Andrea Thiele hat gemacht, wovon viele träumen: Sie hat Regen und Nebel den Rücken gekehrt und sich im sonnigen Herzen der Toskana niedergelassen. In diesem Buch erzählt sie von Wohnungen im Olivenhain, von der Kunst des arrangiarsi, vom Nummern-Ziehen beim Bäcker und davon, wie es ist, ohne Helm mit einer Vespa in der Sonne Italiens zum Markt zu fahren.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2007Kreativschub in Florenz
Seit fast zweihundert Jahren grassiert in Nordeuropa eine Krankheit, die kaum therapierbar und deren auffälligstes Symptom der fast vollständige Realitätsverlust ist: die Italien-Sehnsucht. Wirklich gefährlich ist die Krankheit nicht, ärgerlich sind nur manche Nebenwirkungen, wenn etwa die Betroffenen ihre Erlebnisse für so außergewöhnlich halten, dass sie diese in Büchern festhalten müssen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine deutsche Journalistin auf der Suche nach der "Leichtigkeit des Seins". Diese findet sie in Florenz, wo "in jedem Stein der Altstadt grenzenlose Kreativität lebt". Schnell auch hat die Autorin mit Giulio die große Liebe an ihrer Seite. Seine "wachen, blauen Augen" und das "verschmitzte Lächeln" werden den Leser durch die zwölf Kapitel des Buchs begleiten. Zu bestehen sind die üblichen Abenteuer des italienischen Alltags, wie die Beschaffung einer Aufenthaltsgenehmigung, eisige Winter ohne Zentralheizung oder die Suche nach einer Wohnung. Das alles wäre erträglich, wenn die Autorin schreiben könnte. Doch die um Munterkeit bemühten Geschichtchen ächzen unter der Last von Adjektiven, Adverbien und sprachlichen Ungeschicklichkeiten. "Langsam wächst auch in mir ein Verlangen, meine Kreativität freizusetzen", fabuliert die im Zweitberuf als Yogalehrerin tätige Romantikerin, um bald darauf "der zarten Stimme der Aquarelllehrerin Sabrina" unter einen Olivenbaum zu folgen. Zwischendurch wird endlich eine Wohnung gefunden: "Bereits die schwere Eichentür lässt mein kunsthistorisches Herz höher schlagen." Weniger Herzklopfen hätte dem Buch gutgetan.
üte.
"Ein Jahr in der Toskana - Reise in den Alltag" von Andrea Thiele. Herder Verlag, Freiburg 2007. 189 Seiten. Broschiert, 12,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Seit fast zweihundert Jahren grassiert in Nordeuropa eine Krankheit, die kaum therapierbar und deren auffälligstes Symptom der fast vollständige Realitätsverlust ist: die Italien-Sehnsucht. Wirklich gefährlich ist die Krankheit nicht, ärgerlich sind nur manche Nebenwirkungen, wenn etwa die Betroffenen ihre Erlebnisse für so außergewöhnlich halten, dass sie diese in Büchern festhalten müssen. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine deutsche Journalistin auf der Suche nach der "Leichtigkeit des Seins". Diese findet sie in Florenz, wo "in jedem Stein der Altstadt grenzenlose Kreativität lebt". Schnell auch hat die Autorin mit Giulio die große Liebe an ihrer Seite. Seine "wachen, blauen Augen" und das "verschmitzte Lächeln" werden den Leser durch die zwölf Kapitel des Buchs begleiten. Zu bestehen sind die üblichen Abenteuer des italienischen Alltags, wie die Beschaffung einer Aufenthaltsgenehmigung, eisige Winter ohne Zentralheizung oder die Suche nach einer Wohnung. Das alles wäre erträglich, wenn die Autorin schreiben könnte. Doch die um Munterkeit bemühten Geschichtchen ächzen unter der Last von Adjektiven, Adverbien und sprachlichen Ungeschicklichkeiten. "Langsam wächst auch in mir ein Verlangen, meine Kreativität freizusetzen", fabuliert die im Zweitberuf als Yogalehrerin tätige Romantikerin, um bald darauf "der zarten Stimme der Aquarelllehrerin Sabrina" unter einen Olivenbaum zu folgen. Zwischendurch wird endlich eine Wohnung gefunden: "Bereits die schwere Eichentür lässt mein kunsthistorisches Herz höher schlagen." Weniger Herzklopfen hätte dem Buch gutgetan.
üte.
"Ein Jahr in der Toskana - Reise in den Alltag" von Andrea Thiele. Herder Verlag, Freiburg 2007. 189 Seiten. Broschiert, 12,90 Euro.
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