Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, einseitig bedruckt, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Ausgewählte Werke Hermann Hesses, Sprache: Deutsch, Abstract: Es war Mittwoch. An diesem Tag erschien das Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
Wie jeden Mittwoch. An jenem 9. Juli 1958 aber hatte sich die Redaktion eine ganz
besondere Titelgeschichte einfallen lassen. Thema war Deutschlands bis dahin letzter
Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse und seine Affinität zur Gartenarbeit ein
Paradoxon, das durch das Titelblatt noch verstärkt wurde. Auf jenem war der
Schriftsteller mit einem Strohhut abgebildet, während am unteren Rand der Slogan In der Gartenlaube zu lesen war.1
Deutschland2 am Ende der 1950er Jahre. Die Darstellung im Spiegel illustrierte die
Extremform der Ablehnung Hermann Hesses in geradezu idealer Weise ein Bild,
das keinesfalls nur Stimmungsmache eines einzelnen Autors oder eines einzigen
Magazins war, sondern dem damaligen Zeitgeist entsprach.3
USA 1969. Die aus New York stammende Zeitschrift American German Review
erscheint ebenfalls mit einem Leitartikel über Hermann Hesse. Doch im Gegensatz
zu den Diffamierungen, die sich Hesse im Artikel des Spiegels gefallen lassen
musste, erhebt die ansonsten eher wissenschaftlich ausgelegte Monatszeitschrift den
Schriftsteller plakativ zu einem Heiligen. Sie bezeichnet ihn als Guru und titelt auf
der von mehreren Abbildungen Hesse unter zahlreichen langhaarigen Jugendlichen
überfüllten Frontseite Saint Hesse among the Hippies .4
Hesse als Idylliker in der Gartenlaube und Hesse als heiliger Guru. Zwei
Momentaufnahmen, die unterschiedlicher fast nicht sein können. Doch zeigen beide
in vergleichender Perspektive genau jene Ambivalenz auf, mit der die
Rezeptionsgeschichte des Dichters wohl behandelt werden muss. Diese Ambivalenz also Hesses Popularität sowie die Ablehnung des Dichters soll im Folgenden
erläutert und mit Gründen unterfüttert werden. Im Zentrum der Untersuchung soll
dabei das Rezeptionsverhalten der deutschen Studenten5 stehen, da bei diesen der Idealtypus der Ablehnung am stärksten ausgeprägt war und somit am geeignetesten
dargestellt werden kann.
Ob der Autor aus dem schwäbischen Kleinstädtchen Calw letztlich als Guru gelten
kann oder tatsächlich lediglich ein Idylliker in der Gartenlaube war, muss aber
zudem auch im internationalen Vergleich geklärt werden. Zur Verdeutlichung von
Unterschieden eignet sich hierbei wie bereits der Artikel des American German
Review gezeigt hat besonders die Rezeption in den USA, da sich diese in ihrer
Intensität und Übertreibung von jener anderer Länder evident unterscheidet.
[...]
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Wie jeden Mittwoch. An jenem 9. Juli 1958 aber hatte sich die Redaktion eine ganz
besondere Titelgeschichte einfallen lassen. Thema war Deutschlands bis dahin letzter
Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse und seine Affinität zur Gartenarbeit ein
Paradoxon, das durch das Titelblatt noch verstärkt wurde. Auf jenem war der
Schriftsteller mit einem Strohhut abgebildet, während am unteren Rand der Slogan In der Gartenlaube zu lesen war.1
Deutschland2 am Ende der 1950er Jahre. Die Darstellung im Spiegel illustrierte die
Extremform der Ablehnung Hermann Hesses in geradezu idealer Weise ein Bild,
das keinesfalls nur Stimmungsmache eines einzelnen Autors oder eines einzigen
Magazins war, sondern dem damaligen Zeitgeist entsprach.3
USA 1969. Die aus New York stammende Zeitschrift American German Review
erscheint ebenfalls mit einem Leitartikel über Hermann Hesse. Doch im Gegensatz
zu den Diffamierungen, die sich Hesse im Artikel des Spiegels gefallen lassen
musste, erhebt die ansonsten eher wissenschaftlich ausgelegte Monatszeitschrift den
Schriftsteller plakativ zu einem Heiligen. Sie bezeichnet ihn als Guru und titelt auf
der von mehreren Abbildungen Hesse unter zahlreichen langhaarigen Jugendlichen
überfüllten Frontseite Saint Hesse among the Hippies .4
Hesse als Idylliker in der Gartenlaube und Hesse als heiliger Guru. Zwei
Momentaufnahmen, die unterschiedlicher fast nicht sein können. Doch zeigen beide
in vergleichender Perspektive genau jene Ambivalenz auf, mit der die
Rezeptionsgeschichte des Dichters wohl behandelt werden muss. Diese Ambivalenz also Hesses Popularität sowie die Ablehnung des Dichters soll im Folgenden
erläutert und mit Gründen unterfüttert werden. Im Zentrum der Untersuchung soll
dabei das Rezeptionsverhalten der deutschen Studenten5 stehen, da bei diesen der Idealtypus der Ablehnung am stärksten ausgeprägt war und somit am geeignetesten
dargestellt werden kann.
Ob der Autor aus dem schwäbischen Kleinstädtchen Calw letztlich als Guru gelten
kann oder tatsächlich lediglich ein Idylliker in der Gartenlaube war, muss aber
zudem auch im internationalen Vergleich geklärt werden. Zur Verdeutlichung von
Unterschieden eignet sich hierbei wie bereits der Artikel des American German
Review gezeigt hat besonders die Rezeption in den USA, da sich diese in ihrer
Intensität und Übertreibung von jener anderer Länder evident unterscheidet.
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