Wandmalereien haben in der Forschung seit dem 19. Jahrhundert große Aufmerksamkeit erfahren, besonders nachdem A. Mau den großen Bestand der Vesuvstädte in vier verschiedene Stile unterteilt hatte. Der Erste Stil, der sich vor allem durch eine plastische Wiedergabe von Quaderwänden in Stuck auszeichnet, war seit dem späten 5. Jahrhundert v. Chr. im gesamten Mittelmeerraum verbreitet. In dieser Arbeit werden erstmals Beispiele aus über 100 Orten im westlichen Mittelmeerraum systematisch zusammengestellt und analysiert. Auf dieser Basis wird gezeigt, dass der Erste Stil im westlichen Mittelmeerraum gleichzeitig mit den frühesten bekannten Dekorationen im Osten im späten 5. Jahrhundert v. Chr. auftrat. Darüber hinaus lassen sich markante regionale und lokale Unterschiede bei der Umsetzung des Dekorationssystems systematisch herausarbeiten und lokalspezifische Phänomene identifizieren. Die im 3. Jahrhundert v. Chr. zunehmende Differenzierung und Bereicherung des Ersten Stils mit Dekorationselementen, die von der monumentalen Architektur inspiriert wurden, können hierbei mit sozial- und kulturhistorischen Phänomenen verknüpft werden. Ferner wird die Bedeutung des Dekorationssystems für die gesellschaftlichen Eliten aufgezeigt, die dieses bewusst zur Herausstellung ihres Status in ihren Häusern einsetzten.
"[...] Allgemein betrachtet zeigt diese sorgfältige und methodisch saubere sowie transparent gegliederte Arbeit, der eine klare und unaufgeregte Sprache eigen ist, wie wichtig und lohnend es ist, vermeintlich bekanntes Material in einer umfassenden Zusammenschau zu untersuchen und auszuwerten. Nicht nur der spektakuläre Einzelfund, sondern auch das Verstehen des Bekannten vermag die Forschung wesentlich voranzubringen und sowohl zu neuen wie auch zu vermeintlich bekannten, aber erstmals substantiell begründeten Ergebnissen zu führen. Der Charakter eines Handbuchs wird durch die sehr gute Benutzbarkeit der Arbeit unterstrichen, die den Zugriff auf das Material dank kleinteiliger Gliederung und gutem Katalognummernsystem auf mehreren Ebenen zulässt und dadurch auch die Einordnung neuen Materials ermöglichen wird."
Von Andreas Oettel
In: Bonner Jahrbücher, Bd. 221 (2021), S. 314-316
Von Andreas Oettel
In: Bonner Jahrbücher, Bd. 221 (2021), S. 314-316