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Zentralafrika gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Leise und unaufhaltsam bahnt sich ein schmales Boot den Weg durch den dunklen Urwald. Immer weiter stößt es vor auf dem Flusslauf des Kongo, immer tiefer dringt es ein in den unheimlichen Dschungel. Auf dem Boot sieht der junge Kapitän Marlow mit Ungeduld dem Ziel seiner Mission entgegen: der Begegnung mit dem mysteriösen Elfenbeinhändler Kurtz. Dieser hat sich ganz der Kontrolle der Handelsgesellschaften entzogen und inmitten der Wildnis sein eigenes Schreckensreich errichtet. Marlow soll ihn zurückholen. Doch schon bald stellt sich die Frage:…mehr

Produktbeschreibung
Zentralafrika gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Leise und unaufhaltsam bahnt sich ein schmales Boot den Weg durch den dunklen Urwald. Immer weiter stößt es vor auf dem Flusslauf des Kongo, immer tiefer dringt es ein in den unheimlichen Dschungel. Auf dem Boot sieht der junge Kapitän Marlow mit Ungeduld dem Ziel seiner Mission entgegen: der Begegnung mit dem mysteriösen Elfenbeinhändler Kurtz. Dieser hat sich ganz der Kontrolle der Handelsgesellschaften entzogen und inmitten der Wildnis sein eigenes Schreckensreich errichtet. Marlow soll ihn zurückholen. Doch schon bald stellt sich die Frage: Wird er selbst überhaupt zurückkehren?

Conrads suggestive Novelle erzählt von einer Expedition, die weiter führt als nur in das Zentrum des afrikanischen Kontinents. Sie führt ins Herz des britischen Kolonialreichs, das sich die Welt mit kalter Effizienz untertan machen will, dabei jedoch immer wieder irrationale Brutalität gebiert. Zugleich ist Marlows Reise auch eine ins Verdrängte, Halbbewusste. Undurchdringlich ist nicht nur der Urwald, der sich wie eine schwarze Wand zu beiden Seiten des Flusses auftürmt, sondern auch der Dschungel der Gefühle und Ängste, der sich vor dem jungen Kapitän auftut. Er ist auf einer Reise, nach der er nicht mehr derselbe sein wird.

Autorenporträt
Joseph Conrad, geb. 1857 in der Ukraine, war Sohn polnischer Landadliger. Ab dem siebzehnten Lebensjahr fuhr er für französische und englische Handelsgesellschaften zur See, Erwerb des Kapitänspatents zwölf Jahre später, 1884 Annahme der englischen Staatsbürgerschaft. Zahlreiche Roman-Veröffentlichungen. Der Autor verstarb 1924 in England.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2004

»HERZ DER FINSTERNIS«

Eigentlich ist es immer gerade das, was ich als nächstes lesen will. Meist kommt irgend etwas dazwischen, das keinen Aufschub duldet, etwas Wichtigeres, Aktuelles, das ich mir unbedingt gleich vornehmen muß. Bei meinem Lieblingsbuch dagegen weiß ich ja schon, was drinsteht. Wozu es also nochmals lesen? Weil es mir jedesmal aufs neue fremd und aufregend und anders vorkommt. Vielleicht verhält es sich mit Büchern tatsächlich wie im Leben: Das wahrhaft Liebste ist so unwahrscheinlich, daß man nie aufhört, darüber zu staunen.

Bei der zweiten Lektüre war mir die erste ziemlich peinlich. Schon erstaunlich, dachte ich, wie mich dieses Seemannsgarn dermaßen fesseln konnte. Reiseabenteuer vor Urwaldkulisse - was man halt in jungen Jahren so mag. Doch wieso hätte ich es später wohl noch einmal lesen wollen, wären mir darin nicht so viele unbehagliche Momente düster in Erinnerung geblieben, die so gar nicht in das populäre Muster passen. Erst beim dritten Mal begriff ich: Diese irrsinnige Flußfahrt, von der hier erzählt wird, führt nicht ins Innere irgendeines fremden Kontinents, sondern geradewegs ins eigene Grauen, den blinden Fleck unserer Zivilisation. Beim vierten Lesen dann, ich war inzwischen besser informiert, sah alles anders aus. Wie hatte ich übersehen können, daß diese psychologische Parabel ihre schnöde Voraussetzung in der kolonialen Weltsicht hat, die den weißen Mann ins Zentrum und alle anderen an den Rand stellt? Kein Wunder, daß im zwanzigsten Jahrhundert große Autoren aus Afrika oder der Karibik diese befremdliche Geschichte vielfach neu und anders erzählt haben. Kein Wunder aber auch, daß ich mir den kurzen Text, der soviel Widerspruch herausfordert, immer wieder vornehme.

Erst neulich schien es mir dabei, als sei die zentrale Figur nur ein notdürftiger Platzhalter, der für uns einsteht, während alles Wichtige sich ganz am Rand vollzieht. Zum Beispiel gibt es da jene erstaunliche Stelle, wo der Held mitten im Urwald, in der schrecklichsten Einöde, ausgerechnet auf ein Buch stößt. Darin muß irgend etwas Entscheidendes gesagt sein, aber was genau, bleibt unklar. Eigentlich muß ich Joseph Conrads "Herz der Finsternis" demnächst dringend wieder einmal lesen.

TOBIAS DÖRING

Informationen zu "Unsere Besten - Das große Lesen", einer gemeinsamen Aktion von ZDF und F.A.Z., finden sich im Internet unter www.faz.net/lesen.

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