Erika Schmied unternimmt mehrere Annäherungen an die Person des Künstlers Hermann Nitsch und fragt nach dem Menschen, der hinter den Aktionen steht, die ihn bekannt gemacht haben, so man ihn nicht verkennen wollte. Ohne dem von Nitsch initiierten „Orgien Mysterien Theater“, das er regelmäßig in Schloß Prinzendorf in Szene setzt, etwas von seiner gewiß intendierten Schockwirkung nehmen zu wollen, korrigiert dieser Blick einige der verbreiteten Vorurteile. Das Buch zeigt Nitsch zum Beispiel als leidenschaftlichen Tierfreund, der mit seinen Hunden und Katzen, Pfauen, Gänsen und anderem Geflügel eine beschauliche Existenz führt. Die Fotos – bei wiederholten Besuchen innerhalb der letzten zehn Jahre entstanden – machen deutlich, wie sehr Hermann Nitsch, sein Lebensgefühl und das „Orgien Mysterien Theater“ in der Hügellandschaft des nördlichen Niederösterreich verwurzelt sind, in den ausgedehnten Gärten und Alleen, Höfen und Stallungen von Prinzendorf und nicht zuletzt den Weinkellern und -schenken der Umgebung. Sie zeigen anschaulich, in welch hohem Maße Nitsch übereinstimmt mit dem, was er tut. Erika Schmied führt uns aber auch in das Ferienquartier des Künstlers im norditalienischen Asolo wo er einen abseits gelegenen Bauernhof besitzt und wo er auch viele seiner Aktionen konzipiert hat. Wieland Schmied, Kunsthistoriker, Ausstellungsmacher und Autor zahlreicher Monografien zur modernen Kunst, mit Nitsch seit langem freundschaftlich verbunden, hat wiederholt über dessen Arbeit geschrieben. In einem einleitenden Essay entwirft er ein Charakterbild eines Künstlers, der zu den meistdiskutierten Protagonisten der internationalen Kunstszene gehört.
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