Gottlieb Biedermann, seines Zeichens Haarwasserfabrikant, regt sich über die neuesten Brandstiftungen in seiner Stadt auf. Die Brandstifter gehen steht auf immer die gleiche Art vor: Sie geben sich als harmlose Hausierer aus, nisten sich auf dem Dachboden eines Hauses ein und fackeln dieses später
ab. Biedermann bekommt kurz darauf Besuch von einem sehr freundlichen Hausierer, einem ehemaligen…mehrGottlieb Biedermann, seines Zeichens Haarwasserfabrikant, regt sich über die neuesten Brandstiftungen in seiner Stadt auf. Die Brandstifter gehen steht auf immer die gleiche Art vor: Sie geben sich als harmlose Hausierer aus, nisten sich auf dem Dachboden eines Hauses ein und fackeln dieses später ab. Biedermann bekommt kurz darauf Besuch von einem sehr freundlichen Hausierer, einem ehemaligen Obdachlosen, der sich tränenreich darüber auslässt, dass jeder ihn für einen Brandstifter hält und ob Herr Biedermann ihn nicht übernachten lassen würde. Biedermann möchte keinen vorveruteilen, bevor er ihn kennt, und lässt den Hausierer in seinem Dachboden nächtigen.
1952 erhielt Max Frisch vom BR den Auftrag für ein Hörspiel. Er schrieb daraufhin „Herr Biedermann und die Brandstifter“, das auch 1953 gesendet wurde. Das Hörspiel unterscheidet sich von der späteren Bühnenfassung deutlich in seinem Schluss. Im Hörspiel überlebt Biedermann den Brand und kann vom Autor interviewt werden. Erst 1957 wurde das Hörspiel zum Theaterstück umgearbeitet und 1958 in Zürich uraufgeführt.
Dieses Hörspiel, ist nicht die ursprüngliche BR Fassung von 1952, sondern eine neue Vertonung des schweizer Radios SRF aus dem Jahr 1971 unter der Regie von Klaus W. Leonhard (Laufzeit 71 min), mit Helmut Winkelmann (Verfasser), Wolfgang Rottsieper (Biedermann), Gertrud Rudolph (Frau Biedermann), Fred Kretzer (Schmitz), Paul Felix Binz (Eisenring), Susi Aeberhard (Anna)
Dieses Stück ist mittlerweile ein Theaterklassiker, aber die wenigsten wissen, dass die ursprünglich Fassung das als Auftragsarbeit entstandene Hörspiel ist und eben nicht das Theaterstück. Seit Generationen leiden Schüler unter den Büchern und Stücken von Max Frisch. Auch dieses Stück landet regelmäßig auf Schultheaterbühnen. Der Grund dafür ist einfach, Subtilität ist nicht gerade eine der Stärken vom Max Frisch. Sehr direkt, schon fast mit dem Holzhammer, zieht der Autor in diesem Hörspiel parallelen zwischen Brandstifter und totalitären Systemen, sei es nun Kommunismus oder Nationalsozialismus. Hier legt der Autor sich geschickter Weise nicht fest, jeder kann hineininterpretieren was er mag, sei es Hitlers Machtübernahme oder die Machtübernahme des Kommunismus in der Tschechoslowakei. Die Geschichte an sich ist derartig absurd überzeichnet, dass selbst legasthenische Hauptschulabbrecher verstehen dürften, was der Autor ihnen damit sagen will. Und eben wegen dieser platten Direktheit ist das Stück wohl auf der Bühne und in den Schulen so ein Erfolg (obwohl ich das bei den Schulen mal dahingestellt sein lasse).
Mir ist die Botschaft zu platt, zu direkt, zu plump. Gut, in den 50er Jahren brauchte man es wohl etwas direkter und die Masse des Dorfpublikums, die zur Aufführung der Theatergruppe des Kirchenchors geht freut sich sicherlich endlich mal eine unterschwellige Botschaft eines Autors mitbekommen zu haben, selbst in einem Theaterstück.
Das Hörspiel aus den 70ern klingt schon ein wenig antiquiert. Sprecher und Sprechweise sind, wie man das aus Filmen von damals kennt, ein wenig gehetzt und arg pathetisch bis reißerisch. Für ein Hörspiel durchaus passend und auch die platte Botschaft ist bei Hörspielen durchaus angebracht, denn dieses Medium ist direkter. Hier kann man nicht noch einmal drüberlesen oder zurückspulen. Gesendet ist gesendet.
Fazit. Solider Hörspielklassiker. Leider nicht die tatsächliche Ursendung sondern eine schweizer Neuvertonung, aber dennoch gut gemacht.