Das Buch spielt in einem Zeitrahmen von nur fünf Tagen und bei diesem Seitenumfang kann der Leser sich gewiss sein: Die Schlacht ist ausführlich und atmosphärisch geschildert und Abercrombies Schreibstil trägt viel zum Lesefluss bei. Manche Szenen sind wieder einfach nur genial geschildert. So
erlebt man des öfteren den Tod eines Kämpfers aus seiner Perspektive, nur um gleich darauf diesen Tod aus…mehrDas Buch spielt in einem Zeitrahmen von nur fünf Tagen und bei diesem Seitenumfang kann der Leser sich gewiss sein: Die Schlacht ist ausführlich und atmosphärisch geschildert und Abercrombies Schreibstil trägt viel zum Lesefluss bei. Manche Szenen sind wieder einfach nur genial geschildert. So erlebt man des öfteren den Tod eines Kämpfers aus seiner Perspektive, nur um gleich darauf diesen Tod aus der Sicht des Tötenden zu erleben. Auch sehen wir manchen Hauptcharakter aus den Augen eines anderen geschildert, ohne das diese sich kennen. Das sind wirklich große literarische Momente im Buch.
Doch trotz der Länge, hatte ich manchmal dennoch das Gefühl, als würde noch mehr Ausführlichkeit, ja gar mehr Tiefe in diesem Buch fehlen. Ich mache dies vor allem an zwei Punkten fest, die auch sehr ineinander spielen: Haben wir noch in der Trilogie diverse Charaktere erlebt wie sie sich entwickelten und letzten Endes alles auf die Schlacht am Ende zu lief und begleiteten wir in Racheklingen Murcatto auf ihrem Rachfeldzug, so fehlt hier selbst der Ansatz einer Rahmenhandlung. Wir starten am Vortrag der Schlacht und enden einen Tag nach der Schlacht. Mir ist zwar klar, warum es diese Schlacht gab, doch so wirklich aus der Geschichte heraus hat sie sich nicht entwickelt – oder die Lektüre der Trilogie ist für mich zu lange her…
Zum anderen erleben wir die Schlacht aus vielen Perspektiven, wobei diese aus beiden Seiten der Kämpfer kommen. Von der Union erleben wir Bremer dan Gorst, den unheimlich starken und guten Kämpfer mit der hohen Fistelstimme und seinem Bestreben seinen Ruf durch die Schlacht wieder herzustellen, Finree die Gattin eines Oberst und Tochter Marchall Kroys auf dem Weg nach mehr Macht und Ruhm und Korporal Tunny und seine interessante Sicht auf den Krieg. Seitens der Nordmänner erleben wir den loyalen und anständigen Curnden Kropf wie er sein Dutzend als Häuptling in der Schlacht führt, obwohl er sich doch eigentlich nach dem Ruhestand sehnt, Prinz Calder, Bethods jüngster Sohn, der nun da Bethod nicht mehr König ist, keinen festen Stand bei den Nordmänner hat, vor allem, da er schlau ist und als sehr verschlagen gilt, doch als ebenso feige und Beck ein junger Mann, der frisch zu den Nordmännern gestoßen ist um Krieger zu werden und schließlich auch ein Held, der sich einen Namen verdient. Diese vielen verschiedenen Perspektiven sind zwar sehr interessant und machen die Handlung wirklich spannend, doch ich hätte mir aus jeder Perspektive noch mehr Tiefe und Ausführlichkeit gewünscht um die Charaktere noch besser kennen zu lernen und tiefer in die Handlung einzudringen, doch das ist in einem Buch nicht zu schaffen.
Den Kritikpunkt der fehlenden Rahmenhandlung und der aufgrund der vielen Perspektiven für mich nicht ausreichenden Ausführlichkeit stehen die geniale Konstruktion der Erlebnisse und der wirklich einmalige Schreibstil im Positiven gegenüber. Leider wiegt die fehlende Rahmenhandlung doch schwer, da dadurch meine Lesefreude gemindert wurde und ich mir wie bereits gesagt wünschte, endlich zu erkennen, auf was dieses Epos hinausläuft. Zwei Mächte haben sich ja bereits in den vorigen Bänden herauskristallisiert, die zwar auch hier auftauchen, doch noch keine Klarheit und noch weniger Rahmenhandlung liefern.
Dies ist wirklich schade, denn Abercrombie hat ansonsten mit diesem Buch einen wirklich guten Roman über eine Schlacht geschrieben, der mit seinem genialen Schreibstil beinahe wieder ein Kunstwerk ist, doch leider ohne Rahmen… Vor allem hat er es geschafft in einem Buch, das praktisch nur aus einer Schlacht besteht eine Anti-Kriegsstimmung bei den Charakteren aufkommen zu lassen. Ein Punkt, der mir persönlich sehr gefällt.