Theorien und Forschungsergebnisse der Psychoanalyse können helfen, literarische Werke besser zu verstehen. Umgekehrt lässt sich die Psychoanalyse mit literarischen Figuren und Symbolen zusätzlich konkretisieren. Nadine Mechadani zeigt dieses Wechselspiel an drei ausgewählten Romanen von Hermann Hesse (18771962) auf und eröffnet dabei Ansatzpunkte für einen interdisziplinären Wissenschaftsdialog. Hesse befasste sich intensiv mit dem Werk Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs, pflegte persönlichen Kontakt zu Jung und Josef Bernhard Lang hat den Dichter psychologisch betreut. Das Buch beschreibt im ersten Teil Hesses stets zwischen Bewunderung und Kritik schwankendes Verhältnis zur Psychoanalyse. Dabei treten die unterschiedlichen Perspektiven von Literat und Wissenschaftler zutage. Welche Rolle spielt der Dichter für die Psychoanalyse und umgekehrt? Im Zentrum der Untersuchung stehen Hesses Werke Demian, Siddhartha und Der Steppenwolf. Ansatzpunkte zur Interpretation ausgewählter Figuren, Symbole und Motive dieser drei Romane bieten psychoanalytische Theorien wie beispielsweise der Ödipuskomplex, diejenige von den entgegengesetzten Trieben und die vom Individuationsprozess.