Das aufsehenerregende Debüt einer ungewöhnlich talentierten Autorin
Lea ist fünfzehn und hat viele Träume: Sie will schreiben. Sie will rennen, ohne je außer Puste zu sein. Sie will so wunderschön sein wie ihre beste Freundin Pola. In ihren Träumen ist Lea eine Heldin. Im richtigen Leben klappt es manchmal nicht: Gerade hat sich Lenny, Leas erster Freund, von ihr getrennt. Sie vermisst ihn schrecklich. Leas Mutter versinkt in ihren eigenen Problemen und kann Lea nicht helfen. Aber es gibt ja noch Pola und die Clique - und einen tollen neuen Jungen an der Schule, der sich unbegreiflicherweise für Lea interessiert ... Im Laufe eines langen Sommers findet Lea heraus, dass sie eigentlich doch auch eine Heldin ist, jeden Tag ein bisschen.
Lea ist fünfzehn und hat viele Träume: Sie will schreiben. Sie will rennen, ohne je außer Puste zu sein. Sie will so wunderschön sein wie ihre beste Freundin Pola. In ihren Träumen ist Lea eine Heldin. Im richtigen Leben klappt es manchmal nicht: Gerade hat sich Lenny, Leas erster Freund, von ihr getrennt. Sie vermisst ihn schrecklich. Leas Mutter versinkt in ihren eigenen Problemen und kann Lea nicht helfen. Aber es gibt ja noch Pola und die Clique - und einen tollen neuen Jungen an der Schule, der sich unbegreiflicherweise für Lea interessiert ... Im Laufe eines langen Sommers findet Lea heraus, dass sie eigentlich doch auch eine Heldin ist, jeden Tag ein bisschen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.09.2015Riesenwut
Lea kämpft für eine
bessere Zukunft
Lea glaubt es kaum: Auf der „Wer ist das tollste Mädchen“-Liste belegt sie den dritten von vierzehn Plätzen. Dabei fühlt sich die fast 16-Jährige selbst weder hübsch noch angesagt. Nach außen gibt sie sich cool, aber in ihr tobt ein Sturm. Lea, wegen ihrer langen blonden Haare auch Spaghetti genannt, ist sensibel, Asthmatikerin, und ständig wird sie rot vor Scham. Sie hat es nicht geschafft, ihren Freund Lenny zu küssen, ist ihm immer wieder ausgewichen. Gerade hat er sie verlassen. Zu allem Überfluss ist Lea sitzen geblieben und damit zur „Klassenomi“ geworden.
Ihr größtes Problem aber ist die alkoholkranke Mutter, die seit Jahren nicht mehr die Wohnung verlässt. Täglich muss Lea Zigaretten und Bier organisieren. Zum „Dank“ wird sie angeschrien, geohrfeigt, eingesperrt und soll auch noch während der Schulzeit die Gänge zum Amt erledigen. Anziehsachen und Schuhe gibt’s nur aus der Kleiderkammer, und wenn sie nicht so oft bei ihrer besten Freundin Pola mitessen könnte, bekäme sie nie etwas Warmes in den Bauch. Elende Verhältnisse sind das, und trotzdem soll keiner davon erfahren, selbst Pola nicht. Trost findet Lea bei ihrer Clique, die sie akzeptiert und mag. Und dann ist da natürlich ihr Tagebuch, das der Leser mitliest.
Die Sprache des inneren Monologs ist einfach. Lea erzählt oft ausufernd, es gibt enervierende Wiederholungen, etwa wenn sie nach Lenny schmachtet. Sabine Raml lässt uns auf diese Weise am Gefühlschaos ihrer Hauptfigur, zu dem auch eine Riesenwut gehört, unmittelbar teilhaben. Wie gern wäre Lea einfach normal, ohne brennende Lungenflügel und ohne eine Mutter, die sich durchs Leben trinkt und mit der flachen Hand zuschlägt. Es ist erschütternd zu verfolgen, wie das Mädchen den Alltag stemmt und sich aus falsch verstandener Loyalität niemandem anvertraut. Und wie es die Mutter trotz allem liebt.
Im letzten Drittel des Buches treten Gedanken und Träume zugunsten der Handlung zurück. Lea erlaubt sich endlich, auf ihre Not aufmerksam zu machen. Sie steigt auf einen Baum, von dem sie nicht mehr herunter will und kollabiert schließlich. Das Ende ist eher ein Aufatmen als glücklich. Sie glaubt wieder an Wunder, und überwindet ihren Selbsthass, selbst wenn es „Dinge gibt, die wirklich nie mehr gut werden“.
Das Romandebüt Heldentage von Sabine Raml wurde mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2014 ausgezeichnet. (ab 14 Jahre)
VERENA HOENIG
Sabine Raml: Heldentage. Do what you love! Heyne fliegt 2015. 301 Seiten, 14,99 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Lea kämpft für eine
bessere Zukunft
Lea glaubt es kaum: Auf der „Wer ist das tollste Mädchen“-Liste belegt sie den dritten von vierzehn Plätzen. Dabei fühlt sich die fast 16-Jährige selbst weder hübsch noch angesagt. Nach außen gibt sie sich cool, aber in ihr tobt ein Sturm. Lea, wegen ihrer langen blonden Haare auch Spaghetti genannt, ist sensibel, Asthmatikerin, und ständig wird sie rot vor Scham. Sie hat es nicht geschafft, ihren Freund Lenny zu küssen, ist ihm immer wieder ausgewichen. Gerade hat er sie verlassen. Zu allem Überfluss ist Lea sitzen geblieben und damit zur „Klassenomi“ geworden.
Ihr größtes Problem aber ist die alkoholkranke Mutter, die seit Jahren nicht mehr die Wohnung verlässt. Täglich muss Lea Zigaretten und Bier organisieren. Zum „Dank“ wird sie angeschrien, geohrfeigt, eingesperrt und soll auch noch während der Schulzeit die Gänge zum Amt erledigen. Anziehsachen und Schuhe gibt’s nur aus der Kleiderkammer, und wenn sie nicht so oft bei ihrer besten Freundin Pola mitessen könnte, bekäme sie nie etwas Warmes in den Bauch. Elende Verhältnisse sind das, und trotzdem soll keiner davon erfahren, selbst Pola nicht. Trost findet Lea bei ihrer Clique, die sie akzeptiert und mag. Und dann ist da natürlich ihr Tagebuch, das der Leser mitliest.
Die Sprache des inneren Monologs ist einfach. Lea erzählt oft ausufernd, es gibt enervierende Wiederholungen, etwa wenn sie nach Lenny schmachtet. Sabine Raml lässt uns auf diese Weise am Gefühlschaos ihrer Hauptfigur, zu dem auch eine Riesenwut gehört, unmittelbar teilhaben. Wie gern wäre Lea einfach normal, ohne brennende Lungenflügel und ohne eine Mutter, die sich durchs Leben trinkt und mit der flachen Hand zuschlägt. Es ist erschütternd zu verfolgen, wie das Mädchen den Alltag stemmt und sich aus falsch verstandener Loyalität niemandem anvertraut. Und wie es die Mutter trotz allem liebt.
Im letzten Drittel des Buches treten Gedanken und Träume zugunsten der Handlung zurück. Lea erlaubt sich endlich, auf ihre Not aufmerksam zu machen. Sie steigt auf einen Baum, von dem sie nicht mehr herunter will und kollabiert schließlich. Das Ende ist eher ein Aufatmen als glücklich. Sie glaubt wieder an Wunder, und überwindet ihren Selbsthass, selbst wenn es „Dinge gibt, die wirklich nie mehr gut werden“.
Das Romandebüt Heldentage von Sabine Raml wurde mit dem Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg 2014 ausgezeichnet. (ab 14 Jahre)
VERENA HOENIG
Sabine Raml: Heldentage. Do what you love! Heyne fliegt 2015. 301 Seiten, 14,99 Euro.
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"Ein Buch, das es geben muss. Weil es überrascht und keine Klischees bedient." Anja Tuckermann, Laudatio für den Oldenburger Kinder- und Jugendliteraturpreis