Fantasyroman mit Anlehnungen an das Römische Reich
Beim Lesen hat sich bei mir schnell der Vergleich zu den Kelten und Römern aufgetan. Man entdeckt hier einige Ähnlichkeiten zwischen dem Leben der Kelten mit dem der Pferdestämmen der Steppe, wie z Bsp. dass auch die Kelten außerhalb der
Dorfgemeinschaft in eine Schwitzhütte gingen, um ihren Geist zu reinigen. Und auch im weiteren Verlauf…mehrFantasyroman mit Anlehnungen an das Römische Reich
Beim Lesen hat sich bei mir schnell der Vergleich zu den Kelten und Römern aufgetan. Man entdeckt hier einige Ähnlichkeiten zwischen dem Leben der Kelten mit dem der Pferdestämmen der Steppe, wie z Bsp. dass auch die Kelten außerhalb der Dorfgemeinschaft in eine Schwitzhütte gingen, um ihren Geist zu reinigen. Und auch im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Analogien zum Römischen Reich auf. So wird Teriasch gleich nach der Ankunft in Kalvakorum verkauft und muss als Kämpfer in der Arena um sein Leben bangen. Hier sind die Ähnlichkeiten zum Kolosseum und den Gladiatorenkämpfen in Rom nicht zu übersehen. Einige Namen bzw. Titel weisen ebenso auf die Römerzeit hin, wie Pollox, Dominex, Diantis etc. und zudem erinnern das dekadente Leben der Herrscherfamilie, sowie die gottgleiche Darstellung des Dominex an die Zeit einiger Cäsaren. Hier hat man oft das Gefühl, einen Historischen- anstelle eines Fantasy-Romans zu lesen.
Jonas Wolf erwähnt in seiner Danksagung jedoch, dass „Der letzte Mohikaner“, „Dune“ oder auch „Spartacus“ ein Teil der DNA von „Heldenzorn“ wären, also sollte man sich während des Lesens auf den Genrewechsel einlassen. Erst nachdem Teriasch das Leben von Julanesca rettet, verblasst dieser Eindruck wieder etwas und der Fantasy-Teil rückt wieder mehr in den Vordergrund.
Die abenteuerlichen Erlebnisse von Teriasch erzählt Jonas Wolf durchweg unterhaltsam, lebendig und farbenfroh und ihm gelingt es hierdurch zumeist, einem problemlos an das Buch zu binden. Im Gegensatz jedoch zu seinem Fantasy-Roman „Heldenwinter“ gestaltet sich die Story nicht ganz so fantasievoll, mysteriös und unvorhergesehen. Irgendwie war schon – zumindest für mich – früh ersichtlich, wie sich das weitere Leben des jungen Schamanen entwickeln wird, wobei seine gefahrvollen Abenteuer, die er zumeist mit Rukoba erleben darf, einiges an Spannungspotential zu bieten haben.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und detailreich beschrieben. Teriasch ist nicht der klassische Held schlechthin, was schon einmal überzeugt und geht neugierig, aufrichtig und kämpferisch seinem neuen Leben entgegen. Zudem verbirgt sich in ihm ein Geheimnis, dessen Kräfte selbst Teriasch neu sind und deren Umgang er erst nach und nach erlernen muss. Als ein Kind der Steppe tritt er dem Leben in der großen Stadt auch anfangs recht naiv gegenüber, was ihn äußerst sympathisch macht.
Julanesca beschreibt der Autor etwas rätselhaft, doch deren Ambitionen verrät Jonas Wolf seinen Lesern dann doch recht früh und so bleibt ihr Charakter nur kurz ein wenig undurchsichtig. Hierdurch erhält man aber auch schnell eine gute Vorstellung von der resolut und kämpferisch auftretenden Schönheit. Am besten hat mir allerdings der Charakter des Halblings Rukoba gefallen. Dieser kleine Dieb, dessen Raubzüge ihn in die Sklaverei geführt haben, ist ein durchtriebenes, gerissenes Kerlchen, der dennoch eine sehr liebenswerter und treue Seite hat, die er jedoch zumeist gut zu verbergen versteht. Mit seinem ständigen Gequassel nervt der Halbling regelmäßig den einen oder anderen Mitwirkenden und versteht es aber auch wunderbar, sich dadurch aus den unterschiedlichsten Situationen heraus zu winden.
Fazit: Ein in jedem Fall lesenswerter Roman, der mit gut herausgearbeiteten Charakteren und einer unterhaltsamen, durchweg spannenden Story aufwarten kann. Allerdings ist die Geschichte auch mit vielen historischen Gegebenheiten versetzt, sodass man stellenweise das Gefühl hat, diese spielt nicht in einer Fantasy-Welt, sondern zur Zeit der Herrschaft des Römischen Reiches.