Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Konstanz, Veranstaltung: Proseminar: Herzog Ernst, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Fiktionalität der Literatur ist keine selbstverständliche Tatsache, wie der heutige Leser zu glauben geneigt ist. Vom Altertum bis zum frühen Mittelalter blieben viele Erzählungen an eine wie auch immer geartete Wirklichkeit, an eine für den Rezipienten nachvollziehbare, jedoch teilweise scheinbare Faktizität gebunden. Im Hochmittelalter tritt eine Tendenz zur verstärkten Fiktionalisierung der Literatur ein und damit werden die Texte ein Stück weit von der objektiven, historisch belegten Lebenswelt entfernt. Für diesen Übergang lässt sich selbstverständlich keine eindeutige Zäsur ausmachen, vielmehr existieren Fiktionalität und Faktizität oftmals nebeneinander in den Texten aus dieser Zeit. Diese Parallelität zweier scheinbar getrennter Seinsbereiche liegt auch im Herzog Ernst B vor. Bereits die strukturale Zweiteilung des Textes in einen potenziell historisch-tatsächlichen Reichsteil und einen unwahrscheinlich-phantastischen Orientteil und deren enge Beziehung zueinander deutet auf diese Koexistenz hin. Ohne Zweifel muss man den Herzog Ernst B allein durch die Einarbeitung des phantastischen Orientteils als extrem fiktionalisierten Text charakterisieren. Sobald der Leser oder der damalige Zuhörer jedoch in die Versuchung gerät, dem Erzähler der Geschichte nur ein wenig Glauben zu schenken, wird die Fiktionalität sofort in Frage gestellt, ja sogar aufs Äußerste negiert. Der Erzähler, und somit auch aus heutiger Sicht die den Text vermittelnde Instanz, versucht mit verschiedenen narrativen sowie argumentativen Strategien eben jene unbezweifelbare Fiktionalität zu verleugnen. Diese Arbeit soll zeigen, wie der Text seinen eigenen Wahrheitsgehalt zu beweisen versucht und dabei an exponierten Stellen der Handlung eine faktische Legitimation des Erzählten ausstellt.
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