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Wie funktionierte Entscheidungshandeln in vormodernen Gesellschaften - vor Gericht, in politischen Ratsgremien, Versammlungen und Verwaltungsämtern? Formalisierte Entscheidungsverfahren im strengen Sinne sind alles andere als selbstverständlich; sie sind vielmehr erklärungsbedürftig. Wie entstanden strukturell autonome Verfahren, die eine Chance auf Anerkennung ihrer Ergebnisse durch die Beteiligten hatten, auch wenn sie weder deren Interessen noch deren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Wahrheit oder Vernünftigkeit entsprachen? Inwiefern wiesen formale Verfahren in der Vormoderne eine…mehr

Produktbeschreibung
Wie funktionierte Entscheidungshandeln in vormodernen Gesellschaften - vor Gericht, in politischen Ratsgremien, Versammlungen und Verwaltungsämtern? Formalisierte Entscheidungsverfahren im strengen Sinne sind alles andere als selbstverständlich; sie sind vielmehr erklärungsbedürftig. Wie entstanden strukturell autonome Verfahren, die eine Chance auf Anerkennung ihrer Ergebnisse durch die Beteiligten hatten, auch wenn sie weder deren Interessen noch deren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Wahrheit oder Vernünftigkeit entsprachen? Inwiefern wiesen formale Verfahren in der Vormoderne eine strukturelle Unabhängigkeit gegenüber der ständischen Umwelt auf, in die sie eingebettet waren, und machten ihre eigene Logik und ihre eigenen Rollen geltend - oder eben nicht? Beziehungsweise: Warum gab es solche formalen Verfahren in der Regel gerade nicht, welche strukturellen Hindernisse standen ihnen entgegen? Inwiefern handelte es sich eher um informelle Aushandlungsprozesse oder um rituelle Inszenierungen? In welchem Verhältnis standen symbolisch-expressive zu instrumentellen Funktionen von Verfahren? Aber auch: Wann, wie und warum bildeten Entscheidungsverfahren wider Erwarten doch eine ihnen eigene Macht gegenüber den Beteiligten aus?

Mit diesen Fragen befasste sich die hier dokumentierte Tagung, die das Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Projekt »Vormoderne Verfahren« 2008 an der Universität Münster ausgerichtet hat.

Die Beiträgerinnen und Beiträger haben ihre Antworten in Auseinandersetzung mit modernen Verfahrenstheorien entwickelt, insbesondere mit der klassischen frühen Studie von Niklas Luhmann über »Legitimation durch Verfahren«. Es ging darum, an den Kategorien und Begriffen, die die Theorie anbietet, die Wahrnehmung der empirischen Sachverhalte zu schärfen und so diffuse historische Phänomene strukturell genauer beschreibbar zu machen. Der Wert der Theorie für Historiker der Vormoderne - so zeigen die hier versammelten empirischen Fallstudien über die Frühe Neuzeit mit Vor- und Rückblicken auf Mittelalter und Gegenwart - liegt darin, dass sie klare Unterscheidungen und Vergleiche ermöglicht und so ex negativo den Blick für vormoderne Gesellschaften schärft.
Autorenporträt
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, geboren 1955 in Bergisch Gladbach. 1974-1980 Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Köln. 1985 Promotion und 1994 Habilitation an der Universität Köln. 1997 Berufung als C4-Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der WWU Münster. 2003-2011 Sprecherin des Sonderforschungsbereichs »Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme«. 2005 ausgezeichnet mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2007 Ehrendoktorwürde der École normale supérieure Lettres et Sciences humaines in Lyon. Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2012 Sprecherin des Exzellenzclusters »Religion und Politik« an der WWU Münster. Seit 2003 Schriftleiterin der »Zeitschrift für Historische Forschung«; seit 2006 Mitherausgeberin der Zeitschrift »Der Staat«.
Rezensionen
»Der Tagungsband zeigt in sehr anregender Weise, wie hilfreich der theoriegeleitete Blick für das Verhältnis des eigenständigen Charakters der Frühen Neuzeit sein kann [...].«
Luise Schorn-Schütte, in: Die Verwaltung, 2/2014

»Insgesamt ist den Herausgeber/innen und den Autor/innen ein Kompliment auszusprechen, einen konzeptionell durchdachten und hochgradig anregenden Band hervorgebracht zu haben.«
Hanna Sonkajärvi, in: H-Soz-u-Kult, 03.04.2012