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Giraffe und Maus haben wirklich wenig gemeinsam. Nicht nur, dass einer riesig und der andere winzig ist. 'Giraffe war bräunlich, / Maus war grau. / Maus liebte die Nacht, / Giraffe den Morgentau. / Maus knabberte Kerne, / Giraffe mochte Blätter gerne.' Doch als ein Brand den Urwald bedroht, tun sich Herr Groß und Herr Klein zusammen, um sich zu retten.

Produktbeschreibung
Giraffe und Maus haben wirklich wenig gemeinsam. Nicht nur, dass einer riesig und der andere winzig ist. 'Giraffe war bräunlich, / Maus war grau. / Maus liebte die Nacht, / Giraffe den Morgentau. / Maus knabberte Kerne, / Giraffe mochte Blätter gerne.' Doch als ein Brand den Urwald bedroht, tun sich Herr Groß und Herr Klein zusammen, um sich zu retten.
Autorenporträt
Tomi Ungerer, geboren am 28. November 1931 in Straßburg, verpatzte die Reifeprüfung, trampte dafür durch ganz Europa und veröffentlichte erste Zeichnungen im ¿Simplicissimus¿. In New York begann sein unaufhaltsamer Aufstieg als Illustrator, Kinderbuchautor, Zeichner und Maler. Seine Bilderbücher, etwa ¿Die drei Räuber¿ oder ¿Der Mondmann¿, sind moderne Klassiker. Tomi Ungerer starb 2019 in Cork, Irland.
Rezensionen
»Ach, was sind die putzigen Strölchlein der durchschnittlichen Krimis und Thriller für blasse Kerlchen gegen die absurde, böse Komik und Aussagekraft Ungererscher Gestalten.« Thomas Wörtche / Titel Magazin Titel Magazin

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2024

Geht's dem Reim auf den Leim?

Nach fast sechzig Jahren wird das von Tomi Ungerer illustrierte Bilderbuch "Mr. Tall and Mr. Small" ins Deutsche übersetzt: als "Herr Groß und Herr Klein". Der Grund fürs lange Warten liegt im Text.

Vor fünf Jahren starb mit Tomi Ungerer einer der größten Bilderbuchzeichner - man denke nur an "Die drei Räuber", "Der Mondmann" oder "Kein Kuss für Mutter", alle aus den Sechziger- und Siebzigerjahren und seitdem Kinderbuchklassiker - von Ungerers Erwachsenenbilderbüchern, auf die er sich danach überwiegend verlegte, schweigen wir hier, denn diese Zeitungsseite ist nicht der rechte Ort für Meisterwerke wie "The Party", "Das Kamasutra der Frösche" oder "Schutzengel der Hölle". In den letzten zwanzig Jahren seines langen Lebens kehrte er dann wieder regelmäßig zu Publikationen für Kinder zurück. Nennen wir einige der schönsten: "Otto", "Flix", "Die blaue Wolke" oder ganz zuletzt noch "Und jetzt du". Alle wie auch schon die früheren Beispiele von Ungerer nicht nur illustriert, sondern auch selbst geschrieben. Er vermittelte besonders im Alter nicht nur Charme und Schabernack eines kleinen Jungen, sondern besaß auch ein entsprechendes Einfühlungsvermögen.

Man sollte meinen, bei solchem Können und derartiger Popularität eines Autors wäre jedes seiner Bilderbücher greifbar, zumal angesichts der Publikationspraxis von Ungerers Hausverlag Diogenes, der schon zu dessen Lebzeiten die Klassiker immer wieder neu auflegte. Doch nun ist tatsächlich ein bislang hierzulande unbekanntes Bilderbuch von Tomi Ungerer herausgekommen, das eigentlich alt ist, nämlich erschienen bereits 1966 in den Vereinigten Staaten, wo der Zeichner damals lebte, mithin mitten in seiner besten Zeit. Doch es war damals nicht ins Deutsche übersetzt worden. Das mag einen Grund darin haben, dass Ungerer hier keine eigene Geschichte illustriert hatte, sondern eine Versdichtung der heute achtundneunzigjährigen amerikanischen Kinderbuchautorin Barbara Brenner: "Mr. Tall and Mr. Small", die Geschichte von Freundschaft und Rivalität zwischen einer Giraffe und einer Maus. Und ihrer gemeinsamen Abenteuer.

Der englische Titel verrät schon, an welchem Vorbild sich Brenner bei der Abfassung ihrer gereimten Geschichte orientierte: an Theodore Geisel alias Dr. Seuss, dem erfolgreichsten amerikanischen Kinderbuchautor überhaupt. Er hatte nach dem Zweiten Weltkrieg das Prinzip der "Beginner Books" entwickelt. In diesen Bilderbüchern für Leseanfänger wurden durch Reim und Rhythmus (von der mit vielen einsilbigen Wörtern aufwartenden englischen Sprache begünstigt) einprägsame Geschichten erzählt. Das bekannteste Beispiel, millionenfach verkauft, ist "The Cat in the Hat" von 1957. Brenners Text textet im Original streng nach diesem Seuss-Rezept.

Und das mag ein weiterer Grund dafür sein, warum "Herr Groß und Herr Klein", wie der Band nun auf Deutsch heißt, so lange nicht übersetzt wurde: Das Rezept ist mangels Einsilbern und deren im Englischen verbreiteter lautmalerischer Ähnlichkeit nicht einfach in andere Sprachen umsetzbar - schon beim Titel konnte ja der ursprüngliche Reim nicht bewahrt werden. Und zitieren wir noch die ersten vier Zeilen des Buchs: "Giraffe was tannish. / Mouse was gray. / Mouse liked night. / Giraffe liked day." Anna Cramer-Klett, der die undankbare Aufgabe des Eindeutschens oblag, bietet diese Version an: "Giraffe war bräunlich, / Maus war grau. / Maus liebte die Nacht, / Giraffe den Morgentau." Keine Rede mehr vom Stakkato des Originals, das dessen Verse so einprägsam und deshalb fürs Lesenlernen dienlich macht.

So kommt es dann zu Reimgebilden wie "Sie zankten und zeterten / die längste Zeit, / so verbissen in ihren Streit, / dass keiner ahnte die Gefahr: / Ein Jäger, der in der Nähe war . . ." Wo es ursprünglich heißt: "And so they argued / Heatedly / From noon until / Ten after three." Der Jäger taucht auf Englisch erst ein halbes Dutzend Zeilen später auf und setzt versehentlich den Wald in Flammen, was bei Brenner in eine lange weitgehend ungereimte Sequenz mündet, während Cramer-Klett einige Reime mehr hinzufügt, um das im vielsilbigen Deutschen reduziertere Sprachtempo zu kaschieren.

Doch natürlich hat niemand dieses Buch wegen Barbara Brenners Versen übersetzen lassen, sondern Ungerers Bilder waren der Anlass. Sonst hätte man ja auch die 1994 erfolgte Neuillustration der Geschichte durch den Illustrator Mike Shennon zur Vorlage nehmen können, aber was wäre da an typisch ungererscher Virtuosität verpasst worden - allein der Jäger mit seinem Tropenhelm und dem Zwicker auf der Nase! Natürlich ist das ein Klischee, aber eines, das nebenbei den Kolonialismus kritisiert, ohne ihn verbal explizit zu machen. Ungerer zeigt einfach, was er sagen will, und darin bestand immer seine größte Zeichnerstärke; den Bildern ist durch Barbara Brenners Text schon zu viel an Worten beigegeben. Tomi Ungerer selbst konnte besser für sich schreiben - wenn auch ungereimt. Aber missen möchte man das neue alte Buch dennoch nicht. ANDREAS PLATTHAUS

Tomi Ungerer. Barbara Brenner: "Herr Groß und Herr Klein".

Aus dem amerikanischen Englisch von Anna Cramer-Klett. Diogenes Verlag, Zürich 2023. 32 S., Abb., geb., 20,- Euro. Ab 3 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Andreas Platthaus freut sich, dass eine bislang hierzulande unveröffentlichte Arbeit Tomi Ungerers nun auf Deutsch vorliegt. Und zwar handelt es sich, lernen wir, um ein von ihm illustriertes Kinderbuch, das die amerikanische Autorin Barbara Brenner im Stil des Erfolgsautors Dr. Seuss verfasst hat. Das bringt Probleme mit sich, führt Platthaus aus, da die von einsilbigen Wörtern dominierte Sprache Brenners nicht eins zu eins ins Deutsche übertragbar ist. Anna Cramer-Kletts Übersetzung sei dementsprechend weit weniger einprägsam geraten als das Original. Was den Rezensenten jedoch überzeugt, sind die Bilder, in denen, wie stets bei dem Zeichner, Ungerers Aussageabsichten direkt Ausdruck finden.

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