Mit fremdem Blick - bauernschlau und selbstbewusst, spitzfindig und philosophisch - betrachten Herr Balaban und seine Tochter Selda in 222 kleinen Geschichten unsere Wirklichkeit. Das verblüfft und irritiert, regt zum Lachen und zum Nachdenken an - genauso wie die vielen Bilder von Linda Wolfsgruber.
Herr Balaban und seine Tochter Selda sind nicht von hier. Das merkt man. Was uns als selbstverständlich gilt, nehmen sie nicht einfach hin. Wie sie trotzdem hier zurechtkommen, wie sie unsere guten und schlechten Gewohnheiten erleben, erzählt Martin Auer in 222 kleinen Geschichten.
Dass einem dabei manches bekannt vorkommt, ist beabsichtigt: Martin Auers Prosaminiaturen erinnern an Brechts berühmte Geschichten vom Herrn Keuner und an chassidische Erzählungen, sein Herr Balaban ist ein Verwandter von Schwejk, Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha. Mit ihnen teilt er den besonderen Humor, der mal trocken ist, mal drastisch - aber immer widerspenstig. Wie diese 222 Geschichten Gewohntes hinterfragen und die Logik auf den Kopf stellen, fasziniert Leser jeden Alters.
Herr Balaban und seine Tochter Selda sind nicht von hier. Das merkt man. Was uns als selbstverständlich gilt, nehmen sie nicht einfach hin. Wie sie trotzdem hier zurechtkommen, wie sie unsere guten und schlechten Gewohnheiten erleben, erzählt Martin Auer in 222 kleinen Geschichten.
Dass einem dabei manches bekannt vorkommt, ist beabsichtigt: Martin Auers Prosaminiaturen erinnern an Brechts berühmte Geschichten vom Herrn Keuner und an chassidische Erzählungen, sein Herr Balaban ist ein Verwandter von Schwejk, Eulenspiegel und Nasreddin Hodscha. Mit ihnen teilt er den besonderen Humor, der mal trocken ist, mal drastisch - aber immer widerspenstig. Wie diese 222 Geschichten Gewohntes hinterfragen und die Logik auf den Kopf stellen, fasziniert Leser jeden Alters.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ausgesprochen angetan ist Rezensentin Caroline Roeder von Herrn Balaban und seiner Tochter Selda, von denen die 222 "subversiv-sinnreichen" Miniaturen dieses "Prachtbandes" "nicht ohne politischen Hintersinn" erzählen. Beide Protagonisten seien "Zugezogene", lässt uns die Rezensentin wissen, die sich vorwiegend in alltäglichen Situationen bewegen würde. Diese Situationen allerdings scheinen sie recht ungewöhnlich zu kommentieren, wodurch das Gewohnte, "aus anderer Perspektive gezeigt" ins Sonderbare verdreht werde. Als literarische Verwandte des (offensichtlich islamischen) Herrn Balaban, nennt die Rezensentin Herrn Keuner, Münchhausen, Eulenspiegel und Schwejk. Deren "Schwänke, Gleichnisse, Kalendergeschichten" würden vom Autor neu und nacherzählt". Die Palette der eingeführten Denkstückchen reicht dabei, den Angaben der Rezensentin zufolge, von "der chassidischen Geschichte bis zum Kalauer". Begeistert hat die Rezensentin auch von den "rund einhundert zweifarbigen Vignetten" aus der "feinen Feder" von Illustratorin Linda Wolfsgruber. Prädikat: "Absolut moralinfrei" und "wunderschön subtil".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.04.2002Alltagsverrücker
Geschichten vom Herrn B.
"Herr Balaban ging durch die Fußgängerzone und zog eine Schnur hinter sich her. ,Na', sagte da einer, ,warum ziehen Sie denn eine Schnur hinter sich her?' ,Probieren Sie selber', sagte Herr Balaban und hielt ihm die Schnur hin. ,Schieben geht nicht!'" Humorimport nicht aus deutschen Landen präsentiert der österreichische Autor Martin Auer in seiner Miniaturensammlung, zur rechten Zeit und sicher nicht ohne politischen Hintersinn.
In 222 Texten erzählt er von dem Duo Vater und Tochter, Herrn Balaban und Selda, die sich als Zugezogene, als Nichteinheimische in vorwiegend alltäglichen Situationen bewegen. Sie kommentieren dabei scheinbar naiv das Gewöhnliche oder antworten mit wortwörtlich nehmendem Sprachwitz; oft handeln sie mit tolpatschig wirkender Begriffsstutzigkeit. Das Gewohnte wird so aus anderer Perspektive gezeigt, und das Normale verdreht sich zum Sonderbaren.
Woher stammen diese Alltagsverrücker? Hierzu gibt Herr Balaban (und der Autor in einem kurzen Nachwort) bereitwillig Auskunft: Herr B. sei Nachfahre des Mullah Nasreddin Hodscha, und dieser stammte aus Tamerlan, dem heutigen türkischen Akschehir. Ebenfalls ein reiselustiger Geselle, dieser Vorfahr, der durch den islamischen Raum wanderte und dort mit seinen Weisheiten Berühmtheit erlangte. Literarische Verwandte sind sicherlich auch die Herren Keuner oder Münchhausen sowie Schelme wie Eulenspiegel oder Schwejk. Deren Schwänke, Gleichnisse, Kalendergeschichten - wie immer man diese Kurzprosa bezeichnen möchte - werden von Martin Auer neu und nacherzählt. Die Palette der hier eingeführten Denkstückchen reicht von der chassidischen Rabbigeschichte bis zum simplen Kalauer, Mischformen selbstverständlich inklusive.
Als Komplizin beim kleinen Grenzverkehr der subversiv-sinnreichen Texte erscheint Linda Wolfsgruber. Rund einhundert zweifarbige Vignetten aus ihrer feinen Feder illustrieren absolut moralinfrei und wunderschön subtil die denkwürdigen Begebenheiten. Schülern und Lehrern sei zu wünschen, daß sie die Texte ganz für sich alleine und ohne Interpretationszwang lesen dürfen; die restliche lesende Menschheit wird sowieso glücklich in dem Prachtband herumstöbern, herumblättern und -schauen und vor sich hin balabanisieren.
CAROLINE ROEDER
Martin Auer: "Herr Balaban und seine Tochter Selda". 222 Geschichten. Illustrationen von Linda Wolfsgruber. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2002. 174 S., geb., 14,90. Ab 8 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Geschichten vom Herrn B.
"Herr Balaban ging durch die Fußgängerzone und zog eine Schnur hinter sich her. ,Na', sagte da einer, ,warum ziehen Sie denn eine Schnur hinter sich her?' ,Probieren Sie selber', sagte Herr Balaban und hielt ihm die Schnur hin. ,Schieben geht nicht!'" Humorimport nicht aus deutschen Landen präsentiert der österreichische Autor Martin Auer in seiner Miniaturensammlung, zur rechten Zeit und sicher nicht ohne politischen Hintersinn.
In 222 Texten erzählt er von dem Duo Vater und Tochter, Herrn Balaban und Selda, die sich als Zugezogene, als Nichteinheimische in vorwiegend alltäglichen Situationen bewegen. Sie kommentieren dabei scheinbar naiv das Gewöhnliche oder antworten mit wortwörtlich nehmendem Sprachwitz; oft handeln sie mit tolpatschig wirkender Begriffsstutzigkeit. Das Gewohnte wird so aus anderer Perspektive gezeigt, und das Normale verdreht sich zum Sonderbaren.
Woher stammen diese Alltagsverrücker? Hierzu gibt Herr Balaban (und der Autor in einem kurzen Nachwort) bereitwillig Auskunft: Herr B. sei Nachfahre des Mullah Nasreddin Hodscha, und dieser stammte aus Tamerlan, dem heutigen türkischen Akschehir. Ebenfalls ein reiselustiger Geselle, dieser Vorfahr, der durch den islamischen Raum wanderte und dort mit seinen Weisheiten Berühmtheit erlangte. Literarische Verwandte sind sicherlich auch die Herren Keuner oder Münchhausen sowie Schelme wie Eulenspiegel oder Schwejk. Deren Schwänke, Gleichnisse, Kalendergeschichten - wie immer man diese Kurzprosa bezeichnen möchte - werden von Martin Auer neu und nacherzählt. Die Palette der hier eingeführten Denkstückchen reicht von der chassidischen Rabbigeschichte bis zum simplen Kalauer, Mischformen selbstverständlich inklusive.
Als Komplizin beim kleinen Grenzverkehr der subversiv-sinnreichen Texte erscheint Linda Wolfsgruber. Rund einhundert zweifarbige Vignetten aus ihrer feinen Feder illustrieren absolut moralinfrei und wunderschön subtil die denkwürdigen Begebenheiten. Schülern und Lehrern sei zu wünschen, daß sie die Texte ganz für sich alleine und ohne Interpretationszwang lesen dürfen; die restliche lesende Menschheit wird sowieso glücklich in dem Prachtband herumstöbern, herumblättern und -schauen und vor sich hin balabanisieren.
CAROLINE ROEDER
Martin Auer: "Herr Balaban und seine Tochter Selda". 222 Geschichten. Illustrationen von Linda Wolfsgruber. Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 2002. 174 S., geb., 14,90
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wortwitz und -spiele, mitunter auch herrlich hintergründig bissige Sprüche, kürzere und längere Storys, gepaart mit passenden, schräg-skurrilen Illustrationen..." Wiener Kurier
"Verbüffende Geschichten, Anekdoten und heiter Szenen über die Unwirklichkeit des Realen und die Realität des Unwirklischen. Jeder einzelne Text regt zum Nachdenken an. Seite für Seite stehen kindsköpfige Aha-Erlebnisse neben philosophischem Witz." Focus
"Die Balabans könnten mit Karl Valentin genauso verwnadt sein wie mit dem Schwejk, und wer Skurriles mag, kann sich ihrer nicht erwehren." Nürnberger Nachrichten
"Aus den Geschichten spricht eine große Wertschätzung alles Menschlichen und eine ungebrochene Toleranz angesichts der damit einhergehenden Schwächen ...Eine anekdotische Hausapotheke in bester Kästner-Manier ist diesem bewährten Autorenpaar gelungen, eine Fundgrube für Fragesteller und Antwortsucher - ohne Altersbeschränkung." Eselsohr
"Witzig wie die Geschichten sind die fantasievollen Illustrationen von Linda Wolfsgruber." Badische Zeitung, Freiburg, 29.10.02
"Der gleichnishaften Textform stellt Linda Wolfsgruber karikierende Bilder zur Seite; Federzeichnungen, Collagen und Stempeldrucke: variantenreich wie die Geschichte selbst, sind diese faszinierenden Illustrationen. Sie vertiefen, pointieren und brechen die jeweiligen Texte in ihrer Bedeutung, verbinden Geschichten miteinander und laden zum ganzseitigen Verweilen ein. Eine anekdotische Hausapotheke in bester Kästner-Manier ist...eine Fundgrube für Fragesteller und Antwortsucher - ohne Altersbeschränkung." Eselsohr 9/02
"Verbüffende Geschichten, Anekdoten und heiter Szenen über die Unwirklichkeit des Realen und die Realität des Unwirklischen. Jeder einzelne Text regt zum Nachdenken an. Seite für Seite stehen kindsköpfige Aha-Erlebnisse neben philosophischem Witz." Focus
"Die Balabans könnten mit Karl Valentin genauso verwnadt sein wie mit dem Schwejk, und wer Skurriles mag, kann sich ihrer nicht erwehren." Nürnberger Nachrichten
"Aus den Geschichten spricht eine große Wertschätzung alles Menschlichen und eine ungebrochene Toleranz angesichts der damit einhergehenden Schwächen ...Eine anekdotische Hausapotheke in bester Kästner-Manier ist diesem bewährten Autorenpaar gelungen, eine Fundgrube für Fragesteller und Antwortsucher - ohne Altersbeschränkung." Eselsohr
"Witzig wie die Geschichten sind die fantasievollen Illustrationen von Linda Wolfsgruber." Badische Zeitung, Freiburg, 29.10.02
"Der gleichnishaften Textform stellt Linda Wolfsgruber karikierende Bilder zur Seite; Federzeichnungen, Collagen und Stempeldrucke: variantenreich wie die Geschichte selbst, sind diese faszinierenden Illustrationen. Sie vertiefen, pointieren und brechen die jeweiligen Texte in ihrer Bedeutung, verbinden Geschichten miteinander und laden zum ganzseitigen Verweilen ein. Eine anekdotische Hausapotheke in bester Kästner-Manier ist...eine Fundgrube für Fragesteller und Antwortsucher - ohne Altersbeschränkung." Eselsohr 9/02