Shoulder-length hair streaming, swastikas jangling, filthy death's-head-emblazoned denims crackling in the wind - the Hell's Angels are out on a run, and America's West Coast cowers in loathing.
Press reports of the Angels read like a plot synopsis of a thriller writer's worst dreams. Hunter S. Thompson found the reality different - but still disturbing. Here, with Rabelaisian gusto, he tells of his experiences with Little Jesus, Charger Charley the Child Molester, Big Frank ('You don't really jerk out the eyeball, you just sorta spring it so it pops outa the socket') and a host of others. This is the inner truth of a phenomenon that relegates our Rockers to the nursery.
Gonzo journalist and literary roustabout Hunter S. Thompson flies with the angels Hell s Angels, that is in this short work of nonfiction.
California, Labor Day weekend . . . early, with ocean fog still in the streets, outlaw motorcyclists wearing chains, shades and greasy Levis roll out from damp garages, all-night diners and cast-off one-night pads in Frisco, Hollywood, Berdoo and East Oakland, heading for the Monterey peninsula, north of Big Sur. . . The Menace is loose again.
Thus begins Hunter S. Thompson s vivid account of his experiences with California s most notorious motorcycle gang, the Hell s Angels. In the mid-1960s, Thompson spent almost two years living with the controversial Angels, cycling up and down the coast, reveling in the anarchic spirit of their clan, and, as befits their name, raising hell. His book successfully captures a singular moment in American history, when the biker lifestyle was first defined, and when such countercultural movements were electrifying and horrifying America. Thompson, the creator of Gonzo journalism, writes with his usual bravado, energy, and brutal honesty, and with a nuanced and incisive eye; as The New Yorker pointed out, For all its uninhibited and sardonic humor, Thompson s book is a thoughtful piece of work. As illuminating now as when originally published in 1967, Hell s Angels is a gripping portrait, and the best account we have of the truth behind an American legend.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Press reports of the Angels read like a plot synopsis of a thriller writer's worst dreams. Hunter S. Thompson found the reality different - but still disturbing. Here, with Rabelaisian gusto, he tells of his experiences with Little Jesus, Charger Charley the Child Molester, Big Frank ('You don't really jerk out the eyeball, you just sorta spring it so it pops outa the socket') and a host of others. This is the inner truth of a phenomenon that relegates our Rockers to the nursery.
Gonzo journalist and literary roustabout Hunter S. Thompson flies with the angels Hell s Angels, that is in this short work of nonfiction.
California, Labor Day weekend . . . early, with ocean fog still in the streets, outlaw motorcyclists wearing chains, shades and greasy Levis roll out from damp garages, all-night diners and cast-off one-night pads in Frisco, Hollywood, Berdoo and East Oakland, heading for the Monterey peninsula, north of Big Sur. . . The Menace is loose again.
Thus begins Hunter S. Thompson s vivid account of his experiences with California s most notorious motorcycle gang, the Hell s Angels. In the mid-1960s, Thompson spent almost two years living with the controversial Angels, cycling up and down the coast, reveling in the anarchic spirit of their clan, and, as befits their name, raising hell. His book successfully captures a singular moment in American history, when the biker lifestyle was first defined, and when such countercultural movements were electrifying and horrifying America. Thompson, the creator of Gonzo journalism, writes with his usual bravado, energy, and brutal honesty, and with a nuanced and incisive eye; as The New Yorker pointed out, For all its uninhibited and sardonic humor, Thompson s book is a thoughtful piece of work. As illuminating now as when originally published in 1967, Hell s Angels is a gripping portrait, and the best account we have of the truth behind an American legend.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2005Unterwegs in Himmel und Hölle
Anfang und Ende seines Genres: Hunter S. Thompson
Hätte der junge Rimbaud nicht aufgehört zu schreiben, als er nach Äthiopien verschwand, um sich als Abenteurer durchzuschlagen - vielleicht wären unter der afrikanischen Sonne stolze und seltsame Bücher herangereift wie die von Hunter Stockton Thompson. Allerdings lagen im Reisekoffer des 1937 in Louisville, Kentucky, geborenen Schriftstellers, als er in den späten Fünfzigern in die Karibik aufbrach, um für englischsprachige Zeitungen zu arbeiten und Bowlingbahnen und Spielkasinos zu besprechen, bloß ein paar Sportreportagen für eine Armeezeitung in Florida. Thompson verfaßte eben keine Gedichte, er schrieb Artikel. Durch seine Adern floß nie das Tintenblut eines Dichters, sondern immer - wenn auch versetzt mit allerlei Alkaloiden - die Druckerschwärze eines Journalisten.
Zu Ruhm gelangte Hunter S. Thompson als Schöpfer einer neuen Gattung. In den sechziger Jahren entwickelte er als Mitarbeiter des "Rolling Stone" den "Gonzo-Journalismus", der auf der Einschaltung des Beobachters ins Geschehen beruhte. Er betrachtete die Welt nie aus der abgeklärten Außenperspektive des Romanciers, sondern näherte sich den Dingen stets mit der natürlichen Aufdringlichkeit des Reporters. Doch obwohl Thompson auf auktoriale Distanz nie einen müden Cent gab und jeden Wahnsinn, über den er berichtete, aus berufsethischen Gründen selbst nachvollzog, schrieb er seit seinen Anfängen an einem großen amerikanischen Epos: Das zeigen zwei nun erstmals in deutscher Sprache vorliegende Werke auf beeindruckende Weise. Der lange verloren geglaubte Roman "The Rum Diary", entstanden in den karibischen Jahren und erst 1998 im Original publiziert, verlagert die Mythologie der Pioniere ins von Tagedieben und Investoren heimgesuchte Inselparadies von Puerto Rico. Und die großartige Reportage über die "Hell's Angels" von 1966, für welche der Autor eine Saison unter Rockern verbrachte, spürt einer Schwundstufe des außergesetzlichen Individualismus nach.
Schon die gezeichnete Landkarte am Anfang von "The Rum Diary", die Puerto Rico mit Windrose und Palmen abbildet wie eine Schatzinsel, führt vor Augen, daß es hier um den Einstieg in echtes Gelände geht. Mit dem Finger kann man die üble Hafengegend von San Juan suchen, wo die mit amerikanischem Kapital finanzierte "Daily News" ihre stets von sozialistischen Gewerkschaftern belagerten Redaktionsräume hat - und auch die leeren Strände am "Puerto Rico International Airport", an denen der junge Journalist Paul Kemp manche Nacht verbringt. Weil Kemps berufliche Termine zumeist ins Wasser fallen, trinkt er Rum mit seinen Kollegen, einem Haufen hergelaufener Psychopathen, die ihre Zeit in einem Loch namens "Al's Backyard" totschlagen und selbst aus den Hamburgern noch Salat und Tomatenscheiben entfernen.
In der Schilderung dieser an Hemingway erinnernden Daseinsform gelingt es Thompson immer wieder, das Verstreichen der scheinbar stillstehenden Zeit in grandiosen Bildern zu bannen. Wenn nach einer auf der Polizeiwache verbrachten Nacht das "kühle pinkfarbene Glühen am östlichen Himmelsrand" den Morgen ankündigt, wenn San Juan am Ende eines schwülen Tages dem "Gott des Mülls" huldigt, wenn sich in der Schlußpassage des von Wolfgang Farkas glänzend übersetzten Romans "das leise tödliche Ticken von tausend hungrigen Uhren" aus den nächtlichen Klängen herausschält - dann wird spürbar, daß die Vergänglichkeit das geheime Leitmotiv dieses um eine Tageszeitung kreisenden Tagebuchs ist.
"The Rum Diary" ist trotz aller Abenteuerlust ein zutiefst pessimistischer Roman, der von der Unmöglichkeit handelt, Neuland zu beschreiten, ohne es zu zerstören. Paul Kemp ist ein Goldsucher, der an jedem unberührten Traumstrand das Bedürfnis verspürt, einen Pflock in den Boden zu rammen und das Land in Besitz zu nehmen - und zugleich merkt, daß er als PR-Schreiber bloß die Vorhut der Tourismusbranche bildet und trotz seines Humphrey-Bogart-Lebensgefühls "nur Schachfigur auf einer Auf-höchster-Ebene-und-man-muß-das-Gesicht-wahren-Scheiße" ist.
Von einer halbutopischen Welt handelt auch Thompsons nach seiner Rückkehr aus Lateinamerika entstandenes Buch über die "Hell's Angels" - auch wenn die bärtige Rockergang nicht mit Blumen im Haar nach San Francisco kam, wo ihre Keimzelle lag. Auch hier nahm Thompson eine abgeklärte Haltung ein, die zugleich Sympathie für den Gegenstand zuläßt. Von einer Mystifizierung der Engel, die erst durch das Presseecho auf eine angebliche Massenvergewaltigung in Monterey am 7. September 1964 "einen Publicity-Durchbruch vom Format der Beatles oder Bob Dylans" erlebten, ist Thompson meilenweit entfernt. Immer wieder nennt er die Biker "dreckige Saufbolde" und mokiert sich über den Gestank ihrer Jeanskutten. Auch wird Thompson, obwohl er die Angels ein Jahr lang begleitete und seine Wohnung für wüste Umtrünke bereitstellte, nie zum blinden Beobachter. Bemerkungen wie jene, daß die Rocker bei einer Dienstfahrt jedes Tempolimit einhalten, um in der Straße ihrer Ortsgruppen-Vizepräsidenten die Motoren aufjaulen zu lassen, verwandeln den aufpolierten Mythos zu Schrott.
Dennoch betrachtet Thompson die "Hell's Angels", deren popkulturelle Blüte mit ihrem Angriff auf Anti-Vietnam-Demonstranten in Berkeley am 16. Oktober 1965 ihr Ende fand, mit großem Einfühlungsvermögen. Nicht zufällig steht ein Motto von François Villon, mit dem er eine Vorliebe für Herumtreiber und Halunken teilt, vor seinem Text. In den "Hell's Angels" sah Thompson legitime Söhne der von britischen Kriminellen abstammenden "Linkhorns", die als hoffnungslose Nachzügler lange nach den Siedlern an der amerikanischen Westküste strandeten und noch in der Nachkriegszeit außer ihren verbeulten Fords nicht viel besaßen. Ausgerechnet in diesem um seine Träume betrogenen "White Trash" sieht Thompson den letzten Funken jenes amerikanischen Heldentums glimmen, das sich einst in Outlaws wie Jesse James manifestierte.
Doch trotz vieler Fakten und packender Schlachtbeschreibungen aus belagerten Gebirgskurorten, wo jede Krise des Biernachschubs wie eine Allegorie der Kuba-Krise anmutet, berührt auch "Hell's Angels" dort am stärksten, wo sich der von Marlon Brando abgeschaute Traum vom Außenseitertum in nichts auflöst. Bei Thompson ist dies der Punkt, als die Bande beginnt, ans eigene Image zu glauben und Pressekonferenzen einzuberufen. "Mein ganzes Leben schon sehnt sich mein Herz nach etwas, was ich nicht benennen kann" - das Motto des letzten Kapitels nennt als Quelle: "Erinnerter Vers aus einem längst vergessenen Gedicht". Der lakonische Nachtrag, in dem Thompson berichtet, wie er am Labor Day 1966 ohne Grund von seinen Informanten halb totgeschlagen wird, steht vielleicht für die Erkenntnis, daß keine Recherche diese Sehnsucht jemals stillt. Am letzten Sonntag hat sich Hunter S. Thompson das Leben genommen. (Siehe Nachruf auf Seite 39.)
ANDREAS ROSENFELDER
Hunter S. Thompson: "The Rum Diary". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wolfgang Farkas. Blumenbar Verlag, München 2004. 288 S., geb., 18,- [Euro].
Hunter S. Thompson: "Hell's Angels". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jochen Schwarzer. Wilhelm Heyne Verlag, München 2004. 448 S., br., 9,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Anfang und Ende seines Genres: Hunter S. Thompson
Hätte der junge Rimbaud nicht aufgehört zu schreiben, als er nach Äthiopien verschwand, um sich als Abenteurer durchzuschlagen - vielleicht wären unter der afrikanischen Sonne stolze und seltsame Bücher herangereift wie die von Hunter Stockton Thompson. Allerdings lagen im Reisekoffer des 1937 in Louisville, Kentucky, geborenen Schriftstellers, als er in den späten Fünfzigern in die Karibik aufbrach, um für englischsprachige Zeitungen zu arbeiten und Bowlingbahnen und Spielkasinos zu besprechen, bloß ein paar Sportreportagen für eine Armeezeitung in Florida. Thompson verfaßte eben keine Gedichte, er schrieb Artikel. Durch seine Adern floß nie das Tintenblut eines Dichters, sondern immer - wenn auch versetzt mit allerlei Alkaloiden - die Druckerschwärze eines Journalisten.
Zu Ruhm gelangte Hunter S. Thompson als Schöpfer einer neuen Gattung. In den sechziger Jahren entwickelte er als Mitarbeiter des "Rolling Stone" den "Gonzo-Journalismus", der auf der Einschaltung des Beobachters ins Geschehen beruhte. Er betrachtete die Welt nie aus der abgeklärten Außenperspektive des Romanciers, sondern näherte sich den Dingen stets mit der natürlichen Aufdringlichkeit des Reporters. Doch obwohl Thompson auf auktoriale Distanz nie einen müden Cent gab und jeden Wahnsinn, über den er berichtete, aus berufsethischen Gründen selbst nachvollzog, schrieb er seit seinen Anfängen an einem großen amerikanischen Epos: Das zeigen zwei nun erstmals in deutscher Sprache vorliegende Werke auf beeindruckende Weise. Der lange verloren geglaubte Roman "The Rum Diary", entstanden in den karibischen Jahren und erst 1998 im Original publiziert, verlagert die Mythologie der Pioniere ins von Tagedieben und Investoren heimgesuchte Inselparadies von Puerto Rico. Und die großartige Reportage über die "Hell's Angels" von 1966, für welche der Autor eine Saison unter Rockern verbrachte, spürt einer Schwundstufe des außergesetzlichen Individualismus nach.
Schon die gezeichnete Landkarte am Anfang von "The Rum Diary", die Puerto Rico mit Windrose und Palmen abbildet wie eine Schatzinsel, führt vor Augen, daß es hier um den Einstieg in echtes Gelände geht. Mit dem Finger kann man die üble Hafengegend von San Juan suchen, wo die mit amerikanischem Kapital finanzierte "Daily News" ihre stets von sozialistischen Gewerkschaftern belagerten Redaktionsräume hat - und auch die leeren Strände am "Puerto Rico International Airport", an denen der junge Journalist Paul Kemp manche Nacht verbringt. Weil Kemps berufliche Termine zumeist ins Wasser fallen, trinkt er Rum mit seinen Kollegen, einem Haufen hergelaufener Psychopathen, die ihre Zeit in einem Loch namens "Al's Backyard" totschlagen und selbst aus den Hamburgern noch Salat und Tomatenscheiben entfernen.
In der Schilderung dieser an Hemingway erinnernden Daseinsform gelingt es Thompson immer wieder, das Verstreichen der scheinbar stillstehenden Zeit in grandiosen Bildern zu bannen. Wenn nach einer auf der Polizeiwache verbrachten Nacht das "kühle pinkfarbene Glühen am östlichen Himmelsrand" den Morgen ankündigt, wenn San Juan am Ende eines schwülen Tages dem "Gott des Mülls" huldigt, wenn sich in der Schlußpassage des von Wolfgang Farkas glänzend übersetzten Romans "das leise tödliche Ticken von tausend hungrigen Uhren" aus den nächtlichen Klängen herausschält - dann wird spürbar, daß die Vergänglichkeit das geheime Leitmotiv dieses um eine Tageszeitung kreisenden Tagebuchs ist.
"The Rum Diary" ist trotz aller Abenteuerlust ein zutiefst pessimistischer Roman, der von der Unmöglichkeit handelt, Neuland zu beschreiten, ohne es zu zerstören. Paul Kemp ist ein Goldsucher, der an jedem unberührten Traumstrand das Bedürfnis verspürt, einen Pflock in den Boden zu rammen und das Land in Besitz zu nehmen - und zugleich merkt, daß er als PR-Schreiber bloß die Vorhut der Tourismusbranche bildet und trotz seines Humphrey-Bogart-Lebensgefühls "nur Schachfigur auf einer Auf-höchster-Ebene-und-man-muß-das-Gesicht-wahren-Scheiße" ist.
Von einer halbutopischen Welt handelt auch Thompsons nach seiner Rückkehr aus Lateinamerika entstandenes Buch über die "Hell's Angels" - auch wenn die bärtige Rockergang nicht mit Blumen im Haar nach San Francisco kam, wo ihre Keimzelle lag. Auch hier nahm Thompson eine abgeklärte Haltung ein, die zugleich Sympathie für den Gegenstand zuläßt. Von einer Mystifizierung der Engel, die erst durch das Presseecho auf eine angebliche Massenvergewaltigung in Monterey am 7. September 1964 "einen Publicity-Durchbruch vom Format der Beatles oder Bob Dylans" erlebten, ist Thompson meilenweit entfernt. Immer wieder nennt er die Biker "dreckige Saufbolde" und mokiert sich über den Gestank ihrer Jeanskutten. Auch wird Thompson, obwohl er die Angels ein Jahr lang begleitete und seine Wohnung für wüste Umtrünke bereitstellte, nie zum blinden Beobachter. Bemerkungen wie jene, daß die Rocker bei einer Dienstfahrt jedes Tempolimit einhalten, um in der Straße ihrer Ortsgruppen-Vizepräsidenten die Motoren aufjaulen zu lassen, verwandeln den aufpolierten Mythos zu Schrott.
Dennoch betrachtet Thompson die "Hell's Angels", deren popkulturelle Blüte mit ihrem Angriff auf Anti-Vietnam-Demonstranten in Berkeley am 16. Oktober 1965 ihr Ende fand, mit großem Einfühlungsvermögen. Nicht zufällig steht ein Motto von François Villon, mit dem er eine Vorliebe für Herumtreiber und Halunken teilt, vor seinem Text. In den "Hell's Angels" sah Thompson legitime Söhne der von britischen Kriminellen abstammenden "Linkhorns", die als hoffnungslose Nachzügler lange nach den Siedlern an der amerikanischen Westküste strandeten und noch in der Nachkriegszeit außer ihren verbeulten Fords nicht viel besaßen. Ausgerechnet in diesem um seine Träume betrogenen "White Trash" sieht Thompson den letzten Funken jenes amerikanischen Heldentums glimmen, das sich einst in Outlaws wie Jesse James manifestierte.
Doch trotz vieler Fakten und packender Schlachtbeschreibungen aus belagerten Gebirgskurorten, wo jede Krise des Biernachschubs wie eine Allegorie der Kuba-Krise anmutet, berührt auch "Hell's Angels" dort am stärksten, wo sich der von Marlon Brando abgeschaute Traum vom Außenseitertum in nichts auflöst. Bei Thompson ist dies der Punkt, als die Bande beginnt, ans eigene Image zu glauben und Pressekonferenzen einzuberufen. "Mein ganzes Leben schon sehnt sich mein Herz nach etwas, was ich nicht benennen kann" - das Motto des letzten Kapitels nennt als Quelle: "Erinnerter Vers aus einem längst vergessenen Gedicht". Der lakonische Nachtrag, in dem Thompson berichtet, wie er am Labor Day 1966 ohne Grund von seinen Informanten halb totgeschlagen wird, steht vielleicht für die Erkenntnis, daß keine Recherche diese Sehnsucht jemals stillt. Am letzten Sonntag hat sich Hunter S. Thompson das Leben genommen. (Siehe Nachruf auf Seite 39.)
ANDREAS ROSENFELDER
Hunter S. Thompson: "The Rum Diary". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wolfgang Farkas. Blumenbar Verlag, München 2004. 288 S., geb., 18,- [Euro].
Hunter S. Thompson: "Hell's Angels". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jochen Schwarzer. Wilhelm Heyne Verlag, München 2004. 448 S., br., 9,95 [Euro].
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There are only two adjectives writers care about any more - "brilliant" and "outrageous" - and Hunter has a freehold on both of them Tom Wolfe