Am 28. Februar 2000 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag von Hermann Schell, einem der prominentesten als "Modernist" verdächtigten Theologen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der in Würzburg lehrende Professor für Apologetik geriet aber nicht so sehr wegen abweichender Lehrmeinungen, sondern vielmehr aufgrund der besonderen kirchenpolitischen Situation in einen Strudel von Denunziationen, Anfeindungen und Verdächtigungen, die zu seiner Indizierung führten. Ander als alle bisher erschienenen Bücher über Schell, die sich hauptsächlich mit dessen Theologie befassen, legt der Autor den Akzent seiner eindrucksvollen Biografie auf die zeitgeschichtlichen und kirchenpolitischen Umstände, die mit dem Schlagwort "Modernismus" beschrieben werden. Aus dieser Perspektive gewinnt er eine neue und differenzierte Zuordnung Schells zu den seinerzeit als gefährlich erachteten Strömungen des Amerikanismus, Reformkatholizismus und Modernismus.