Was die englische Kirchenbaukunst in der hochgotischen Stilperiode des Decorated Style vor allem auszeichnet, ist die erstaunliche Vielfalt von architektonischen Erscheinungsformen, Raumkonzepten und Gestaltungsweisen. Die Forschung hat dieses komplexe Phänomen bislang mit dem Verweis auf eine exzentrische Erfindungsgabe der englischen Baumeister zu erklären versucht. Untersucht man aber die historischen Rahmenbedingungen, so treten stets zwei Funktionen in den Vordergrund, die diese mittelalterlichen Bauvorhaben maßgeblich beeinflusst haben: die herrschaftliche Grablege und der lokale Heiligenkult. Anhand berühmter Prägebauten des Decorated Style wird in der vorliegenden Studie aufgezeigt, dass die architektonische Vielfalt weniger auf der Virtuosität der Baumeister beruht, sondern vielmehr auf dem Versuch, diese beiden Baufunktionen durch eine einzigartige Baugestalt architektonisch zu inszenieren. Daraus resultiert eine grundlegend neue Sicht auf die gotische Baukunst in England.