Die Einsicht, daß Heroenkulte als zeitlich bedingtes Phänomen aufgefaßt werden müssen, nicht als zeitloses Faktum der griechischen Religion, ist der Horizont, vor dem D. Boehringer seine Untersuchung durchgeführt hat. Da insbesondere für die geometrische und die archaische Epoche kaum Schriftquellen zum Thema vorliegen, hat der Autor das gesamte archäologische Fundmaterial von Heroenkulten - vor allem aus mykenischen Gräbern - als Grundlage seiner Interpretation erfaßt.
In deren Mittelpunkt steht die gemeinschaftsstiftende Funktion der Heroenkulte für verschiedene Gruppen der Gesellschaft. D. Boehringer versucht, aus dem Charakter der archäologischen Funde auf die jeweiligen Kultgruppen zu schließen. Deren Auftauchen und Verschwinden interpretiert er im Rahmen der gesellschaftlichen Organisation - des Staatswerdungsprozesses - in dieser für die Geschichte der Griechen wichtigen, prägenden Zeit.
In deren Mittelpunkt steht die gemeinschaftsstiftende Funktion der Heroenkulte für verschiedene Gruppen der Gesellschaft. D. Boehringer versucht, aus dem Charakter der archäologischen Funde auf die jeweiligen Kultgruppen zu schließen. Deren Auftauchen und Verschwinden interpretiert er im Rahmen der gesellschaftlichen Organisation - des Staatswerdungsprozesses - in dieser für die Geschichte der Griechen wichtigen, prägenden Zeit.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die entscheidende Entwicklung zur Bildung (stadt-)staatlicher Strukturen im antiken Griechenland untersucht David Boehringer in seinem Buch - und zwar anhand archäologischer Forschungsergebnisse zum sogenannten "Heroenkult", dem Kult um Tote, denen eine in die Gegenwart "weiterwirkende Macht" zugesprochen wurde. "Gründlich und umfassend", so Wilfried Nippel, ist Boehringers Analyse der archäologischen Forschung. Es erweist sich, dass manche Vereinfachung - etwa die pauschale Zuordnung der Heroenkulte zu "bäuerlichen Siedlungsgemeinschaften oder Adelsgruppen" - nicht länger haltbar ist. Umgekehrt aber sieht Nippel auch bei Boehringer die Gefahr, auf vorhandene Erklärungsmodelle zurückzugreifen, statt seine Erklärungen aus dem untersuchten Material zu beziehen. Dennoch: das Buch, meint Nippel, ist ein "wichtiger Beitrag für die Kooperation von Archäologie und Althistorie."
© Perlentaucher Medien GmbH
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