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Dem Pilger ist der Weg das Ziel. Was aber, wenn er sich dabei ständig verläuft? Weil er als deutscher Dilettant ausgerechnet in Japan auf Wallfahrt geht? Der Weg heißt 'hachijuhakkasho' (88 Heilige Stätten) und schlängelt sich rund um die Insel Shikoku. Dort pilgern Menschen seit zwölfhundert Jahren, und zwar im Kreis, entlang einer Route von 1300 Kilometern, markiert durch 88 Tempel.Gerald Koll hat sich allein auf diese lange Wanderschaft begeben. Er ist weder Buddhist noch spricht er Japanisch. Beste Voraussetzung also für eine Pilgerreise. Denn pilgern (von latein. 'peregrinus': fremd)…mehr

Produktbeschreibung
Dem Pilger ist der Weg das Ziel. Was aber, wenn er sich dabei ständig verläuft? Weil er als deutscher Dilettant ausgerechnet in Japan auf Wallfahrt geht? Der Weg heißt 'hachijuhakkasho' (88 Heilige Stätten) und schlängelt sich rund um die Insel Shikoku. Dort pilgern Menschen seit zwölfhundert Jahren, und zwar im Kreis, entlang einer Route von 1300 Kilometern, markiert durch 88 Tempel.Gerald Koll hat sich allein auf diese lange Wanderschaft begeben. Er ist weder Buddhist noch spricht er Japanisch. Beste Voraussetzung also für eine Pilgerreise. Denn pilgern (von latein. 'peregrinus': fremd) bedeutet, sich der Fremdheit auszusetzen. So fremd wie inmitten japanischer Sprache und Schrift, Sitten und Sutren kann sich ein Europäer auf dem Jakobsweg nie fühlen. Das Herumirren hat jedoch Methode. Gerade Irrwege halten oft die wahren Entdeckungen bereit. Über Weg und Abwege hat Gerald Koll einen luziden Reisebericht verfasst: über Feuerrituale, nächtliche Schrecknisse, erwachende Schlangen, Gift und Glück wochenlanger Monotonie sowie Momente des Verstehens jenseits der geläufigen Mittel. Winkt hier das Nirwana?Die Aufzeichnungen des Autors sind ein hintergründiger Versuch über 'die Kunst, den Stock aufzusetzen'. Über das Pilgern auf der Spur von 'henro boke' - jenem eigentümlichen Gemütszustand, der den Pilger nach und nach erfassen soll.
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Autorenporträt
Gerald Koll, geb. 1966 in Kiel, lebt als freiberuflicher Kulturjournalist in Kiel und Berlin. Studium der Literaturwissenschaft. 1995 Promotion über Erotik im Stummfilm. Seit 1999 entstehen Dokumentarfilme für arte und 3sat, zumeist mit filmhistorischem Bezug, außerdem Essays und Prosa. Im Frühjahr 2007 pilgerte er zu Fuß um die Insel Shikoku. Daraus entstand sein erster abendfüllender Dokumentarfilm '88 ¿ pilgern auf japanisch' (2008).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2012

Das Schritttempo als Lebensrhythmus

Im Jahr 2007 begab sich der Regisseur und Buchautor Gerald Koll auf eine zwölfhundert Kilometer lange, ringförmig angelegte Wallfahrt zu den "88 Heiligen Stätten" der japanischen Insel Shikoku, die auf den legendären Wanderpriester und buddhistischen Sektengründer Kôbô Daishi (774-835) zurückgeht. Die aphoristischen, in Tagebuchform gehaltenen Reisenotizen sind weniger ein "Buch zum Film", den Koll 2008 fertiggestellt hat, als eine spirituelle Spurensuche nach dem Erleuchtungszustand "henro boke", der sich laut japanischer Gewährsleute und Gewohnheitspilger im Verlauf des "Tempel hopping" unweigerlich einstelle. Entstanden ist trotz des vordergründig etwas zeitgeistigen Kerkeling-Ansatzes ein noch in der Komik der Wandergespräche mit Einheimischen produktiver Kulturschock und Selbstfindungstrip eines "Taubblindstummen". Doch auch als Jakobswegjünger wird für Koll die "sinnliche Aura" heiliger Bezirke erfahrbar, das "Schweigen klangbar". Er beginnt zwischen den "Anstiegen, Gabelungen und Entscheidungen" das Schritttempo als Lebensrhythmus zu begreifen und erlernt die "Kunst, den Stock aufzusetzen". Gewinnbringender als eine etwas bemüht mystische Lyrik wie "Dieser erste Abschied ist eine Art Ankunft" sind Kolls Beobachtungen über das "unleserliche Lächeln", die "servile Umschmeichelung", das "Setzkastensystem" des Speisens oder den Teufelspakt des Schenkens und Gegenschenkens. Erst im "glückhaften Kommunikationsdesaster", das verhindert, dass der Japan-Aufenthalt zur "folkloristischen Nebelkerze" gerät, öffnen sich für den deutschen Adepten die "Filter aus Kultur, Gewohnheit, Bewusstsein und Synapsen", im Zirkelgang des Fußpilgerns mit seinen ephemeren Begegnungen und Wiederbegegnungen spürt er die "narkotische Wirkung zutraulicher Philanthropie". Ein kurzweiliges, wenn auch mit Unwissenheit statt japanologischer Fachkenntnisse kokettierendes Loblied auf erfüllte Entleertheit und das "Dasein in der Auszeit", denn nur der "erleuchtete Tor" entschlüssele die "DNA der Buddha-Natur".

sg

"henro boke. Pilgern auf Japanisch" von Gerald Koll. Edition Korrespondenzen, Wien 2011. 194 Seiten. Broschiert, 19 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein erfrischend respektloser Kommentar zur grassierenden Pilgeritis.« Der Tagesspiegel