Ich finde es immer wieder spannend, historische Persönlichkeiten in Büchern kennenzulernen, die einem bislang völlig unbekannt und fremd waren. Zwischen Realität und Fiktion schafft es die Autorin, die Geschichte von Henriette Hirschfeld-Tiburtius, der ersten niedergelassenen Zahnärztin Deutschlands
in einem interessanten Roman festzuhalten.
Beginnend mit der 77-jährigen Henriette, die ihren…mehrIch finde es immer wieder spannend, historische Persönlichkeiten in Büchern kennenzulernen, die einem bislang völlig unbekannt und fremd waren. Zwischen Realität und Fiktion schafft es die Autorin, die Geschichte von Henriette Hirschfeld-Tiburtius, der ersten niedergelassenen Zahnärztin Deutschlands in einem interessanten Roman festzuhalten.
Beginnend mit der 77-jährigen Henriette, die ihren Alterswohnsitz in Marienfelde hat und deren schwere Krankheit stetig fortschreitet, erlebt man in Rückblicken zwischen 1838-1911 ihre Kindheit, ihren Werdegang als zwangsverheiratete Frau und später ihren unerschütterlichen Wunsch, aufgrund ständiger eigener Zahnprobleme in der Kindheit Zahnärztin zu werden, was unter den damaligen Umständen und Reglements in Deutschland schier unmöglich war.
Zu lesen, wie sie Chancen nutzt, ihre beste Freundin Friederike ihr beisteht und sie nach besten Kräften und gesellschaftlichen Einflüssen unterstützt war überraschend und unterhaltsam. Auch wenn der Roman keine großartigen Spannungen erzeugt, so fand ich die Erzählung über diese tapfere, mutige und selbstlose Frau bewegend. Zumal der stürmische Gegenwind, was das Studieren und die Zulassung als Ärztin betraf, nicht nur vonseiten der Politik, insbesondere männlicher Personen und Professoren her entgegenschlug, sondern auch durch Falschaussagen über die weibliche Psyche, angebliche Auswirkungen auf Geist und Körper verstärkt wurde, so dass auch viele Damen der Gesellschaft ihr das Leben schwermachten.
Was Henriette alles durchmachen musste, worum sie hart kämpfen und wie sie Rückschläge kassieren musste, sich aber von ihrem Wunsch nicht abbringen ließ, wird bis auf einige freie Änderungen der Autorin auf historisch gut recherchierte, sanfte, ruhige Art erzählt, was aber dem Gesamteindruck nicht geschadet hat. Denn auch ruhige Geschichten können zum Nachdenken veranlassen.
Dabei erwischt man sich dabei, wie man die heutige Zeit mit der damaligen vergleicht und oft mit dem Kopf schüttelt, weil es so viele Vorurteile gab, so viel Verbohrtheit. Und dennoch gab es etliche Frauen, die sich nicht unterkriegen ließen, für die Rechte der Frauen gekämpft haben und damit eine Möglichkeit schufen, fair behandelt und gleichzeitig geschützt zu werden.
Der Einsatz von Henni, ihr großes Herz und ihr wendungsreicher Lebensweg sind ein Vorbild für alle Frauen, die ihren Glauben und ihre Träume nicht aufgeben und unter größtem Einsatz für andere kämpfen, damit die Welt ein kleines bisschen besser werden kann.
Wer Romane über historische Personen gerne liest, dem kann ich diesen Roman gern empfehlen, auch wenn ich mir ein paar kleinere Details zu ihrer Tätigkeit selbst gewünscht hätte, so hat mir die Entwicklung doch sehr gefallen und wieder hab ich eine weitere wichtige Persönlichkeit kennenlernen dürfen, die viel bewegt hat.