlers Anordnung im März 1939 die Auflösung des Alldeutschen Verbands verfügte.
Das Buch trifft nicht den historischen Stellenwert der Alldeutschen im Kaiserreich und zeigt einen Vorsitzenden, der "kumulative Desillusionierung" erleben musste. Dem Leser geht es ähnlich. Wenn überhaupt noch ein wenig Interesse an den Alldeutschen bestanden haben mag, hat es mit diesem Buch ein Ende gefunden.
HENNING KÖHLER
Johannes Leicht: Heinrich Claß 1868-1953. Die politische Biographie eines Alldeutschen. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012. 463 S., 58,- [Euro].
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