Die Grundsteinlegung des Merseburger Doms ist ein für das Frühmittelalter selten überlieferter Vorgang, der die Frage nach den Anteilen geistlicher und weltlicher Macht an der "sichtbaren" Wiederaufrichtung des Bistums Merseburg aufwirft. Entstand die Kathedrale im Kernland der Ottonen als "Kaiserdom" Heinrichs II. oder folgt der Bau bischöflichen Gepflogenheiten? Bald nach seiner ersten Weihe 1021 wechselt die Königsherrschaft an den Mittelrhein. So steht der Merseburger Dom am Ende des großen Jahrhunderts ottonischen Kirchenbaus in Sachsen zwischen Traditionswahrung und Erneuerung. Historiker und Kunsthistoriker widmen sich diesen Problemen aus unterschiedlichen Perspektiven und ordnen den Dombau in den zeitgeschichtlichen Kontext ein.