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Henri Cartier-Bresson, geboren 1908, wollte eigentlich Maler werden. Er wurde einer der berühmtesten Fotografen des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Reporter reiste er durch die Welt und fand sich an den Brennpunkten der Weltgeschichte wieder: im Spanischen Bürgerkrieg, in Gandhis Indien, im China des jungen Mao. Drei Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft prägten seine Sichtweise tief. Pierre Assouline hat das Leben des Fotografen mit Leidenschaft aufgezeichnet und ist ihm auf den vielen Stationen seines rastlosen Lebens gefolgt.

Produktbeschreibung
Henri Cartier-Bresson, geboren 1908, wollte eigentlich Maler werden. Er wurde einer der berühmtesten Fotografen des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Reporter reiste er durch die Welt und fand sich an den Brennpunkten der Weltgeschichte wieder: im Spanischen Bürgerkrieg, in Gandhis Indien, im China des jungen Mao. Drei Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft prägten seine Sichtweise tief. Pierre Assouline hat das Leben des Fotografen mit Leidenschaft aufgezeichnet und ist ihm auf den vielen Stationen seines rastlosen Lebens gefolgt.
Autorenporträt
Pierre Assouline, geb. 1953 in Casablanca, entstammt einer sephardischen Familie, sein Vater kämpfte in der Resistance. Assouline ist Redaktionschef der Zeitschrift 'Lire'. Er schrieb Biographien, z. B. über Georges Simenon, Jean Jardin, Herge, Gaston Gallimard, Daniel-Henry Kahnweiler, und Dokumentationen z. B. über Lourdes und 'Le dernier des Camondo' über eine legendäre sephardische Bankiersdynastie. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. 'In meinen Augen ist das Leben nicht schwarz-weiß', sagt Pierre Assouline. 'Es ist grau. Was mich interessiert, sind die Menschen und ihre geheimen Schubladen.'
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.02.2007

Kleine Schwarze für den Altmeister

Eine Digitalkamera fürs "Á la sauvette" flink komponierte Bild? Erstklassig, klein, unauffällig? Da gäbe es einen Vorschlag für Sie, Monsieur Cartier-Bresson.

VON HANS-HEINRICH PARDEY

Und Sie müssten nicht einmal Ihre bevorzugte Kameramarke wechseln . . .

Mit welcher Digitalkamera würde wohl der geniale Reporter und Porträtist Henri Cartier-Bresson heute fotografieren? Die Frage klingt so hypothetisch, als sei das "Auge des Jahrhunderts" - des zwanzigsten, versteht sich - schon lange, lange tot. Doch das ist eben das Schicksal der wirklichen Klassiker: dass sie nicht nur ihr Werk abgeschlossen hinterlassen, sondern dass man von ihnen zu Lebzeiten schon wie von bereits Verewigten denkt. Umso mehr, wenn sie so alt werden wie der französische Fotograf, der seit den siebziger Jahren eher wieder Zeichner und Maler sein wollte. "Henri, der Unsichtbare" ist hochbetagt tatsächlich erst 2004 gestorben.

Lassen wir mal beiseite, was er von elektronischen Knipskästchen noch erlebt und gehalten haben mag. Hier soll auch kein Marken-Streit vom Zaun gebrochen werden: Natürlich greift unser Cartier-Bresson wieder zur Leica. Müsste er doch andernfalls eine geschlossen zur stehend freihändigen Selbstentleibung entschlossene Vorstandsriege im mittelhessischen Solms gewärtigen. Und so ein Blutbad wäre einfach nicht sein Stil.

Genauso wenig war es Arbeitsstil des Altmeisters, den professionellen Fotografen als voluminös bepacktes Tragetier von schwerer, surrender, hektisch klackernder Spiegelreflextechnik zu inszenieren. Aufnahmen, die Cartier-Bresson bei der Arbeit abbilden, zeigen einen schlanken Herrn mit nur einer Miniaturtasche über der linken Schulter. Erinnern wir uns: Man nannte das Behältnis seiner Kamera damals "Bereitschaftstasche". Genau darauf kommt es nach der reinen Lehre von H. C.-B. an, digital oder nicht: schussbereit zu sein, wenn man das Bild sieht.

Die Leica D-Lux3 passt, kantig und doch abgerundet wie eine Leica nun mal zu sein hat seit Oskar Barnacks Kinofilmtransportierer, und trotz ihres Objektivtubus' in die Jackentasche. Anmerkung: Wo von der Leica die Rede ist, schließt das immer auch ihre von den gleichen Eltern Matsushita, Osaka (Elektronik und Fertigung) und Leica, Solms (Optik) stammende Zwillingsschwester ein - die Panasonic Lumix DMC-LX2. Alles, was man an der D-Lux3 lobt, darf man auch der LX2 nachsagen; bloß steht bei der Lumix eben Leica nur auf dem Objektiv. Beide Kameras sind ein wenig mehr als nur das Update eines bereits gut beleumundeten Vorgängermodells.

Statt des spiegelschlagenden Dickschiffs von Canon, Nikon und Konsorten immer dabei, sind D-Lux3 und LX2 allzeit bereit wie der Junge Pionier. Die Allerschnellste in Feuerstellung ist diese Kamera allerdings nicht. Zum einen wegen des - eine Freundin sagte, und das trifft's genau, "lamentabel klapprigen" - Objektivdeckels, der erst abgenommen werden muss. Zum anderen weil das einfach zum Niederknien gute DC Vario-Elmarit 1:2,8-4,9/6,3-25,5mm ASPH, ein Neunlinser in acht Gruppen, der die Kleinbildbrennweiten von 28 bis 112 Millimeter abdeckt, erst ausfahren will. Aber die 10-Megapixel-Bilder (1/1, 65-Zoll-Sensor, maximale Bildgröße: 4224 × 2376 Bildpunkte), die man damit machen kann! In unserem Büro hängt eine 50×70-Ansicht von Pappeln und Weiden am grünen Strand der Nidda, aufgenommen mit diesem Objektiv aus schätzungsweise hundert Meter Entfernung. Und immer wenn es so wirkt, als hätten auch andere Leute schöne Töchter, nehmen wir einen Fadenzähler, klettern auf einen Stuhl und gucken uns die Blätter in den Baumwipfeln an. Das beruhigt ungemein, auch wenn es dem Abverkauf anderer Kameramodelle nicht sonderlich förderlich ist.

Eine so schlichte Metallschachtel wie die Ur-Leica, an die diese knapp 200 Gramm Elektronik immer mal wieder erinnern, kann diese Kamera alles, was sich ein ambitionierter Digitalfotograf wünschen mag. Sie kann - bis auf das Ausfahren des Blitzes - alles vollautomatisch, zum Beispiel allein einem Porträt "Schöne Haut" zaubern. Und sie lässt bis hin zum RAW-Modus völlig unbearbeiteter Bilddateien den Fotografen vor, während und nach der Aufnahme alles selber machen, falls er das wünscht. Sie stabilisiert optisch die Aufnahme auch gegen einen Tiger von Silvesterkater, sie weiß, wann die Empfindlichkeit hochgeregelt gehört, weil sich im Schummerlicht etwas bewegt, sie lässt sich mit einem Fingerschnips ins 16:9-Format schalten - und zeigt das auch auf dem 2,7-Zoll-Display (207 000 Bildpunkte) mit diesem Kantenverhältnis - und zwar brillant, wenn's sein muß so hell, dass das Display als Taschenlampe dienen kann. Die Liste der Features und Einstellmöglichkeiten wirkt eher erschreckend, lässt sich aber auf einen ganz einfachen Nenner bringen: die ideale Kompaktkamera, um die Aufnahmen mit denen einer "Profiausrüstung" zu mixen - ohne dass es auffällt.

Zum Werk von Cartier-Bresson gibt der bei Schirmer/Mosel, München erschienene Band "Henri Cartier-Bresson - Seine Kunst, sein Leben" von Jean-Pierre Montier, 39,80 Euro, Zugang. Das Leben des Fotografen schildert die bei Steidl, Göttingen erschienene Biografie von Pierre Assouline, "Henri Cartier-Bresson - Das Auge des Jahrhunderts", 15 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Fotografiert zu werden, das liebte der große Fotograf Henri Cartier-Bresson überhaupt nicht. Und zum regelrechten Interview, das Pierre Assouline gerne führen wollte, hat er sich auch nicht bereit erklärt. So wurde aus den langen, informellen Gesprächen, die die beiden miteinander führten, diese Biografie, die allerdings, daran lässt die Rezensentin Franziska Meier keinen Zweifel, deutlich mehr Schwächen als Stärken hat. Weder über die Persönlichkeit des Dargestellten noch über seine Kunst erfahre man wirklich etwas, vielmehr sei das ganze in erster Linie eine "Ansammlung von Anekdoten, eine schwärmerische Liebeserklärung an das Fotogenie". Über die Jahre im Stalag, einem Kriegsgefangenenlager bei Heidelberg, erfährt man, bedauert Meier, wenig - und auf jeden Fall zu wenig, als dass man die Ansicht des Autors, es handele sich hier um das Schlüsselerlebnis in Cartier-Bressons Leben, vorbehaltlos teilen könne. Bleibt nur das wenig erfreute Resümee: "Da, wo sich der Leser eine Analyse der Fotokunst gewünscht hätte, steigert sich Assouline in begeisterte Beschreibungen der Bilder - von denen nicht ein einziges abgedruckt ist -, in die Beschwörung eines genialen, vom Glück verfolgten Menschen, womit er offenkundig alles für gesagt hält."

© Perlentaucher Medien GmbH