Heinrich Himmler - Hitlers wichtigster Helfer
Über Heinrich Himmler, den Chef des NS-Polizei- und Terrorapparates, existieren viele Klischees: farbloser und pedantischer Bürokrat, verbissener Ideologe und versponnener Germanophiler, kaltblütiger Massenmörder. Peter Longerich entschlüsselt diese schwer fassbare Persönlichkeit und geht dabei über eine konventionelle Lebensbeschreibung weit hinaus: Der renommierte Zeithistoriker liefert erstmals eine Gesamtschau all jener Bereiche, in denen Himmler Verantwortung trug, und zeigt, in welch erstaunlichem Ausmaß dieser Mann die Strukturen und zerstörerische Dynamik der NS-Diktatur prägte.
Heinrich Himmler, Reichsführer-SS, Chef der Deutschen Polizei, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, schließlich Reichsinnenminister und Befehlshaber des Ersatzheeres, verfügte im NS-Staat über eine einzigartige Machtfülle und stand wie kaum ein zweiter für Terror, Verfolgung und Vernichtung. Er war für die Repression im Innern ebenso verantwortlich wie für die Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, für die Gräueltaten der SS an der Ostfront oder für die Entwurzelung und Umsiedlung von Millionen Menschen unter deutscher Herrschaft. Doch trotz ihrer zentralen Rolle für das Regime bleibt die Figur Himmler bis heute blass und über weite Strecken rätselhaft.
Mit dieser ersten umfassenden Biographie nimmt der renommierte NS-Forscher Peter Longerich die Person Himmler in all ihren Funktionen und Facetten in den Blick. Er verschränkt auf einzigartige Weise private Lebensgeschichte, politische Biographie und Strukturgeschichte und eröffnet damit überraschende Einsichten in die Gesamtgeschichte der NS-DiktaturSo kann Longerich zeigen, wie geschickt Himmler seine Kompetenzen in den unterschiedlichsten Politikfeldern nutzte und kombinierte, um seine weitgesteckten Ziele zu erreichen. Er führt uns vor Augen, in welchem Maße die Vorurteile, Marotten und Vorlieben des Reichsführers die SS als Organisation prägten, die so zum Spiegelbild seiner selbst wurde - und deren Geschichte ohne die genaue Kenntnis des Mannes an ihrer Spitze unvollständig und unverständlich bleibt.
Über Heinrich Himmler, den Chef des NS-Polizei- und Terrorapparates, existieren viele Klischees: farbloser und pedantischer Bürokrat, verbissener Ideologe und versponnener Germanophiler, kaltblütiger Massenmörder. Peter Longerich entschlüsselt diese schwer fassbare Persönlichkeit und geht dabei über eine konventionelle Lebensbeschreibung weit hinaus: Der renommierte Zeithistoriker liefert erstmals eine Gesamtschau all jener Bereiche, in denen Himmler Verantwortung trug, und zeigt, in welch erstaunlichem Ausmaß dieser Mann die Strukturen und zerstörerische Dynamik der NS-Diktatur prägte.
Heinrich Himmler, Reichsführer-SS, Chef der Deutschen Polizei, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, schließlich Reichsinnenminister und Befehlshaber des Ersatzheeres, verfügte im NS-Staat über eine einzigartige Machtfülle und stand wie kaum ein zweiter für Terror, Verfolgung und Vernichtung. Er war für die Repression im Innern ebenso verantwortlich wie für die Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern, für die Gräueltaten der SS an der Ostfront oder für die Entwurzelung und Umsiedlung von Millionen Menschen unter deutscher Herrschaft. Doch trotz ihrer zentralen Rolle für das Regime bleibt die Figur Himmler bis heute blass und über weite Strecken rätselhaft.
Mit dieser ersten umfassenden Biographie nimmt der renommierte NS-Forscher Peter Longerich die Person Himmler in all ihren Funktionen und Facetten in den Blick. Er verschränkt auf einzigartige Weise private Lebensgeschichte, politische Biographie und Strukturgeschichte und eröffnet damit überraschende Einsichten in die Gesamtgeschichte der NS-DiktaturSo kann Longerich zeigen, wie geschickt Himmler seine Kompetenzen in den unterschiedlichsten Politikfeldern nutzte und kombinierte, um seine weitgesteckten Ziele zu erreichen. Er führt uns vor Augen, in welchem Maße die Vorurteile, Marotten und Vorlieben des Reichsführers die SS als Organisation prägten, die so zum Spiegelbild seiner selbst wurde - und deren Geschichte ohne die genaue Kenntnis des Mannes an ihrer Spitze unvollständig und unverständlich bleibt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2009Himmler - ein ungelöstes Rätsel
Der 37. "Streitfall" stellt im Literaturhaus Frankfurt drei Sachbücher zur Diskussion
Das Buch soll lesenswert sein und nach den Worten Peter Kempers "ein Meilenstein". Warum Historiker Peter Longerich aber einen 800-Seiten-Wälzer über Himmler verfasst hat, konnten weder HR-Moderator Kemper noch seine Gesprächspartner ergründen. Beim 37. "Streitfall" im Frankfurter Literaturhaus diskutierten die Literaturkritikerin Franziska Augstein aus München, der Pädagogikprofessor Micha Brumlik von der Goethe-Universität und der Frankfurter Literaturkritiker Martin Lüdke über das Rätsel namens Heinrich Himmler, dem der Gast aus London einen so gewaltigen biographischen Auftritt im Siedler-Verlag verschafft hat. "Eine farblose Persönlichkeit", fand Kemper, "ein Normalo", ergänzte Brumlik und fragte nach einer "Krise" in dieser Vita, "ein opportunistischer Zwangscharakter", urteilte Augstein, und Lüdke hatte sich am Ende der Lektüre so klug gefühlt wie zuvor.
Wer also war Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, Hitlers Polizeichef und Innenminister? Warum liegt erst jetzt eine umfassende deutsche Biographie über den Hauptorganisator der "Endlösung" vor? Weil die Quellen so verstreut seien, erläuterte Longerich. Das Sammeln sei schwierig gewesen. "Wie diese Person Einfluss ausüben konnte, war die Leitfrage meiner Arbeit", fuhr der Autor fort und gab zu: "Diese maskenhafte Figur entzieht sich immer wieder einer Annäherung."
Jedenfalls sei Himmler nie ein Gefangener der eigenen Ideologie gewesen. Populär sei er auch nicht gewesen, vielmehr ein "Mann des Apparats". "Alle haben ihn unterschätzt, weil er so harmlos wirkte", sagte Lüdke und verwies auf Himmlers Machtbesessenheit. Ob dieser außer an seine Macht noch an etwas anderes geglaubt habe, wollte Augstein wissen. Ja, erwiderte Longerich, aber Himmler sei, wie die meisten Menschen, mit seinem Weltbild nicht fertig geworden.
Damit hat Erzbischof Reinhard Marx keine Probleme. Auf dem Boden der katholischen Soziallehre hat der Münchner Oberhirte im Pattoch-Verlag eine Streitschrift publiziert: "Das Kapital - Ein Plädoyer für den Menschen" hat die Bestseller-Listen erobert. "Ein Etikettenschwindel"?, fragte Kemper. Das wollte Brumlik nicht gelten lassen. Für den Rest des Abends tat sich ein Graben auf zwischen Kemper und Lüdke einerseits, die sich "fromme Sprüche" auf Glaubensbasis grundsätzlich verbaten, und Brumlik andererseits, der jenseits der gescheiterten marxistischen Ideologie die Menschenwürde als Argument auch bei einem katholischen Theologen zu schätzen wusste. Dass der Verfasser die Geschichte der christlichen Soziallehre etwas geschönt hatte, musste aber, bei aller stilistischen Wertschätzung, auch Brumlik zugeben.
Dann ging die anregende Diskussionsrunde zur "Satire" über, sprich: zu dem Buch, das der CDU-Politiker Friedrich Merz unter dem Titel "Mehr Kapitalismus wagen" bei Piper veröffentlicht hat. "Eine verlängerte Parteirede", befand Augstein und präsentierte den Buchumschlag, auf dem der Verfasser wie "das Sinnbild eitler Selbstgefälligkeit" prange. Es grenze schon fast an eine "Unverschämtheit", so etwas Buch zu nennen, ärgerte sich Lüdke.
"Der führt sich selbst ad absurdum", pflichtete Longerich bei, und Brumlik witzelte, er habe selten ein Buch gelesen, das "so alt aussah". Immerhin zeigte sich Lüdke beeindruckt von der akribischen Statistik zum europäischen Übergewicht, wo es bei Merz um die Finanzierung der Krankenkassen geht. Brumlik war die Ironie über dergleichen Übergriffe in die private Lebensführung vergangen.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der 37. "Streitfall" stellt im Literaturhaus Frankfurt drei Sachbücher zur Diskussion
Das Buch soll lesenswert sein und nach den Worten Peter Kempers "ein Meilenstein". Warum Historiker Peter Longerich aber einen 800-Seiten-Wälzer über Himmler verfasst hat, konnten weder HR-Moderator Kemper noch seine Gesprächspartner ergründen. Beim 37. "Streitfall" im Frankfurter Literaturhaus diskutierten die Literaturkritikerin Franziska Augstein aus München, der Pädagogikprofessor Micha Brumlik von der Goethe-Universität und der Frankfurter Literaturkritiker Martin Lüdke über das Rätsel namens Heinrich Himmler, dem der Gast aus London einen so gewaltigen biographischen Auftritt im Siedler-Verlag verschafft hat. "Eine farblose Persönlichkeit", fand Kemper, "ein Normalo", ergänzte Brumlik und fragte nach einer "Krise" in dieser Vita, "ein opportunistischer Zwangscharakter", urteilte Augstein, und Lüdke hatte sich am Ende der Lektüre so klug gefühlt wie zuvor.
Wer also war Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, Hitlers Polizeichef und Innenminister? Warum liegt erst jetzt eine umfassende deutsche Biographie über den Hauptorganisator der "Endlösung" vor? Weil die Quellen so verstreut seien, erläuterte Longerich. Das Sammeln sei schwierig gewesen. "Wie diese Person Einfluss ausüben konnte, war die Leitfrage meiner Arbeit", fuhr der Autor fort und gab zu: "Diese maskenhafte Figur entzieht sich immer wieder einer Annäherung."
Jedenfalls sei Himmler nie ein Gefangener der eigenen Ideologie gewesen. Populär sei er auch nicht gewesen, vielmehr ein "Mann des Apparats". "Alle haben ihn unterschätzt, weil er so harmlos wirkte", sagte Lüdke und verwies auf Himmlers Machtbesessenheit. Ob dieser außer an seine Macht noch an etwas anderes geglaubt habe, wollte Augstein wissen. Ja, erwiderte Longerich, aber Himmler sei, wie die meisten Menschen, mit seinem Weltbild nicht fertig geworden.
Damit hat Erzbischof Reinhard Marx keine Probleme. Auf dem Boden der katholischen Soziallehre hat der Münchner Oberhirte im Pattoch-Verlag eine Streitschrift publiziert: "Das Kapital - Ein Plädoyer für den Menschen" hat die Bestseller-Listen erobert. "Ein Etikettenschwindel"?, fragte Kemper. Das wollte Brumlik nicht gelten lassen. Für den Rest des Abends tat sich ein Graben auf zwischen Kemper und Lüdke einerseits, die sich "fromme Sprüche" auf Glaubensbasis grundsätzlich verbaten, und Brumlik andererseits, der jenseits der gescheiterten marxistischen Ideologie die Menschenwürde als Argument auch bei einem katholischen Theologen zu schätzen wusste. Dass der Verfasser die Geschichte der christlichen Soziallehre etwas geschönt hatte, musste aber, bei aller stilistischen Wertschätzung, auch Brumlik zugeben.
Dann ging die anregende Diskussionsrunde zur "Satire" über, sprich: zu dem Buch, das der CDU-Politiker Friedrich Merz unter dem Titel "Mehr Kapitalismus wagen" bei Piper veröffentlicht hat. "Eine verlängerte Parteirede", befand Augstein und präsentierte den Buchumschlag, auf dem der Verfasser wie "das Sinnbild eitler Selbstgefälligkeit" prange. Es grenze schon fast an eine "Unverschämtheit", so etwas Buch zu nennen, ärgerte sich Lüdke.
"Der führt sich selbst ad absurdum", pflichtete Longerich bei, und Brumlik witzelte, er habe selten ein Buch gelesen, das "so alt aussah". Immerhin zeigte sich Lüdke beeindruckt von der akribischen Statistik zum europäischen Übergewicht, wo es bei Merz um die Finanzierung der Krankenkassen geht. Brumlik war die Ironie über dergleichen Übergriffe in die private Lebensführung vergangen.
CLAUDIA SCHÜLKE
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der angesehene Holocaust-Historiker Peter Longerich hat mit dem über 1000 Seiten umfassenden Werk über den SS-Reichsführer und Massenmörder Heinrich Himmler eine Lücke in der NS-Biografik geschlossen, so Dagmar Pöpping. Der Ansatz aus "Strukturgeschichtsschreibung und Biografie" macht deutlich, dass Himmlers durchschnittliche Persönlichkeit und sein Aufstieg mit der Staatskrise der Weimarer Republik, die sich als Rechtsstaat schon vor 1933 nicht mehr über den Weg traute, in Zusammenhang steht. "Einblick in das Seelenleben eines Mörders" sollte man sich daher nicht erwarten, ganz im Gegenteil sei die Mittelmäßigkeit seiner Beziehungsgestörtheit und Esoterikanfälligkeit heute en masse in deutschen Großstädten anzutreffen, führt die Rezensentin aus. Himmlers Gigantomanie, an deren Anfang der Holocaust stand und die auf ein großgermanisches Reich abzielte, speiste sich aus einer eingebildeten Berufung zu Höherem, die zu einer Verschmelzung von Person und Reichsführer SS führte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Longerich verschränkt auf einzigartige Weise private Lebensgeschichte, politische Biografie und Strukturgeschichte und eröffnet damit überraschende Einsichten in die Gesamtgeschichte der NSDiktatur.« DER NEUE TAG, 23.09.2010