Die aufwändig gestaltete Bild- und Text-Dokumentation »Werkbuch«, zeigt die wichtigsten Schaffensphasen der bildenden Künstlerin und Aktivistin Helga Franke (*1942, Lodz) in acht großen Themenblöcken. »Werkbuch«, eine Künstlermonografie mit Werkverzeichnis, bildet nun erstmalig die zentralen Themen des Lebenswerkes der Frankfurter Künstlerin ab. Grenzen überschreiten. In all ihren vielgestaltigen Arbeiten untersucht Helga Franke ästhetische und territoriale Grenzen: ob im graphischen Werk, den politischen Aktionen als Teil der deutschen Demokratiebewegung, den künstlerischen Werken oder ihren kunstpädagogischen Projekten der 70er, 80er und 90er-Jahre. Als Teil der »68er«-Bewegung realisierte Helga Franke schon früh Aktionen und Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Bis heute ist sie politische Aktivistin geblieben. Persönliche, biografische Momente verknüpft die Künstlerin geschickt mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Feminismus, Ökologie; aber auch das Anliegen nach mehr Selbstbestimmung, vertreten durch freiheitliche Emanzipationsbewegungen; all dies sind wiederkehrende Themen im Werk Helga Frankes. Begleitet von Fragestellungen nach der Aufgabe zeitgenössischer Kunst, stehen u. a. Sprache und Formen des politischen Diskurs im Vordergrund. In oft mehrteiligen Arbeiten – zusammengestellt aus Zeichnungen, Fotos, Collagen; präsentiert in Rahmen-Displays, Kisten oder Gestellen –, kommentieren ihre Arbeiten konfliktgeladene Themen der Gegenwart: Heimat, Identität, Grenzen und deren Überschreitung. Frankes partizipatorische Projekte im öffentlichen Raum waren zuletzt bei »OCCUPY-Frankfurt« und auch in der »Büchner-Box (200 Jahre Georg Büchner)« in Darmstadt zu sehen. »Demo Basics« nennt sich etwa eine Serie von ihr gestalteter Tafeln auf Stöcken, die das Bild des Occupy-Camps und der Blockupy Demonstrationen in Frankfurt mitprägten. Erste Bekanntheit erlangte Franke 1983 im Beuys-Umfeld, als Teil der Demokratiebewegung und durch die Gründung der Beuys-Kinder-Uni (BKU). Seither beschäftigt sich die Künstlerin mit territorialen und mentalen Grenzen: in »Mandatory Stop« etwa, einer Reihe von Aktionen entlang der Grenzübergänge von Jordanien, Syrien und Israel. Ebenso in »Werkstatt Deutschland« – einer Werkgruppe zum Thema Demokratie und Gesellschaft. Die Werke der Künstlerin bedienen sich großer performativer Kraft, sie erzählen. Dies geschieht vor allem durch das Format der Ensemblagen. Diese von Helga Franke entwickelte Bildstrategie, macht im Zusammenspiel aus Collagen und Assemblagen einen großen Teil ihrer Arbeiten aus. »Sie nutzt die Qualität des Einzelbildes, reiht dieses jedoch zu Bilderfolgen, die in eigens gestaltete Kästen gestellt werden und in einer Performance gezeigt und aufgestellt werden können.« (Rudolf Sievers) In ihren Installationen bildet Helga Franke die Bandbreite aktueller Medien und Werkprozesse ab. Sie entwickelt neue, künstlerische Formate: Lesepassagen, Lesegärten, Leseperformances, Lese- Schreib-Areale. All ihre Arbeiten verbindet ein Gespür für und ein schonungsloser Blick auf politische Konfliktherde. Mit »Werkbuch« legt die Künstlerin, Pädagogin und Aktivistin Helga Franke nun ihre erste monografische Publikation mit Werkverzeichnis vor. Helga Franke gelingt es, die bleibenden Botschaften der aufklärerischen 68er Bewegung anschaulich zu vermitteln. Errungenschaften, die ja weit über das hinausgehen, was 1968 politisch verhandelt wurde. So werden einzelne Schaffensphasen und Werkgruppen von namhaften deutschen Kunsthistorikern und Soziologen – die allesamt Helga Frankes Arbeit seit vielen Jahren verfolgen –, besprochen und kontextualisiert: Kristin Marek, Susanne Kujer, Beate Reese, Ute Ritschel, Prof. Dr. Martin Schulz und Prof. Dr. Joachim Renn u. a.. Gestaltet als Buchblock – ein Buch im Buch –, ist »Helga Franke – Werkbuch« ist ein besonderes Künstlerbuch; an dem die Künstlerin selbst maßgeblich mitgewirkt hat. Grandios umgesetzt vom preisgekrönten Designer Sahar Aharoni, dem es mit abwechslungsreicher Gestaltung gelingt das breite Spektrum dieses künstlerischen Werkes graphisch abzubilden. Entstanden ist ein umfassender Künstlerkatalog, der das Lebenswerk Helga Frankes detailreich darstellt. Ein beeindruckendes Buch; eine Reise entlang widerständiger Manifestationen deutscher Kunst nach '68.