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Wer dringend zur Morgenmassage muss und gleich anschließend in ein supergewichtiges Meeting, der hat einfach keine Zeit für alberne Kinkerlitzchen wie die Rettung der Menschheit. Das jedenfalls ist Magnus Morgensterns feste Überzeugung, als ihm aus einem Müllcontainer plötzlich ein Männlein in Mönchskutte fast ins Gesicht springt und behauptet, Magnus werde den Weltuntergang verhindern. Aber wer möchte nicht einmal ein Held sein?
Aus einem Müllcontainer springt Magnus Morgenstern plötzlich ein Männlein in Mönchskutte fast ins Gesicht und behauptet, Magnus werde den Weltuntergang verhindern.
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Produktbeschreibung
Wer dringend zur Morgenmassage muss und gleich anschließend in ein supergewichtiges Meeting, der hat einfach keine Zeit für alberne Kinkerlitzchen wie die Rettung der Menschheit. Das jedenfalls ist Magnus Morgensterns feste Überzeugung, als ihm aus einem Müllcontainer plötzlich ein Männlein in Mönchskutte fast ins Gesicht springt und behauptet, Magnus werde den Weltuntergang verhindern. Aber wer möchte nicht einmal ein Held sein?
Aus einem Müllcontainer springt Magnus Morgenstern plötzlich ein Männlein in Mönchskutte fast ins Gesicht und behauptet, Magnus werde den Weltuntergang verhindern. Auf seiner abenteuerlichen Mission begleiten ihn jetzt ein Professor, seine Ex-Geliebte, ein Bote und ein Engel. Magnus begegnet Phantasiewesen, Zauberwäldern und schließlich dem Bösen selbst.
Autorenporträt
Sven Böttcher, Jahrgang 1964, schreibt Krimis und fantastische Romane, arbeitet als Comedy- und Drehbuchautor und Media-Konzeptioner.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.06.2001

Berlin, wir fahren nach Berlin
Käpt'n Blaubärs blutige Enkel: Sven Böttchers Apokalypse-Roman

Nicht jeder verspürt den Drang, sich als Held zu bewähren. Tolkiens kleiner Hobbit Bilbo Beutlin etwa fragt, ob das nicht jemand anders übernehmen könne, als ihn der Aufruf zum Heroismus ereilt. Magnus Morgenstern, kein kleiner Hobbit, sondern eine große Nummer in der deutschen Werbeindustrie, versteht schon die Aufforderung zum Heldentum gar nicht: Er hält den Überbringer der Nachricht, ein kleines Kerlchen, das er aus der Mülltonne fischt, für einen asiatischen Digitalscherzartikel und nicht für einen Boten des "Allumfassers".

Schließlich bewegen die Pädagogik der Ereignisse und die Einrede von Bekannten den Porsche-Fahrer und Designerklamottenträger Morgenstern doch zu der Einsicht, daß es Wichtigeres gibt als das nächste Meeting und makellosen Glanz auf seinen Schuhen - nämlich die Welt zu retten, und zwar im Alleingang. Eigentlich waren als schnelle Eingreiftruppe gegen die Machtübernahme des Bösen sieben "Trigonen" genannte Menschen vorgesehen, aber die anderen sechs haben Sendlinge des Übels schon außer Gefecht gesetzt. Trigon von Nibelheim, so Morgensterns Nom de guerre, ist damit die einzige und damit letzte Kraft gegen das gesamte Arsenal der Hölle, das angetreten ist, das Unterste nach oben zu kehren.

Daß es soweit kommen konnte, hängt mit der geistigen Entwicklung der letzten Jahrhunderte zusammen: "Die überwältigende Kraft der Logik, der Wissenschaft und der Aufklärung hatten alles dem Erdboden gleichgemacht, Aberglauben, Religion und fragwürdige Moral. So wuchs und gedieh die Freiheit, und ihr Preis war das Böse." So simpel diese Erklärung ist, gewissermaßen "Dialektik der Aufklärung" für Fertighausverkäufer, so kompliziert die Gegenwehr.

Aber auch überirdisch geht es herbe zu. "In den ersten 48 Stunden der völligen Furchtlosigkeit starben Hunderttausende deutscher Touristen unter den Händen freier Mallorquiner", heißt es bezüglich der Lage auf der Baleareninsel, was den letzten der Trigonen nicht weiter zu stören braucht, denn er bewegt sich nun ja nicht in Richtung Ballermann 6, sondern nach Berlin zum Endspiel gegen die Mächte der Finsternis. Der Weg in die deutsche Hauptstadt ist aber neben der Bewegung durch Horrorszenarien auch eine Reise zum eigenen Ich. Morgenstern, von dem es zu Beginn der Geschichte noch heißt: "Er schwamm zwar mit den Haien, aber er war immer noch ein freundlicher Delphin", bekennt gegen Schluß: "Ich bin ein gleichgültiges, verwöhntes, eitles Arschloch, so unbedeutend wie eine Eintagsfliege."

Es ist diese Bekenntnis- und Bußkompetenz des Helden, die Sven Böttcher überdeutlich als beispielhaft herausstreicht; insofern ist "Psychopathos" ein moralisches Fantasy-Traktat mit der Botschaft des "one man can make a difference". Gleichzeitig wird man den Eindruck nicht los, daß es sich neben einer Parabel auch um eine persönliche Lebensbeichte handelt, mit der der Autor ihm nahestehende Personen um Vergebung bittet. Nun werden solche Bewegungen zunehmend öffentlich vollzogen. Das ist angemessen, wenn es sich um öffentliche Angelegenheiten handelt. Privatbuße hingegen verlangt kategorisch Diskretion und Intimität, unfreiwillige Zeugenschaft ist da so uninteressant wie peinlich.

Verdrießlich ist auch Böttchers wilder Stilmix. Sein Endzeitgemälde setzt sich aus so ziemlich allem zusammen, was der Menschheit in den letzten zweitausend Jahren zu diesem Thema eingefallen ist, verschnitten mit Modernismen sonder Zahl. Da sabbeln Satan, Beelzebub und Loki, nach seiner Darstellung mittleres Management im Reich des Bösen, drauflos wie die Enkel von Käpt'n Blaubär, da stehen mitten in der Apokalypse tumbe Polizisten, wie aus einem Film von Detlev Buck entliehen, am Straßenrand und bestehen auf Einhaltung der Straßenverkehrsordnung, da muß sich der Basilisk, Nummer eins in der Hölle, ständig von einer autoritären Mutter aus der Kulisse drangsalieren und als "Basil" infantilisieren lassen, der Held und die Vertreter des Bösen haben schließlich die diskursive Fähigkeit von halbwüchsigen Disco-Hirschen - "Friß Nonnenscheiße, letzter Trigone" - "Du stinkst wie ein Kamelarsch!"

Sven Böttcher arbeitet etatmäßig und mit stupender Produktivität als Autor für Fernsehserien. Hier wollte er nach eigenem Bekunden das Genre wechseln, hat aber leider den Ausschaltknopf für seinen Sitcom- und Comedy-Generator nicht gefunden.

BURKHARD SCHERER

Sven Böttcher: "Psychopathos - Das ungeheure Abenteuer des Magnus Morgenstern". Roman. Rogner und Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg 2000. 391 S., geb., 29,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Fantasy-Fans werden großen Spaß an diesem abgedrehten Roman haben." (Max)