Quelle: Buchblog Buchstabenträumerei
Milou kehrt nach einigen Jahren der Abwesenheit nach Venedig zurück und stolpert bereits auf den ersten drei Seiten in unerklärliche und fantastische Ereignisse. Für mich als Leser war der Einstieg spannend und mitreißend. Genau so hatte ich mir den Beginn der
Geschichte vorgestellt. Doch schon nach wenigen Seiten war mir die Handlung zu hektisch und zu…mehrQuelle: Buchblog Buchstabenträumerei
Milou kehrt nach einigen Jahren der Abwesenheit nach Venedig zurück und stolpert bereits auf den ersten drei Seiten in unerklärliche und fantastische Ereignisse. Für mich als Leser war der Einstieg spannend und mitreißend. Genau so hatte ich mir den Beginn der Geschichte vorgestellt. Doch schon nach wenigen Seiten war mir die Handlung zu hektisch und zu überwältigend, eine dramatische Szene jagte die nächste, und ich wartete vergebens auf eine Erklärung beziehungsweise eine ausführliche Einführung. Denn die Welt der Scherben ist ein interessanter und faszinierender Ort, den ich gerne zu Beginn des Buches genauer kennengelernt hätte.
Stattdessen tappte ich ebenso ahnunglos wie Milou durch die Parallelwelt. Unter Umständen kann das ein gutes Spannungselement sein, in diesem Fall war mir die Welt jedoch zu komplex, als dass es funktioniert hätte. Sehr schade.
Die Geschichte enthält sehr viele wunderschöne Gedanken und Gleichnisse, die ich allerdings nicht genug würdigen und in mich aufnehmen konnte, da es zu viele Ablenkungen in Form von Verfolgungsjagden und Kämpfen gab. Es war insgesamt zu voll, zu bunt und zu reich an Allegorien – wie ein Traum, der so schwer fassbar und verwunderlich ist, dass man sich am nächsten Morgen nur noch schwach an einzelne Bilder erinnern kann. Oder wie ein Bilderregen, der auf einen niederprasselt, ohne dass man im Schutz eines Regenschirms aufatmen könnte. (Doch nun genug der eigenen Metaphern.)
Schreibstil
Den Schreibstil möchte ich gerne als verschwurbelt beschreiben. Gefühlt endlose Nebensatzkonstruktionen zwangen mich dazu, immer wieder neu anzusetzen und Sätze drei-, viermal zu lesen. Ich konnte mich dadurch nicht in der Geschichte verlieren, geschweige denn der Handlung vernünftig folgen. Das störte mich am Ende sehr. Ich bezweifle nicht, dass genau das vielen anderen Lesern gefallen wird, doch ich kam damit einfach nicht zurecht und fühlte mich zunehmend verwirrt.
Zudem verstreut Gesa Schwartz Empfindungen und Begriffe auf den Seiten, die stets eine tiefere Bedeutung haben: Kälte, Schatten, Scherben, Farben, Träume, Nacht – um die Wichtigsten zu nennen. Allerdings schien es mir, als würde der Kontext, in dem diese Begriffe verwendet werden, immer etwas variieren, so dass ich sie nie in einen vernünftigen Gesamtzusammenhang erkennen konnte. Das Ende vom Lied: Ich dachte schlicht zu viel nach, anstatt mich auf die Handlung zu besinnen.
Charaktere
Die Charaktere litten meines Empfindens nach leider unter dem Schreibstil der Autorin. Sie setzte den Fokus auf eine poetische Ausdrucksform, so dass neben der Beschreibung der Welt der Scherben und dramatischer Momente den Charakteren nicht genügend Raum gegeben wurde sich zu entfalten. Dabei durchläuft Milou eine starke Entwicklung von einem verängstigten und unsicheren Mädchen hin zu einer selbstbewussten jungen Frau. Doch die geht inmitten der schon beinahe philosophischen Beobachtungen unter. Gleiches gilt für Nív, der auf ein interessantes Leben zurückblicken kann und im Grunde viel zu erzählen haben könnte.
Am meisten fehlte mir jedoch die Möglichkeit, mich in die Charaktere hineinversetzen zu können. Bis zum Ende blieben sie mir fremd und konnten mich nicht berühren.
Fazit
Eine Geschichte, deren Thema mich sehr fasziniert, aber leider nicht überzeugen konnte. Ich verlor mich in der übermäßigen Verwendung von Allegorien und nicht in der Geschichte. Dennoch möchte ich das Buch jedem ans Herz legen, der Geschichten über Träume/r und Parallelwelten mag, denn nicht jeder wird so empfinden wie ich.