Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2014Anarchismus
im Schnee
Jeder Clown, jeder Komiker von Rang sorgt für Unverwechselbarkeit: Charlie Rivel hatte einen feuerroten Haarkranz, ein bodenlanges T-Shirt am Körper und eine würfelförmige Rotnase im Gesicht. Jacques Tati verkörperte seinen Monsieur Hulot als Mann mit kleinem Hut, Knittermantel, zu kurzen Hosen, Ringelsocken, immer den Regenschirm dabei und die Pfeife im Mund. Solche präzise Definiertheit der Gestalt, die die in ihrem surrealistischen Wahnwitz meisterhaft durchgearbeiteten Filme Tatis einzigartig prägt, lässt sich bestens in Bildergeschichten nutzen, weil der Wiedererkennungseffekt sicher ist. Also hat der Zeichner, Illustrator und Cartoonist David Merveille Monsieur Hulot gleichsam beobachtet, wie er sich etwa auf Reisen, im Straßenverkehr, als Postbote oder angelnder Don Quichotte, als Klempner oder im Tierpark verhält. Die Geschichten folgen dem Prinzip der Schlusspointe, also erst eine kleinteilige Bildfolge, deren Witz sich steigert und dann im großen ganzseitigen Panoramabild löst. Dabei achtet Merveille darauf, die jeder Komik innewohnende und dann sich entfaltende Katastrophe so sanft geschehen zu lassen, wie es zu Hulots Kindlichkeit, Neugier und anarchischem Geist passt. Also beginnt die Sache mit den Schneebällen zufällig, Hulot wirft zurück, trifft die Falsche, was zuletzt eine Kettenreaktion zur Folge hat, wie sie das große Bild dann in aller Pracht zeigt. Wer dieses Bild allerdings sehen will, muss schon in diesem liebenswürdig subversiven Buch nachblättern.
HARALD EGGEBRECHT
David Merveille: Hallo Monsieur Hulot. 22 lustige Bildergeschichten. Nach einer Figur von Jacques Tati. Aus dem Französischen von Fabienne Leisibach. NordSüd 2013. 56 Seiten, 14,95 Euro.
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im Schnee
Jeder Clown, jeder Komiker von Rang sorgt für Unverwechselbarkeit: Charlie Rivel hatte einen feuerroten Haarkranz, ein bodenlanges T-Shirt am Körper und eine würfelförmige Rotnase im Gesicht. Jacques Tati verkörperte seinen Monsieur Hulot als Mann mit kleinem Hut, Knittermantel, zu kurzen Hosen, Ringelsocken, immer den Regenschirm dabei und die Pfeife im Mund. Solche präzise Definiertheit der Gestalt, die die in ihrem surrealistischen Wahnwitz meisterhaft durchgearbeiteten Filme Tatis einzigartig prägt, lässt sich bestens in Bildergeschichten nutzen, weil der Wiedererkennungseffekt sicher ist. Also hat der Zeichner, Illustrator und Cartoonist David Merveille Monsieur Hulot gleichsam beobachtet, wie er sich etwa auf Reisen, im Straßenverkehr, als Postbote oder angelnder Don Quichotte, als Klempner oder im Tierpark verhält. Die Geschichten folgen dem Prinzip der Schlusspointe, also erst eine kleinteilige Bildfolge, deren Witz sich steigert und dann im großen ganzseitigen Panoramabild löst. Dabei achtet Merveille darauf, die jeder Komik innewohnende und dann sich entfaltende Katastrophe so sanft geschehen zu lassen, wie es zu Hulots Kindlichkeit, Neugier und anarchischem Geist passt. Also beginnt die Sache mit den Schneebällen zufällig, Hulot wirft zurück, trifft die Falsche, was zuletzt eine Kettenreaktion zur Folge hat, wie sie das große Bild dann in aller Pracht zeigt. Wer dieses Bild allerdings sehen will, muss schon in diesem liebenswürdig subversiven Buch nachblättern.
HARALD EGGEBRECHT
David Merveille: Hallo Monsieur Hulot. 22 lustige Bildergeschichten. Nach einer Figur von Jacques Tati. Aus dem Französischen von Fabienne Leisibach. NordSüd 2013. 56 Seiten, 14,95 Euro.
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