Der altschwedische Ritterroman "Hertig Fredrik av Normandie" wurde um 1300 im Auftrag des norwegischen Königshauses nach einer deutschen Vorlage erstellt, die heute verloren ist. Beinahe zwangsläufig hat die deutsche Forschung, bis auf wenige Ausnahmen, diesen Text daher nicht zur Kenntnis genommen. Das vorliegende Buch versucht diesem Missstand abzuhelfen. Es beginnt mit einem umfassenden Forschungsbericht über die ältere skandinavische Forschung zum "Hertig Fredrik av Normandie", der in Skandinavien besonders im 19. Jahrhundert Gegenstand einer Kontroverse über die Herkunft der Vorlage war. Im zweiten Teil des Buchs wird der Text erstmalig auch Nicht-Skandinavisten durch eine Übersetzung des schwedischen Originals zugänglich gemacht. Dazu wurde der Text anhand von Mikrofilmen aus dem "Codex Verelianus" (Sigle B) neu ediert und möglichst textnah und zeilengetreu ins Deutsche übersetzt. Im dritten Teil des Buchs wird der "Hertig Fredrik av Normandie" auf motivische Gemeinsamkeiten mit zeitgenössischen Ritterromanen deutscher Provenienz hin untersucht. Dabei offenbart sich der "Hertig Fredrik" - und damit auch seine postulierte deutsche Vorlage "Herzog Friedrich" - als Grenzgänger zwischen den Gattungen. Er ist unter anderem mit dem klassischen Artusroman, insbesondere dem "Iwein"und dem "Erec" Hartmanns von Aue stark verbunden. Das typische Personal wie Zwerge und Riesen hat seinen Platz im Text, ebenso wie ein Ritterturnier. Doch bei der bloßen Aneinanderreihung arturischer Motivik hat es der Autor nicht bewenden lassen, denn er verlegte die Handlung in eine nacharturische Ära, in der der Artushof nicht mehr existiert und somit seine traditionelle zentrale Rolle im Roman nicht mehr wahrnehmen kann. Auch die Brautwerbung des Helden hat nicht mehr viel mit ritterlicher Galanterie zu tun, schleicht dieser sich doch mit Hilfe seines Zauberrings in das Gemach der Prinzessin. Der Autor des "Herzog Friedrich von der Normandie" hat aus dem vorhandenen Motivrepertoire des klassischen Artusromans, der Brautwerbungsepik und der deutschen chanson de geste einen nachklassischen Artusroman gefertigt, der sich bereits bewusst vom klassischen Artusroman löst und ein Bindeglied zwischen diesem und dem zeitlich folgenden Minne- und Herrschaftsroman darstellen könnte. Die neue Untersuchung datiert den Text anhand dieser Indizien auf den Zeitraum um 1250 und hofft, durch Bereitstellung der deutschen Übersetzung den Grundstein für weitere, tiefergehende Forschung gelegt zu haben.
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