Die Genesis des Herrn Puntila und sein Knecht Matti von Hella Wuolijoki (1886-1954) und Bertolt Brecht (1898-1956) belebt seit fast 70 Jahren den finnisch-deutschen Literaturdialog und ruft immer wieder Diskussionen über die Entstehung des Werkes hervor. Das Buch analysiert alle bisher bekannten Fassungen des Dramas auf einer historisch-deskriptiven Grundlage. Das Ergebnis der Analyse lässt nur marginale Divergenzen in der Struktur der Derivate erkennen: Die oft nur sprachlich-stilistischen Abweichungen gehen vielfach auf ein unterschiedliches Textverständnis zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache zurück. Damit widerspricht die Autorin der gelegentlich in der Brecht-Forschung vertretenen Auffassung, Wuolijokis finnischsprachige Überarbeitung des Brechtschen Puntila sei «die letzte Verzweigung des toten Asts jener Mischfassung, die keinem der beiden Autoren gerecht wird» (Hans Peter Neureuter).