Dies ist eine kurzweilige Informations-Reise vom "Morse-Alphabet" bis hin zum "bit" der Quantenphysik, die deutlich macht, weshalb Information eine zentrale Säule der heutigen Physik darstellt und damit entscheidende Bedeutung für unser Bild vom Universum besitzt. "Information" - wohl kaum ein Begriff dominiert unsere Zeit so sehr wie dieser. Wo immer wir uns aufhalten, wir sind umgeben von Information, so z.B. in ihrer elektronischen Form, sei es verschlüsselt in Radiowellen, im Internet- oder Handyverkehr. Doch was ist überhaupt Information, und warum spielt sie seit einiger Zeit eine so herausragende Rolle im Weltbild der modernen Physik? Das informative Universum ist der brillante Überblick über die Geschichte und Entwicklung eines philosophisch-naturwissenschaftlichen Konzepts, in dessen Zentrum die Information steht. Aufgelockert mit Anekdoten und besonderen Begebenheiten aus dem Leben der jeweiligen Philosophen, Mathematiker und anderer Wissenschaftler vermittelt von Baeyer einen lebendigen Eindruck und ein fachlich seriöses Bild von der wissenschaftlichen Faszination und Bedeutung der Information für unser Verständnis der Natur und Realität.
Vom gerechten Herrscher zum Tyrannen: Der Berliner Althistoriker Ernst Baltrusch vergleicht Herodes mit Kaiser Augustus - und mit Gaddafi.
Gegen Ende des Jahres 15 vor Christus ist ganz Jerusalem im Festfieber. Das Volk jubelt Marcus Agrippa zu. Der römische Staatsmann gibt sich als Freund der Juden. Im Tempel bringt er ein Opfer von hundert Ochsen dar. Abgeschlossen wird der Staatsbesuch durch ein Volksfest, bei dem der Besucher das Volk großzügig bewirtet. Herodes, seit 37 vor Christus durch römische Protektion König in Palästina, ist stolz auf seinen Besucher - und zufrieden mit sich selbst. Den Besucher hatte er zuvor durch sein Land geführt. Marcus Agrippa hat die neugegründete Stadt Sebaste besucht, die das alte Samaria ersetzte, Stadt und Hafen von Caesarea besichtigt, die Festungen Alexandrium, Herodium und Hyrkania bewundert.
Flavius Josephus, der im sechzehnten Buch seiner "Jüdischen Altertümer" von dem Staatsbesuch berichtet, äußert sich nur knapp über den Vorgang. Man möchte gern mehr wissen. Etwa sieben oder acht Jahre zuvor hatte Herodes mit umfangreichen Bauarbeiten am Jerusalemer Tempel begonnen; vielleicht wurde der Staatsbesuch zum Anlass genommen, eine förmliche Einweihung vorzunehmen. Der jüdische Tempel fungierte zumindest während des Besuchs als eine Art römischer Reichstempel. Eines der Tempeltore wurde "Tor des Marcus Agrippa" genannt und mit einer entsprechenden Inschrift versehen.
In seiner Herodes-Biographie macht der Berliner Althistoriker Ernst Baltrusch den Besuch Marcus Agrippas zur Schlüsselszene seiner Interpretation der Gestalt des Herodes. Dieser stand, im Alter von achtundfünfzig Jahren und seit zweiundzwanzig Jahren Herr über Palästina, auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Verhältnisse im Land waren geordnet. Juden und Nichtjuden lebten friedlich miteinander. Während Jerusalem eine vorwiegend jüdische Stadt war, wohnten im südlichen Teil seines Landes Araber, in der Mitte Juden und Samaritaner, in Städten wie Caesarea und Sebaste Griechen und Juden.
Caesarea war, wie Baltrusch ausführt, ein Gesamtkunstwerk aus römischer Architektur und friedlicher, ethnisch und religiös gemischter Bevölkerung. Sein kleines Reich musste Herodes als ein gelungener Mikrokosmos erscheinen, das seinem Vorbild, dem Makrokosmos des Römischen Reichs, in nichts nachstand.
Wie sehen die Quellen von Herodes' politischem Programm aus? Die Forschung hat die Frage bislang zumeist so beantwortet: Herodes wollte ein hellenistischer Herrscher sein, der sich, wie viele der Nachfolger Alexanders des Großen, in einer multiethnischen Welt behaupten wollte. Baltrusch versucht eine andere Erklärung: Als "kleiner Augustus" eiferte Herodes dem Vorbild des römischen Kaisers nach. Als Augustus im Jahr 31 vor Christus bei Actium seine Gegenspieler Antonius und Kleopatra besiegt und seine Herrschaft über das Römische Reich gesichert hatte, wird er von Herodes auf Rhodos besucht. Herodes unterwirft sich dem neuen Herrscher und wird von ihm in seinem Königsamt bestätigt. Vielleicht, so Baltrusch, hat Augustus damals mit Herodes und anderen Klientelfürsten ein politisches Programm entwickelt.
Dieses favorisiert eine monarchische Staatsspitze, ist auf den Ausgleich zwischen regionalen und globalen (also: römischen) Interessen bedacht, und verlangt vom Herrscher, die Zustimmung aller Untertanengruppen zu seiner Person zu erreichen. Baltrusch identifiziert fünf solche Gruppen, von denen Herodes' Herrschaft akzeptiert werden musste: Römer, Juden, Griechen, Idumäer und die eigene Familie.
Zwischen 30 und 12 vor Christus war Herodes in seinem eigenen Herrschaftsgebiet erfolgreich. Darüber hinaus konnte er in mehreren Städten des Römischen Reiches - zum Beispiel durch Stiftungen in Athen und durch die finanzielle Rettung der Olympischen Spiele - großes Ansehen als Wohltäter (Euerget) gewinnen. Auch als Schirmherr von jüdischen Diasporagemeinden trat er auf. Wäre Herodes um 12 vor Christus gestorben, so wäre er als politischer Virtuose in die Geschichte eingegangen. Doch es sollte anders kommen. Zunehmend verliert er die Akzeptanz seiner Untertanen.
Die jüdischen Frommen wollen sich mit Religionsverstößen ihres Königs ebenso wenig abfinden wie mit der Benachteiligung, die sie gegenüber Nichtjuden hinzunehmen haben. Die Griechenstädte sind auf Autonomie erpicht. Die Anhänger der Hasmonäer, die vor Herodes im Land an der Macht gewesen waren, streben nach Wiederherstellung ihres Einflusses. Auch innerhalb von Hof und Familie des Herodes bilden sich Parteien, die einander widerstrebende Ziele verfolgen. Herodes ist indigniert und irritiert. Auf jegliche Unruhe durch gezielte Morde reagierend, wird er zum Diktator. In der Bibel spiegelt sich die Grausamkeit des sich seiner Herrschaft nicht mehr sicheren Königs: Als Herodes erfährt, in Bethlehem werde der König der Juden geboren, lässt er dort alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten; Jesus entkommt dem Blutbad, da seine Eltern den Ort rechtzeitig verlassen können. Zwar ist der Kindermord Legende, doch er erfasst die Vorgehensweise des späten Herodes präzise.
In seinen letzten Jahren wird Herodes zu einem Mann, an dem sich Isolierung und Untergang eines Gewaltherrschers beispielhaft studieren lassen: Die prekäre Machtposition lässt Herodes zum misstrauischen Gewaltherrscher werden, der schließlich jeden Bezug zur Realität verliert und der Außenwelt als Wahnsinniger erscheint. Baltrusch vergleicht den Herodes der späten Jahre mit dem libyschen Diktator Gaddafi. Auch dieser sah seine Akzeptanz schwinden und reagierte darauf mit tyrannischen Maßnahmen. Der Unterschied zwischen Gaddafi und Herodes besteht lediglich in der Art des Todes: Während Herodes im Jahr vier vor Christus einer Krankheit erlag, starb Gaddafi in der libyschen Revolution eines gewaltsamen Todes.
So hat Herodes zwei Gesichter: das eines erfolgreichen Friedensfürsten und das eines Tyrannen. Durch die Darstellung des Flavius Josephus, der Herodes nicht mochte, und durch die christliche Legende vom Kindermord hat sich das Bild des Tyrannen dem kulturellen Gedächtnis eingeprägt. Ernst Baltrusch will diese negative Sicht korrigieren: Herodes dem Großen sei es geglückt, wenigstens für kurze Zeit Frieden in einer Region herzustellen, deren Unruhen uns bis heute erschüttern. Der Althistoriker hat ein großartiges Buch geschrieben, das seiner Disziplin eine neue Aufgabe stellt - das Aufspüren von Friedenszeiten. Wo und wann gab es sie? Wie kamen sie zustande? Warum sind sie an ein Ende gekommen?
BERNHARD LANG
Ernst Baltrusch: "Herodes". König im Heiligen Land. Eine Biographie.
Verlag C. H. Beck, München 2012. 448 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Einige Teile von Ernst Baltruschs Herodes-Biografie sind dem Rezensenten Michael Stallknecht zwar etwas zu trocken geraten, trotzdem findet er die Geschichte des sagenumwobenen Königs spannend, und er bescheinigt Baltrusch, ein sehr kluges Buch geschrieben zu haben. Zunächst erfährt der Rezensent vom Autor, dass die christliche Erzählung vom kindermordenden, "paranoiden Tyrannen" ziemlich sicher bloße Legende ist - zumindest die Kinder hat er nicht getötet, schränkt Stallknecht danach aber ein. Herodes' Paranoia und Grausamkeit lassen sich an anderen Ereignissen ablesen: daran zum Beispiel, dass er seine zahlreichen Ehen mit der Hinrichtung der Frau und oft auch deren Söhnen beendete, an Intrigen, Folter, Willkür und Gewalt, berichtet der Rezensent. Auf der anderen Seite stehen große Verdienste des Königs, erklärt Stallknecht: Herodes schaffte es, ein "multiethnisches und multireligiöses" Reich über mehr als dreißig Jahre zu einen und das, ohne dafür Kriege mit äußeren Feinden anzuzetteln. Außerdem initiierte er große Bauvorhaben, wie den Ausbau des Tempels von Jerusalem. Von Baltruschs hilfreichen Vergleichen des Königs mit den Potentaten der Gegenwart hätte sich der Rezensent mehr, zum Beispiel böten sich in seinen Augen die "Probleme eines Klientelkönigtums" für eine Analogie mit der amerikanischen Außenpolitik an.
© Perlentaucher Medien GmbH
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