Das Œuvre des belgischen Künstlers Henry van de Velde (1863–1957) ist mannigfaltig und umfangreich. Henry van de Velde war vieles in einem: Maler, (Innen)Architekt, Möbel-, Mode-, Schmuck-, Stoff- und Produktdesigner, ebenso Werbegraphiker, Buchgestalter und Typograph. In Weimar verbrachte der Belgier von 1902 bis 1917 fünfzehn entscheidende Jahre seines Lebens. Hier war seine erste große Wirkungsstätte, hier erlebte er Ruhm und Enttäuschung zugleich. Einige Bauten der Stadt zeugen noch heute von van de Veldes reformierendem Schaffen, so auch sein nach eigenen Plänen 1907/08 entstandenes Wohnhaus "Hohe Pappeln" in der Belvederer Allee 58. Schon damals zu den Kuriositäten der Stadt zählend, stellt das Haus noch heute eine Besonderheit dar. Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, dieses überaus interessante und in seiner Vielfalt weitestgehend unentdeckte Künstlerhaus unter verschiedenen Aspekten zu beleuchten und seinem damaligen gesamtkünstlerischen Reichtum nachzugehen. So wird nicht nur die Geschichte des Hauses von den Anfängen bis in die Gegenwart rekonstruiert und der historische Gesamtkomplex anhand von Originalplänen beschrieben, sondern gleichfalls das Bauwerk im Spiegel der Zeit und im Spiegel von van de Veldes persönlichem Schaffen betrachtet. Die unlängst erfolgte Sanierung und Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks ist Gegenstand der abschließenden Betrachtung.