Henry sucht - und findet Pippa: Die Geschichte einer unverhofften Freundschaft
Der 9-jährige Henry hat ein sehr ungewöhnliches Hobby: Er sammelt verloren gegangene Dinge und sucht nach ihren Besitzern. Am liebsten stellt er seine Nachforschungen dabei allein an - bis er die quirlige Pippa kennenlernt. Die weicht ihm auf seinen Streifzügen durch die Stadt schon bald nicht mehr von der Seite. Mit Pippas Hilfe findet Henry nicht nur raus, wem das Gebiss gehört, das eines Tages vorm Asia-Laden lag, und wo die vermisste Katze mit dem Knickohr steckt, sondern auch, warum es ihm so wichtig ist, Verlorenes zurückzubringen, und was das alles mit seiner Mutter zu tun hat.
Ein herzerwärmendes Kinderbuch, das niemanden unberührt lässt!
Der 9-jährige Henry hat ein sehr ungewöhnliches Hobby: Er sammelt verloren gegangene Dinge und sucht nach ihren Besitzern. Am liebsten stellt er seine Nachforschungen dabei allein an - bis er die quirlige Pippa kennenlernt. Die weicht ihm auf seinen Streifzügen durch die Stadt schon bald nicht mehr von der Seite. Mit Pippas Hilfe findet Henry nicht nur raus, wem das Gebiss gehört, das eines Tages vorm Asia-Laden lag, und wo die vermisste Katze mit dem Knickohr steckt, sondern auch, warum es ihm so wichtig ist, Verlorenes zurückzubringen, und was das alles mit seiner Mutter zu tun hat.
Ein herzerwärmendes Kinderbuch, das niemanden unberührt lässt!
Eine "Entdeckung" nennt Rezensentin Kathleen Hildebrand die Kinderbuchautorin Maja Konrad und empfiehlt wärmstens deren berührende Freundschaftsgeschichte über den neunjährigen Henry, der aus einer großen Verlusterfahrung heraus ein seltsames Hobby entwickelt: Er sammelt Verlorenes und gibt es seinen Besitzerinnen und Besitzern zurück, wobei er jedoch selbst lieber unbemerkt bleibt. Erst als die vorlaute Pippa in seinem Leben auftaucht, beginnt er sich langsam aus seinem Versteck heraus zu trauen, so Hildebrand. Maja Konrad erzählt diese Geschichte auf lebensnahe, einfühlsame und originelle, jedoch nie exzentrische Weise, lobt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2023Damit niemand etwas vermissen muss
Das Sachenfinden als Heilungsversuch: In ihrem Debüt erzählt Maja Konrad von Henry und einem seltsamen Hobby.
Von Eva-Maria Magel
Von Eva-Maria Magel
Wie kann es sein, dass jemand sein Gebiss verliert, mitten am Tag und auf der Straße? Sachen gibt's, die glaubt man gar nicht. Henry wundert nichts von dem, was er so findet auf seinen Streifzügen. Kuscheltiere, Katzen, Spazierstöcke, sein Kinderzimmer ist eine Insel der geborgenen Gegenstände. Immer wenn Henry Kolonko frei hat, zieht er los und findet, wenn er Glück hat, ein weiteres Mal: die Person, die sich grämt, weil "Hasi" verloren ist. Oder die nuschelt, weil die Zähne fehlen.
Dass der Neunjährige mehr als nur ein spezielles Hobby hat, wird rasch deutlich in "Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden". Zu penibel führt er seine Notizen, etwas zu einsam scheint der Alltag des Jungen, da ist etwas Zwanghaftes zu spüren in dem Wunsch, für andere die Lücke zu schließen, die Vergesslichkeit oder Achtlosigkeit gerissen haben.
Das ist die Hauptgeschichte in Maja Konrads Kinderbuchdebüt, und es ranken sich kleine und große Nebengeschichten darum, die alle mit dem Verlieren, dem Verlust zu tun haben. Und den Wunden, die das schlägt. Das Sachensuchen, ein wunderbar leichtherziges Spiel der Möglichkeiten im Spazierengehen, das Pippi Langstrumpf zu verdanken ist, hat geradezu sein Gegenstück in Henrys obsessivem Sachenfinden und seiner Zurückhaltung. Nie würde er sich persönlich vorstellen, er betrachtet aus der Ferne die "vielen bunten Gefühle", die er auslöst, wenn er irgendwo klingelt und ein Fundstück diskret auf die Schwelle legt.
Zunächst aber findet Henry nicht nur Gebiss, Knöpfe und Schlüsselanhänger, er wird selbst gefunden von der quirligen Pippa, die neu in sein Haus zieht. Die Fragen stellt. Und sich regelrecht an Henrys Fersen heftet bei seinen Rückgabe-Streifzügen durch den Leipziger Süden, zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Clara-Zetkin-Park, in dem sich Henry auskennt wie kaum jemand sonst.
Man merkt Konrads Beschreibung die Ortskenntnis an. Und man merkt auch ein bisschen, dass sie sich vor ihrem Debüt kundig gemacht hat auf der Landkarte dessen, was schreiberisch so geht im Kinderbuch. Wie ihre Figur unternimmt auch sie Streifzüge durch ihr Viertel. Aus den Szenen, die sie so sammelt, hat Konrad, Jahrgang 1983, von Hause aus Tourismusmanagerin, bisher schriftstellerische Miniaturen entwickelt, die man in ihrem Internetauftritt finden kann. Mit der Gruppe Schreibkreativ, einem guten Dutzend schreibender Frauen, einige eher nebenbei, andere im Hauptberuf, hat sie in Workshops und Onlinetreffs Erfahrungen gesammelt und ausgetauscht.
Die Mischung aus einem verdrängten Verlust, einem geheimnisvoll schlecht gelaunten Nachbarn, einer neuen Freundin als Katalysator und einer Schatzsuche in die Vergangenheit ist aus etwas zu vielen Versatzstücken konstruiert - aber mit dem Thema des Verlierens und Findens findet Konrad einen verlässlichen Kettfaden, der es ihr ermöglicht, eine Erzählung zu weben, in der dunkle und bunte Töne Platz finden. Das Interesse an den Abenteuern von Konrad und Pippa, die eine Katze finden und eine Geheimschrift entziffern müssen, unterstreichen die Illustrationen von Stefanie Jeschke, die sich überdies für jede Seite eine Knopfsammlung ausgedacht hat, die den Verlauf der Geschichte begleitet.
Dass der Verlust der Mutter, eines Lebenspartners, einer Kinderfreundin auf dichtem Raum in Henrys Geschichte und die der Nebenstränge passen, hat viel mit einer schlichten, unpathetischen Erzählweise zu tun, die den Leser bei der Stange hält - auch mit der durch sie geschürten Vermutung, da lägen noch sehr viel mehr Geschichten hinter dem Erzählten. Und schließlich mit der wachsenden Erkenntnis, man müsse nicht notwendigerweise das wiederfinden, was man verloren hat. Es kann auch etwas ganz anderes sein, das den Verlust erträglicher macht.
Maja Konrad: "Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden".
Illustriert von Stefanie Jeschke. Carlsen Verlag, Hamburg 2023. 128 S., geb., 12,- Euro.
Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Sachenfinden als Heilungsversuch: In ihrem Debüt erzählt Maja Konrad von Henry und einem seltsamen Hobby.
Von Eva-Maria Magel
Von Eva-Maria Magel
Wie kann es sein, dass jemand sein Gebiss verliert, mitten am Tag und auf der Straße? Sachen gibt's, die glaubt man gar nicht. Henry wundert nichts von dem, was er so findet auf seinen Streifzügen. Kuscheltiere, Katzen, Spazierstöcke, sein Kinderzimmer ist eine Insel der geborgenen Gegenstände. Immer wenn Henry Kolonko frei hat, zieht er los und findet, wenn er Glück hat, ein weiteres Mal: die Person, die sich grämt, weil "Hasi" verloren ist. Oder die nuschelt, weil die Zähne fehlen.
Dass der Neunjährige mehr als nur ein spezielles Hobby hat, wird rasch deutlich in "Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden". Zu penibel führt er seine Notizen, etwas zu einsam scheint der Alltag des Jungen, da ist etwas Zwanghaftes zu spüren in dem Wunsch, für andere die Lücke zu schließen, die Vergesslichkeit oder Achtlosigkeit gerissen haben.
Das ist die Hauptgeschichte in Maja Konrads Kinderbuchdebüt, und es ranken sich kleine und große Nebengeschichten darum, die alle mit dem Verlieren, dem Verlust zu tun haben. Und den Wunden, die das schlägt. Das Sachensuchen, ein wunderbar leichtherziges Spiel der Möglichkeiten im Spazierengehen, das Pippi Langstrumpf zu verdanken ist, hat geradezu sein Gegenstück in Henrys obsessivem Sachenfinden und seiner Zurückhaltung. Nie würde er sich persönlich vorstellen, er betrachtet aus der Ferne die "vielen bunten Gefühle", die er auslöst, wenn er irgendwo klingelt und ein Fundstück diskret auf die Schwelle legt.
Zunächst aber findet Henry nicht nur Gebiss, Knöpfe und Schlüsselanhänger, er wird selbst gefunden von der quirligen Pippa, die neu in sein Haus zieht. Die Fragen stellt. Und sich regelrecht an Henrys Fersen heftet bei seinen Rückgabe-Streifzügen durch den Leipziger Süden, zwischen Karl-Liebknecht-Straße und Clara-Zetkin-Park, in dem sich Henry auskennt wie kaum jemand sonst.
Man merkt Konrads Beschreibung die Ortskenntnis an. Und man merkt auch ein bisschen, dass sie sich vor ihrem Debüt kundig gemacht hat auf der Landkarte dessen, was schreiberisch so geht im Kinderbuch. Wie ihre Figur unternimmt auch sie Streifzüge durch ihr Viertel. Aus den Szenen, die sie so sammelt, hat Konrad, Jahrgang 1983, von Hause aus Tourismusmanagerin, bisher schriftstellerische Miniaturen entwickelt, die man in ihrem Internetauftritt finden kann. Mit der Gruppe Schreibkreativ, einem guten Dutzend schreibender Frauen, einige eher nebenbei, andere im Hauptberuf, hat sie in Workshops und Onlinetreffs Erfahrungen gesammelt und ausgetauscht.
Die Mischung aus einem verdrängten Verlust, einem geheimnisvoll schlecht gelaunten Nachbarn, einer neuen Freundin als Katalysator und einer Schatzsuche in die Vergangenheit ist aus etwas zu vielen Versatzstücken konstruiert - aber mit dem Thema des Verlierens und Findens findet Konrad einen verlässlichen Kettfaden, der es ihr ermöglicht, eine Erzählung zu weben, in der dunkle und bunte Töne Platz finden. Das Interesse an den Abenteuern von Konrad und Pippa, die eine Katze finden und eine Geheimschrift entziffern müssen, unterstreichen die Illustrationen von Stefanie Jeschke, die sich überdies für jede Seite eine Knopfsammlung ausgedacht hat, die den Verlauf der Geschichte begleitet.
Dass der Verlust der Mutter, eines Lebenspartners, einer Kinderfreundin auf dichtem Raum in Henrys Geschichte und die der Nebenstränge passen, hat viel mit einer schlichten, unpathetischen Erzählweise zu tun, die den Leser bei der Stange hält - auch mit der durch sie geschürten Vermutung, da lägen noch sehr viel mehr Geschichten hinter dem Erzählten. Und schließlich mit der wachsenden Erkenntnis, man müsse nicht notwendigerweise das wiederfinden, was man verloren hat. Es kann auch etwas ganz anderes sein, das den Verlust erträglicher macht.
Maja Konrad: "Henry Kolonko und die Sache mit dem Finden".
Illustriert von Stefanie Jeschke. Carlsen Verlag, Hamburg 2023. 128 S., geb., 12,- Euro.
Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine "Entdeckung" nennt Rezensentin Kathleen Hildebrand die Kinderbuchautorin Maja Konrad und empfiehlt wärmstens deren berührende Freundschaftsgeschichte über den neunjährigen Henry, der aus einer großen Verlusterfahrung heraus ein seltsames Hobby entwickelt: Er sammelt Verlorenes und gibt es seinen Besitzerinnen und Besitzern zurück, wobei er jedoch selbst lieber unbemerkt bleibt. Erst als die vorlaute Pippa in seinem Leben auftaucht, beginnt er sich langsam aus seinem Versteck heraus zu trauen, so Hildebrand. Maja Konrad erzählt diese Geschichte auf lebensnahe, einfühlsame und originelle, jedoch nie exzentrische Weise, lobt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein spannendes und lustiges Abenteuer beginnt [...] - kindgerecht und einfühlsam, sehr vorlesegeeignet." Stephanie Scholze Klecks 20240401