"Hellwach" ist ein Jugendbuch, welches von der Altersangabe ab 14 Jahren meiner Meinung nach zu niedrig angesetzt wurde. Jugendliche sollten in diesem Alter bitte noch nicht mit extremen Drogenkonsum und diversen Psychosen konfrontiert werden, da dieses sicherlich überfordern wird. Mir als
Erwachsene fiel es mitunter schon schwer Kiris Leben zu reflektieren und anzunehmen. Die ersten 100 Seiten…mehr"Hellwach" ist ein Jugendbuch, welches von der Altersangabe ab 14 Jahren meiner Meinung nach zu niedrig angesetzt wurde. Jugendliche sollten in diesem Alter bitte noch nicht mit extremen Drogenkonsum und diversen Psychosen konfrontiert werden, da dieses sicherlich überfordern wird. Mir als Erwachsene fiel es mitunter schon schwer Kiris Leben zu reflektieren und anzunehmen. Die ersten 100 Seiten hatte Kiri mich gewonnen und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Leider änderte sich irgendwann meine Haltung zu ihr und ich konnte ihr immer weniger Verständnis zuteil werden lassen. Der Anfang des Buches war großartig, denn wir treffen auf eine sehr verletzliche Protagonistin, dessen ältere Schwester Sukey verstarb. Innerhalb der Familie wird über ihren Tod geschweigen und überhaupt kam es mir so vor, als hätte es diese ältere Schwester nie gegeben. Kiri damals 12 Jahre alt, hat sich nicht verabschieden dürfen und dieses sehe ich auch als Grund an, warum der Anruf von Doug sie dermaßen aus der Bahn wirft, dass sie sofort alles stehen und liegen lässt, um die letzten Dinge ihrer Schwester zu holen. Es ist als wird eine alte Wunde ganz tief aufgerissen, da Kiri innerhalb ihrer Familie auf eine Mauer des Schweigens stößt. Kiri muss erkennen, dass Sukey ein anderes Leben geführt hat, als sie sich als Kind ausgemalt hatte. Die Erkenntnis ist erschreckend und schmerzhaft. An diesem Punkt konnte ich mitfühlen und hatte auch wenig Verständnis für Kiris Eltern, die scheinbar nur darum bemüht sind, die äußere Fassade zu erhalten. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, indem Kiri nicht mehr sie selbst zu sein scheint und mir ehrlich gesagt auch unsympathisch wird. Nicht mehr schlafen, nur noch existieren, angefüllt von Wahnvorstellungen, so bestreitet Kiri ihr Leben. Ich empfand ihre Verwandlung als sehr beängstigend und nur Kleinigkeiten wie ein Tanz im Sternenkleid konnten dem Roman ein klein wenig Leichtigkeit geben. Ansonsten ist er wirklich provokativ, da uns Drogenkonsum in aller Offenheit, Depressionen und andere Extreme begegnen.
"Hellwach" macht definitiv wach, aber leider in eine andere Richtung als erwartet. Für mich war es keine leichte Kost und meine Erwartung vielleicht auch etwas zu hoch geschraubt. Kiris Ausbrüche empfand ich mitunter als beschämend. Natürlich ist ein Ausbruch aus den Erwartungen die wir als Eltern an unsere Kinder haben, wichtig um sich selbst zu finden, aber Drogen sind nicht förderlich, um urplötzlich zu einem menschlichen Zombie zu werden. Nicht mehr zu wissen, was richtig oder falsch ist. Die Welt nur noch in Farben zu sehen und Dinge zu tun, die uns unter Umständen nicht im Traum eingefallen wären. In Kiri stecken jede Menge Potential, die sie aber im Drogenrausch komplett vergisst und es nur noch übertreibt. Es ist schwierig eine Person zu beschreiben, die tagelang unter dem Klavier liegt und sich ihren Wahnvorstellungen hingibt, nicht mehr isst und nicht schläft. Die Menschen an ihrer Seite sind wenig hilfreich, um Kiri zu helfen. Ihre Eltern auf Weltreise, der Bruder überfordert, Lukas und Skunk mit sich selbst beschäftigt. Sieht denn niemand Kiris Hilfeschreie? Sieht niemand ihr Scheitern? "Hellwach" brachte mich an meine eigenen Grenzen, denn auch wenn es leicht zu lesen war, einem Jugendbuch angemessen, ist es absolut krass, da die Geschehnisse wirklich andauern und zu keinem guten Ende zu führen scheinen. Mich hinterlässt der Roman mit einem bitteren Nachgeschmack und dem Wissen mehr auf meine Kinder zu achten und sie nicht mit Lieblosigkeit und Nichtbeachtung zu behandeln. Kiri wäre vielleicht nicht abgestürzt, wenn sie Menschen um sich gehabt hätte, die nicht nur Erwarten, sondern auch Geben können. Vielleicht wäre Offenheit von Seiten der Eltern hilfreich gewesen, denn das Lügengebäude das irgendwann einstürzt, bringt Kiris Welt ins Wanken.
Die Altersempfehlung des Verlages ist definitiv zu niedrig gesetzt, da die Emotionen die "Hellwach"freisetzt, überfordern selbst mich als Erwachsene.