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"Der harte Kern, die Outlaw-Elite, das waren die Hell's Angels. Sie trugen einen geflügelten Totenkopf hinten auf ihren ärmellosen Jacken, und sie setzten ihre Mamas hinter sich auf große Chopped Hogs - aller überflüssigen Teile entledigte Motorräder.Die dreckige Horde fuhr mit einer gepflegten Arroganz, sich ihres Rufs als verkommenste Motorradgang in der Geschichte der Christenheit sehr wohl bewusst."
In Hell's Angels begleitet Hunter S. Thompson Mitte der Sechziger Jahre die legendären Motorradrocker auf ihren Touren durch Kalifornien. Thompson trifft auf Ralph "Sonny" Barger, den
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Produktbeschreibung
"Der harte Kern, die Outlaw-Elite, das waren die Hell's Angels. Sie trugen einen geflügelten Totenkopf hinten auf ihren ärmellosen Jacken, und sie setzten ihre Mamas hinter sich auf große Chopped Hogs - aller überflüssigen Teile entledigte Motorräder.Die dreckige Horde fuhr mit einer gepflegten Arroganz, sich ihres Rufs als verkommenste Motorradgang in der Geschichte der Christenheit sehr wohl bewusst."

In Hell's Angels begleitet Hunter S. Thompson Mitte der Sechziger Jahre die legendären Motorradrocker auf ihren Touren durch Kalifornien. Thompson trifft auf Ralph "Sonny" Barger, den legendären Anführer der Angels, und nimmt ein Jahr lang am turbulenten Alltagsleben der Gruppe teil: Schmutz und Schlägereien, exzessiver Drogenkonsum, wilde Parties und vor allem der Drang nach Freiheit zeichnen diese modernen Gesetzlosen aus. Thompson erlebt, wie durch die übertriebene Berichterstattung der Medien der Mythos des berühmtesten und berüchtigsten Motorradclubs der Welt entsteht. Er bli
Autorenporträt
Hunter S. Thompson wurde 1937 in Louisville, Kentucky geboren. Er begann seine Laufbahn als Sportjournalist, bevor er Reporter für den Rolling Stone und als Begründer des Gonzo-Journalismus zu einer Ikone der Hippiebewegung wurde. Hunter S. Thompson nahm sich am 20.02.2005 in seinem Wohnort Woody Creek, Colorado, das Leben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2005

Unterwegs in Himmel und Hölle
Anfang und Ende seines Genres: Hunter S. Thompson

Hätte der junge Rimbaud nicht aufgehört zu schreiben, als er nach Äthiopien verschwand, um sich als Abenteurer durchzuschlagen - vielleicht wären unter der afrikanischen Sonne stolze und seltsame Bücher herangereift wie die von Hunter Stockton Thompson. Allerdings lagen im Reisekoffer des 1937 in Louisville, Kentucky, geborenen Schriftstellers, als er in den späten Fünfzigern in die Karibik aufbrach, um für englischsprachige Zeitungen zu arbeiten und Bowlingbahnen und Spielkasinos zu besprechen, bloß ein paar Sportreportagen für eine Armeezeitung in Florida. Thompson verfaßte eben keine Gedichte, er schrieb Artikel. Durch seine Adern floß nie das Tintenblut eines Dichters, sondern immer - wenn auch versetzt mit allerlei Alkaloiden - die Druckerschwärze eines Journalisten.

Zu Ruhm gelangte Hunter S. Thompson als Schöpfer einer neuen Gattung. In den sechziger Jahren entwickelte er als Mitarbeiter des "Rolling Stone" den "Gonzo-Journalismus", der auf der Einschaltung des Beobachters ins Geschehen beruhte. Er betrachtete die Welt nie aus der abgeklärten Außenperspektive des Romanciers, sondern näherte sich den Dingen stets mit der natürlichen Aufdringlichkeit des Reporters. Doch obwohl Thompson auf auktoriale Distanz nie einen müden Cent gab und jeden Wahnsinn, über den er berichtete, aus berufsethischen Gründen selbst nachvollzog, schrieb er seit seinen Anfängen an einem großen amerikanischen Epos: Das zeigen zwei nun erstmals in deutscher Sprache vorliegende Werke auf beeindruckende Weise. Der lange verloren geglaubte Roman "The Rum Diary", entstanden in den karibischen Jahren und erst 1998 im Original publiziert, verlagert die Mythologie der Pioniere ins von Tagedieben und Investoren heimgesuchte Inselparadies von Puerto Rico. Und die großartige Reportage über die "Hell's Angels" von 1966, für welche der Autor eine Saison unter Rockern verbrachte, spürt einer Schwundstufe des außergesetzlichen Individualismus nach.

Schon die gezeichnete Landkarte am Anfang von "The Rum Diary", die Puerto Rico mit Windrose und Palmen abbildet wie eine Schatzinsel, führt vor Augen, daß es hier um den Einstieg in echtes Gelände geht. Mit dem Finger kann man die üble Hafengegend von San Juan suchen, wo die mit amerikanischem Kapital finanzierte "Daily News" ihre stets von sozialistischen Gewerkschaftern belagerten Redaktionsräume hat - und auch die leeren Strände am "Puerto Rico International Airport", an denen der junge Journalist Paul Kemp manche Nacht verbringt. Weil Kemps berufliche Termine zumeist ins Wasser fallen, trinkt er Rum mit seinen Kollegen, einem Haufen hergelaufener Psychopathen, die ihre Zeit in einem Loch namens "Al's Backyard" totschlagen und selbst aus den Hamburgern noch Salat und Tomatenscheiben entfernen.

In der Schilderung dieser an Hemingway erinnernden Daseinsform gelingt es Thompson immer wieder, das Verstreichen der scheinbar stillstehenden Zeit in grandiosen Bildern zu bannen. Wenn nach einer auf der Polizeiwache verbrachten Nacht das "kühle pinkfarbene Glühen am östlichen Himmelsrand" den Morgen ankündigt, wenn San Juan am Ende eines schwülen Tages dem "Gott des Mülls" huldigt, wenn sich in der Schlußpassage des von Wolfgang Farkas glänzend übersetzten Romans "das leise tödliche Ticken von tausend hungrigen Uhren" aus den nächtlichen Klängen herausschält - dann wird spürbar, daß die Vergänglichkeit das geheime Leitmotiv dieses um eine Tageszeitung kreisenden Tagebuchs ist.

"The Rum Diary" ist trotz aller Abenteuerlust ein zutiefst pessimistischer Roman, der von der Unmöglichkeit handelt, Neuland zu beschreiten, ohne es zu zerstören. Paul Kemp ist ein Goldsucher, der an jedem unberührten Traumstrand das Bedürfnis verspürt, einen Pflock in den Boden zu rammen und das Land in Besitz zu nehmen - und zugleich merkt, daß er als PR-Schreiber bloß die Vorhut der Tourismusbranche bildet und trotz seines Humphrey-Bogart-Lebensgefühls "nur Schachfigur auf einer Auf-höchster-Ebene-und-man-muß-das-Gesicht-wahren-Scheiße" ist.

Von einer halbutopischen Welt handelt auch Thompsons nach seiner Rückkehr aus Lateinamerika entstandenes Buch über die "Hell's Angels" - auch wenn die bärtige Rockergang nicht mit Blumen im Haar nach San Francisco kam, wo ihre Keimzelle lag. Auch hier nahm Thompson eine abgeklärte Haltung ein, die zugleich Sympathie für den Gegenstand zuläßt. Von einer Mystifizierung der Engel, die erst durch das Presseecho auf eine angebliche Massenvergewaltigung in Monterey am 7. September 1964 "einen Publicity-Durchbruch vom Format der Beatles oder Bob Dylans" erlebten, ist Thompson meilenweit entfernt. Immer wieder nennt er die Biker "dreckige Saufbolde" und mokiert sich über den Gestank ihrer Jeanskutten. Auch wird Thompson, obwohl er die Angels ein Jahr lang begleitete und seine Wohnung für wüste Umtrünke bereitstellte, nie zum blinden Beobachter. Bemerkungen wie jene, daß die Rocker bei einer Dienstfahrt jedes Tempolimit einhalten, um in der Straße ihrer Ortsgruppen-Vizepräsidenten die Motoren aufjaulen zu lassen, verwandeln den aufpolierten Mythos zu Schrott.

Dennoch betrachtet Thompson die "Hell's Angels", deren popkulturelle Blüte mit ihrem Angriff auf Anti-Vietnam-Demonstranten in Berkeley am 16. Oktober 1965 ihr Ende fand, mit großem Einfühlungsvermögen. Nicht zufällig steht ein Motto von François Villon, mit dem er eine Vorliebe für Herumtreiber und Halunken teilt, vor seinem Text. In den "Hell's Angels" sah Thompson legitime Söhne der von britischen Kriminellen abstammenden "Linkhorns", die als hoffnungslose Nachzügler lange nach den Siedlern an der amerikanischen Westküste strandeten und noch in der Nachkriegszeit außer ihren verbeulten Fords nicht viel besaßen. Ausgerechnet in diesem um seine Träume betrogenen "White Trash" sieht Thompson den letzten Funken jenes amerikanischen Heldentums glimmen, das sich einst in Outlaws wie Jesse James manifestierte.

Doch trotz vieler Fakten und packender Schlachtbeschreibungen aus belagerten Gebirgskurorten, wo jede Krise des Biernachschubs wie eine Allegorie der Kuba-Krise anmutet, berührt auch "Hell's Angels" dort am stärksten, wo sich der von Marlon Brando abgeschaute Traum vom Außenseitertum in nichts auflöst. Bei Thompson ist dies der Punkt, als die Bande beginnt, ans eigene Image zu glauben und Pressekonferenzen einzuberufen. "Mein ganzes Leben schon sehnt sich mein Herz nach etwas, was ich nicht benennen kann" - das Motto des letzten Kapitels nennt als Quelle: "Erinnerter Vers aus einem längst vergessenen Gedicht". Der lakonische Nachtrag, in dem Thompson berichtet, wie er am Labor Day 1966 ohne Grund von seinen Informanten halb totgeschlagen wird, steht vielleicht für die Erkenntnis, daß keine Recherche diese Sehnsucht jemals stillt. Am letzten Sonntag hat sich Hunter S. Thompson das Leben genommen. (Siehe Nachruf auf Seite 39.)

ANDREAS ROSENFELDER

Hunter S. Thompson: "The Rum Diary". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wolfgang Farkas. Blumenbar Verlag, München 2004. 288 S., geb., 18,- [Euro].

Hunter S. Thompson: "Hell's Angels". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jochen Schwarzer. Wilhelm Heyne Verlag, München 2004. 448 S., br., 9,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein wahrer Blockbuster - ein gigantisches Buch."

Publishers Weekly

"Die faszinierende Schilderung einer Welt, die die meisten von uns nie betreten würden."

The New York Times Book Review

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein Jahr lang begleitete der amerikanische Journalist Hunter S. Thompson Mitte der 60er Jahre die Hell's Angels, ein riskantes Spiel, für das er am Ende halbtot geschlagen wurde, berichtet Andreas Rosenfelder. Thompson, bekannt als der Erfinder des teilnehmenden "Gonzo"-Journalismus, beobachtete die Angels mit einer gewissen Sympathie für ihr Außenseitertum, ohne sie in irgendeiner Weise zu mystifizieren, stellt Rosenfelder klar. Der Schmutz, ihre Männlichkeitsrituale, ihr Aufschneidertum, die Trinkgelage kommen ungeschminkt zur Sprache. Die Angels waren für Thompson der "white trash", schreibt der Rezensent; in ihnen sah Thompson die Nachkommen der britischen Linkhorns, kriminelle Habenichtse und Randfiguren der Gesellschaft, die um ihre Träume betrogen worden seien. Am eindringlichsten sei Thompsons "Hell's Angels" deshalb auch dann, wenn sich der Traum vom heldenhaften Außenseitertum in nichts auflöst, schreibt Rosenfelder. Ansonsten bietet das Buch erwartungsgemäß Schilderungen wüster Saufgelage, wilder Motorradtouren, bedrohlicher Ortsbelagerungen, aber auch viele Hintergrundfakten über eine soziale Randgruppe, deren kurze "popkulturelle Blüte", wie Rosenfelder schreibt, im Jahr 1965 mit dem Überfall auf die Anti-Vietnam-Demonstranten in Berkeley bereits wieder zu Ende ging.

© Perlentaucher Medien GmbH